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Ironisches Spiel mit den Begriffen: Werkschau von Hugo Suter in der Kunsthalle Burgdorf

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

In einer Werkschau neuerer Arbeiten zwischen Objektkunst, Fotografie und Malerei zeigt der aargauische Künstler Hugo Suter in der Kunsthalle Burgdorf über die Materialität und Objekthaftigkeit der Dinge die Wandelbarkeit der Erscheinungen auf.

Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Nicht im Leben, und auch nicht in dieser Ausstellung mit den Fotografien, Betonreliefs, der Malerei, in den Objekt- Schaukästen vor allem nicht. Und so beschrieb der 1943 geborene Künstler mit Wohnsitz Birrwil sein künstlerisches Credo, geprägt von verschiedenen Philosophen wie Naturwissenschaftern, als «die Sache von instabilen Zuständen des Ahnungsvollen». Denn «nichts ist fest, alles in Wandlung».
Oder anders: es geht um die zwei Seiten der Dinge, um den Reiz, Bekanntes in Unbekanntes aufzulösen oder umzuformen, Realitäten um- und neuzudeuten. Und er stellt immer wieder die Frage, was man sieht und was wirklich ist in der Realität und ihrer (verklärenden) Transfiguration.

Appell an den Betrachter, sich einzulassen
Hugo Suter gibt weniger eindeutige  Erklärungen als vielmehr einen Appell an den Betrachter, sich auf diese Imaginationen von real und eingebildet einzulassen. Dabei wirken in der Auseinandersetzung mit der Materie und den Phänomen neben den visuellen Reizen auch biografische Aspekte mit, der Spass am künstlerischen Forschen, ein ironisches Spiel mit den Begriffen und dem Aufbrechen von Klischees, um so immer wieder auf die Verschiebung der Wahrnehmung je nach Position, Licht, Zeit und Raum, zuzusteuern.
Auch wenn die Objekthaftigkeit der Dinge - Fundstücke, Restposten in den Schaukästen - und die Materialität wichtig ist: Nicht das Konzept des Nouveau Réalisme, nicht die Objets trouvés stehen zur Diskussion, auch wenn es für manche vielleicht den Anschein macht, sondern die wandelbaren Erscheinungsmöglichkeiten der Dinge wie der Medien, die mit tatsächlichen auch flüchtige Wirklichkeiten versprechen.

Suters Objekt-Schaukästen
Dies gilt besonders für die Objekt-Schaukästen, die durch ein Erlebnis vor gut eineinhalb Jahren in einer Bank entstanden. Durch eine Mattglastrennwand konnte Hugo Suter, der sich in den vergangenen Jahren vor allem mit Zeichnungen auf Mattglas einen Namen gemacht hat, die Realität dahinter nur noch schemenhaft wahrnehmen. In diesen Glaskästen ist die vordere Glasseite matt. Doch wenn man «hinter die Kulissen» schaut, geben sich alltägliche reale Gegenstände preis, die vorne Malerei suggerieren: eine Wanderausrüstung steckt hinter der Berglandschaft. Pinsel, Spachtel verheissen im verklärenden Glas eine japanische Tuschelandschaft. Eine zerschnittene Glasplatte, auf der eine Gebirgslandschaft nach Caspar Wolf skizziert war, konturiert eine «Geologie der Zeichnung». Malerutensilien verwandeln sich zu einem malerischen Blumenstrauss.

Suters Wandarbeiten
Im Kontrast dazu stehen die Wandarbeiten, die gleichermassen mit den Erscheinungen ihres Mediums arbeiten wie sie sein altes Motiv der Seefläche aufgreifen. Mit gelber und blauer Perlmuttfarbe auf geweisstem Untergrund gemalt, wandeln sich die spiegelnden und nuancierenden Wirkungen von Farbe, Bewegung, Zustand durch Licht, Brechung, Position. Dann wieder lässt Hugo Suter in einem wellig geprägten Reliefbild zwei Wellenbewegungen rechtwinklig aufeinander stossen. Hier erzeugt der blau transparente Perlmuttglanz auf weissem Grund als irisierender Schimmer in der Bewegung von Licht und Schatten malerische Zustände.

Wenn sich Zeitungsfotos überschneiden
Immer wieder lässt sich Hugo Suter von Zeitungsfotos zu assoziativen Inhalten verleiten. So, wenn sich zum Beispiel per Zufall Fotos auf der Vor- wie Rückseite überschneiden, sozusagen bei Licht betrachtet interferieren. Diese sich überschneidenden beiden Wirklichkeitsebenen hat Hugo Suter unter optimalem Lichteinfall derart fotografiert, dass die beiden in eine dritte Dimension übergehen. Die in Holz geschnitzten und dann in Beton gegossenen Zeitungsmotive - als Tagesplatte bezeichnet, weil während eines Tages geschaffen - sind mehr die ironische Idee, den Rhythmus der Eintägigkeit grabreliefartig aufzubrechen, sozusagen das Schnellebige unserer Zeit in Beton zu verewigen.
Ausstellung in der Kunsthalle Burgdorf: Bis 7. Oktober 2001, Mi-Fr 14-18 Uhr, Sa + So 13.30- 17 Uhr. - Heute Mittwoch, 11.9.2001, wird Hugo Suter auf dem Bally-Areal in Schönenwerd der Aargauer Kulturpreis 2001 der AZ Medien Gruppe überreicht.

Objekt-Schaukästen von Hugo Suter 2001 in der Kunsthalle Burgdorf: Wandelbare Erscheinungen, die sowohl tatsächliche wie flüchtige Wirklichkeiten versprechen. (Foto: Eva Buhrfeind)
Objekt-Schaukästen von Hugo Suter 2001 in der Kunsthalle Burgdorf: Wandelbare Erscheinungen, die sowohl tatsächliche wie flüchtige Wirklichkeiten versprechen. (Foto: Eva Buhrfeind)