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Am Ende eine Ausstellung zum Totentanz: Kulturschaffende im Kulturzentrum Palais Besenval in Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Die letzte Ausstellung des Kulturzentrums Palais Besenval in Solothurn im gleichnamigen Palais thematisiert den «Totentanz - Werden/Sein/Vergehen». Zahlreiche regionale Kunstschaffende äussern sich künstlerisch vielfältig zu diesem Thema.

Leben, Tod, Vergänglichkeit bestimmen seit jeher den Kreislauf aller Dinge. Doch das Thema Tod ist gerade in unserer Zeit und Gesellschaft ein heikles, ein Tabu. Dabei haben seit dem Mittelalter bis ins Hier und Heute immer wieder Künstlerinnen und Künstler in zahlreichen Bildern und Bildzyklen den Tod und die Vergänglichkeit, das existentielle Sein, aus unmittelbaren Erfahrungen heraus wie als kritische Auseinandersetzung, versinnbildlicht. Schon die mittelalterliche Allegorie des «Totentanzes» wurde zu einem narrativen und appellativen Beweis von der unabdingbaren Gültigkeit des Todes für alle. Und der Tod in all seinen Dimensionen ist bis heute präsent in den Kriegen, Hungersnöten, Aids, der alltäglichen Gewalt, den Verzweiflungstaten.

Initiiert und organisiert von Peter André Bloch
Und wie präsentiert sich die malerische und teils plastische Reflexion mit dem Sinn des Werdens, Seins, Vergehens, mit dem Gedanken des Totentanzes in dieser Ausstellung? Initiiert und organisiert wurde sie von Peter André Bloch, Präsident des Kulturzentrums, der in seiner eloquent-emotionalen Vernissagen-Rede die Frage stellte, wie die Künstler mit diesem Thema umgehen würden; was geschaffen wird, was letztendlich bleibt - Kunst nämlich. Und diese ist hier zu verstehen als stille Botschaften, subjektive Positionen und Projektionen. Eine kritische, direkte Konfrontation lässt sich kaum entdecken, weder als Mahnmal noch als Endzeitstimmung, nicht in der Angst der totalen Endgültigkeit.

Unzählige Möglichkeiten
Der Tod als Leid und Schmerz findet sich nur in Martin Dislers expressiver Gestik oder in Franz Anatol Wyss’ Zeichnungen, die den sinnlosen Tod gegenwärtiger Gewaltspiralen immer wieder zur Diskussion stellen. Thomas Woodtli zitiert zwar die alltägliche Gewalt, doch die verbleibt im digitalen Airbrush künstlich als Popart-Wirkung. Dagegen verleiht Alois Winiger in seinen besinnlichen Fotografien Schang Hutters Figuren eine sakrale Note. Ansonsten verstehen die Künstlerinnen und Künstler das Thema poetisch, versponnen, untergründig, nachdenklich-leise, sinnbildhaft, metaphorisch, verinnerlicht, sensibilisiert oder stilisiert zu persönlichen Ausdrucksformen.
Thomas Schaub weist in überarbeiteten alten Briefen des Kulturzentrums Palais Besenvals auf neue Perspektiven. Während in Paul Gugelmanns poetischer Maschine der Tod den König und den Narren wie Marionetten tanzen lässt, solange er will. Eine Allegorie von Leben und Tod im ursprünglichen Sinn des «Totentanzes». Den wiederum hat Pavel Schmidt modernisiert zu einem eindrücklichen Schaukasten. Ein Totenschädel und Wein in einer Destillerie-Anlage halten sich die Waage. Aber dreht man den Hebel, überwiegt der Tod, jedoch nie das eitel nichtige Leben. Letztendlich ist diese Ausstellung eine Hommage an das Kulturzentrum Palais Besenval und seine Zielsetzungen. Und betont darüber hinaus das Recht auf eine eigene (künstlerische) Identität. Denn wenn man die nicht mehr kennt, mahnte Peter André Bloch, geht eine Kultur zu Ende.
Bis 14.5.2000, Mo-Sa 14-18, So 10-17 Uhr, 3.5. geschlossen. Sonntag, 7. Mai 2000, 10.30 Uhr Matinée: Meditation zum Thema «Werden/Sein/Vergehen». Uraufführung einer themenbezogenen Komposition von Michael Erni.


Viele Künstlerinnen und Künstler meldeten sich
Folgeausstellungen sind auf Schloss Wartenfels, Lostorf (21.5.-9.7.2000), in der Alten Kirche Härkingen (10.6.-2.7.2000), und im Alterszentrum Bodenacker, Breitenbach (2.7.-23.7.2000) vorgesehen. Die Künstlerinnen und Künstler, die je an zwei Orten vertreten sind: Alice Antony, Leonardo Bezzola, Urs S. Bischoff, Rolf Blösch, Vreny Brand-Peier, Fritz Breiter, Heini Bürkli, Daniel Depoutot, Martin Disler, Friedrich Dürrenmatt, Samuel Eugster, Margarita Flad, Oskar Fluri, Ruedi Fluri, Urs Flury, Jean-Jacques Freyburger, Daniel Gaemperle, Franz Gloor, Paul Gugelmann, Bernhard Hasenböhler, Anje Hutter, Hugo Jaeggi, Walter Klein, Hans Küchler, Bernard Latuner, Niggi Léchenne, Bruno Leus, Peter Mösch, Franco Müller, Beat Julius Müller, Fraenzi Neuhaus, Elisabeth Pott-Bischofberger, Marc Reist, Hansruedi Riesen, Margrit Roetschi, Edmondo Savoldelli, Thomas Schaub, Pavel Schmidt, Martin Schwarz, Andrea Spring, Ulrich Studer, Lotti Tosin, Alfred Trinkler, Therese Weber, Alois Winiger, Thomas Woodtli, Annemarie Würgler, Alfons Wyss, Franz Anatol Wyss, Paul Wyss. (eb)

2000 im Kulturzentrum Palais Besenval Solothurn am Boden liegend verschiedenfarbige Hüllen, die Fraenzi Neuhaus, Solothurn, aus Nylon genäht hat. An der Wand hängen zwei grossformatige Zeichnungen von Franz-Anatol Wyss.
2000 im Kulturzentrum Palais Besenval Solothurn am Boden liegend verschiedenfarbige Hüllen, die Fraenzi Neuhaus, Solothurn, aus Nylon genäht hat. An der Wand hängen zwei grossformatige Zeichnungen von Franz-Anatol Wyss.