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Gebirgslandschaft als Ereignis: Marie-Theres Amici in der Galerie Rössli Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Zum zweiten Mal zeigt Marie-Theres Amici eine Auswahl zeichnerischer Arbeiten in der Galerie Rössli, Balsthal

Die Landschaft ist seit langem das Leitmotiv im Schaffen von Marie-Theres Amici, die, 1943 im luzernischen Neuenkirch geboren und in Solothurn aufgewachsen, sich an den Kunstgewerbeschulen Basel und Luzern sowie an der Kunstakademie Krakau ausbilden liess. Diese Landschaften, hier im ersten Raum also das Gebirge in all seinen Formationen, Stimmungen, jahreszeitlichen Metamorphosen und wandelnden Naturstimmungen, sind mehr als Zeichnungen. Es sind kontemplative Prozesse, um das Gesehene und Wahrgenommene, das Erlebte und das Reflektierte, die Wirkung und Einflüsse von Licht, Schatten, Natur und Farbe, Atmosphäre und Moment als immer neu zu begreifende Projektion zeichnerischer Selbstfindung zu beschreiben. Oder ganz einfach mit den Worten der Künstlerin «jede Landschaft, die ich auswähle, ist ein Ereignis», sei es in der Verdichtung der Linien, sei als im Zusammenwirken von Kontur und Geste, Kontrast und Farbe. Mit ihrem unverkennbaren Strich mit farbigen Pastellkreiden transformiert Marie-Theres Amici immer wieder neu diese topografischen Zeichen und landschaftlichen Gesichter, klimatischen Verhältnisse, eine unmittelbare Flora oder eine landschaftliche Fernsicht auf Gebirge und Bergseen. Es ist nicht das Spektakuläre, das Marie-Therese Amici sucht und zeichnet, denn manchmal kommen die Orte und Ausblicke auf sie zu, und dann wird das meist Unspektakuläre in der Zeichnung zu einem besonderen Moment. Das Landschaftliche bleibt stets bestehen, ist jedoch aus ihrer vermeintlichen Wirklichkeit losgelöst in neue Stimmungen. Jede Arbeit wird dabei rückseitig mit Entstehungsmonat und -jahr gekennzeichnet, Notationen wandelbarer Ereignisse als eine Art Agenda fixiert. Diese Momente des Erlebens verewigen sich als immer neu zu begreifender zeichnerischer Akt zwischen Schichten und Strukturieren, Nähe und Distanz, freier und nachvollziehbarer Bildfindung: Sei es als winterliche Waldwege, goldgelbes Herbstleuchten,  ausgeleuchteter Bergsee, fein schraffierte, sich dem Erkennbaren entziehende Nebelschwaden oder als klar konturierter, malerisch wirkender Blick in die Bergwelt. Ja, diese Landschaften sind bereiste und erlebte – und in der Zeichnung nacherlebte. Mit der Zeichenmappe und Pastellkreide unterwegs entstehen sie «plein air» direkt vor Ort in intensiver Dichte und subjektiv wahrgenommenem Ort: Schweizer Pässe wie Kleine Scheidegg, Bernina, Gotthard, Grimsel, Susten, Sils Maria.
In den feinen Bleistiftzeichnungen dann im zweiten Ausstellungsraum skizziert Marie-Theres Amici einmal geologisch-steinerne Strukturen zu verwunschenen Vexierbildern und autonomen Netzwerken der Natur, welche die Phantasie und Assoziationsfreude der Betrachtenden anregen. Um in den Museumszeichnungen die Malerei – reduziert auf Form, Linie, Tiefe – wieder in die Bildstudie zurückzuführen und in den schwarzweissen Tuschezeichnungen die malerische Wirkung von Wolken, Schatten, Licht und Landschaft beinahe holzschnittartig zu sichten. Im Kellergewölbe zeigt die Künstlerin kleine, auf dem Bernina-Pass entstandenen Einblicke, die mit farbigen Pastellkreiden weich verdichtet aus dem weissen Papier herauswachsen. Kleine Ausschnitte dessen, was letztendlich in der Erinnerung bleibt und doch für das Ganze des Erlebten steht.

Bis 16.9., geöffnet So + Fr 18-21 Uhr, Sa 15-18 Uhr, So 11-14 Uhr. Vernissage Sonntag, 26.8., 11.30 Uhr.

Bild von Marie-Theres Amici in der Galerie Rössli Balsthal 2018
Bild von Marie-Theres Amici in der Galerie Rössli Balsthal 2018