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Von Schluchten und Werkzeugen: Peter Jeker in der Galerie Rössli Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Zum ersten Mal als Künstler zeigt Peter Jeker in der Galerie Rössli eine Auswahl zeichnerischer Impressionen. «Sehen ist zeichnen», sagt Jeker und zeigt unter anderem seine Sichten und Ansichten von Schluchten, Wildbächen, Bachbetten und Werkzeugen.

Jetzt steht er leibhaftig selber mal auf der Bühne der Kunst: Peter Jeker, allen bekannt als langjährig engagierter Lehrer (1974-2009) für bildnerisches Gestalten und Bildbetrachtung an der Kantonsschule Solothurn, wie als geschätzter und engagierter Kunstvermittler. Dazu hat er der Galerie Rössli 20 Jahre lang als künstlerischer Berater mit Rat und Tat, mit Wort und profundem Wissen zur Seite gestanden. Belohnt wurde dieses Engagement für die Kunst 2013 mit dem Preis des Kantons Solothurn für Kunstvermittlung. Dabei hat der aus Mümliswil gebürtige Peter Jeker schon immer gezeichnet – sei es in der Freizeit, in der Schule, als Vorbereitung für die Schule, in kreativer wie ausgesprochen didaktischer Methode für den Unterricht, in Ausstellungen, in den Auszeiten der Stille in der Natur. Das Zeichnen ist für Peter Jeker die Methode, etwas anzusehen, zu ordnen und zu verstehen, etwas vertieft wahrzunehmen.
«Sehen ist zeichnen», sagt der 1946 geborene Jeker und zeigt unter anderem seine Sichten und Ansichten von Schluchten, Wildbächen, Bachbetten, mit der Feder beinahe vexierbildartig festgehalten, auch mit Pinsel und Acryl, teils sogar mit Tusche. Entstanden sind sie in der freien Natur, vor Ort – «sur le motif» –, sich immer an der Natur orientierend, die Natur sehend und doch sich im Strich, in der Formgebung vom Abbild lösend, das Gesehene vereinfachend, vertieft er gleichzeitig die Magie des Moments, den wahrgenommen Augenblick.

Die Einsamkeit in der Landschaft
Peter Jeker schätzt nämlich diese Freiheit des Zeichnens wie die Einsamkeit in der Landschaft, sei es die Limmernschlucht, die Wolfsschlucht, die steinernen Formationen, knorrige Bäume, die wilden Wasser, die Kreativität der Natur, die zur Kreativität seines Zeichnens wird. Frei von künstlerischen Einflüssen oder Trends ist der Akt des Zeichnens bei Peter Jeker wie eine Handschrift, die wie eine Lebensgeschichte sich immer neue Kapitel sucht, fabuliert und hier nun einen Ausschnitt aus seinem Leben offenbart. Und wenn man in seinen Leporello-artigen Skizzen-, eher Jahresbüchern, blättert, man all die schriftlichen Betrachtungen, Notizen, Reflexionen und Beschreibungen studiert, dann erkennt man: Peter Jeker ist – über den pointierten Kunstpädagogen hinaus – ein exakter und eloquenter Erzähler in Wort und Bild. Denn er protokolliert in seinen Zeichnungen sein Sehen, seine Betrachtungen, Ideen und seine Erkenntnisse, genauso wie seine Neugier und eine experimentelle Lust an der formalen Bildgestaltung, an den technischen Raffinessen wie zum Beispiel in den Radierungen, wenn er dann in den Unikaten aus alten Zangen anekdotische Fabelwesen kreiert.

Nicht die Vervielfältigung ist wichtig, sondern die Vielfalt
Nicht die Vervielfältigung eines Blattes ist wichtig, sondern die Vielfalt der formalen und erzählenden Bildgebung. Womit wir beim Werkzeug als thematischer Herausforderung wären, bei alten Handwerksgeräten mit familiärer Tradition, die so manchen Einsatz, manches Feuer überstanden haben und nun Modell stehen für raffinierte Bildgeschichten. Vor allem sind es alte Kneifzangen, denen Peter Jeker mit ebenso spitzen wie weichen Strichen Leben und Bewegung einhaucht, sie zu menschlichen Gestalten und Tiergestalten verwandelt. Man meint Tanzende zu erkennen, Raubvogelartiges, aufgereihte Sardinen, statisch-ehernes Material, das zu leben und zu erzählen vermag.

Bis 16. Dezember. Geöffnet: Do + Fr 18-21 Uhr, Sa 15-18 Uhr, So 11-14 Uhr. Der Künstler ist am 2./7./16. Dezember anwesend. Buchvernissage «Galerie Rössli 1968-2018» am Sonntag, 16. Dezember, 13.30 Uhr, Kornhaus Balsthal

 

Peter Jeker 2018 in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Peter Jeker 2018 in der Galerie Rössli in Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)