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Sensible Seelenlandschaften: Karl Wydlers Retrospektive im Landhaus Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

«Sans titre - ohne Titel», aber dennoch künstlerisch beredt, führt im Landhaus Solothurn eine Retrospektive durch das Schaffen des Solothurners Karl Wydler. Ein Künstler, der zwischen Zeichnung, Malerei, Druckgrafik sowie Gedichten stets Ganzheit und Freiheit anstrebt.

Das Existentielle des Menschen wie der Kunst in ihrer Vielfalt und als Ganzheit zu begreifen, dabei angetrieben von einem tiefen Bedürfnis nach künstlerischer Freiheit, spiegelt sich seit Jahrzehnten in der unerschöpflich erscheinenden Variationsbereitschaft des heute 74-jährigen Karl Wydler. Eine ausgeprägte Schaffenskraft, für die der ehemalige Kantonsschullehrer für französische Sprache wiederholt ausgezeichnet wurde und an zahlreichen Ausstellungen, darunter auch in der Partnerstadt Heilbronn, unter Beweis stellen konnte.

Karl Wydlers Retrospeltive eröffnet durch Kurt Fluri
Diese Retrospektive, von Stadtpräsident Kurt Fluri mit würdigenden Worten eröffnet, ist nicht chronologisch geordnet, sondern entweder nach Maltechnik, nach Motiv oder nach sich ergänzenden Kompositionen. Sie umfasst die Zeit von 1973, also jenen Zeitpunkt, von dem an der Künstler für seine Arbeit eine gewisse Professionalität in Anspruch nahm, bis ins Jahr 2001, das eine ungebrochen schöpferische Kraft ausstrahlt. Es wird weniger auf die Entwicklung hingewiesen als vielmehr Einblick gewährt in ein ebenso intensiv wie konsequent aufgebautes künstlerisches Universum.

Nach den Korrekturarbeiten
Der aus Zürich gebürtige Karl Wydler begann 1965 autodidaktisch mit Landschaften. Seit 1973 entwickelten sich abstrakte Kompositionen, parallel zu seinem Lehrerberuf und anfangs oftmals nachts, nach den Korrekturarbeiten, als eine Art befreites Reisen in die Welten der zeichnerischen Gedankenspiele. Mit dem Kugelschreiber, neben Filz- und Bleistift, hat Karl Wydler einst begonnen. Es ist bis heute aussagekräftiges Medium geblieben, mit dem er altmeisterlich wie mit der Feder arbeitet. Des Weiteren finden sich Aquarelle, Gouache, Acryl, sogar Radierungen. Dabei bestimmen bewusste Gegensätze seine Ausdrucksweise zwischen zartem Strich und Farbkraft, zwischen komplexer Verdichtung und reduzierter Bewegung, zwischen strengen und polymorphen Formen, zwischen Hell und Dunkel. Da lässt er Landschaften in tachistische Farbenspiele gleiten, befreit sie zu farbkräftigen, einfachen Kompositionen. Dann wieder konzentriert er die Farben zu geometrischen Körpern oder stellt klar abgegrenzte Farbflächen einem bewegten Pinselduktus gegenüber.
Und so, wie das Figürliche oder Halbfigürliche zum Spiel der Kontraste gehört, so scheinen diese sensiblen Seelenlandschaften zwischen Abstraktion und Figuration zu schweben. Wie überhaupt viele seiner detailreichen Visionen, die vexierbildartig vertieften Phantasmen und zartgliedrigen, feincolorierten surrealen Poesien sinnhaft-sinnlich mit der Wahrnehmung der Betrachter spielen.
Bis und mit 30. September 2001, Landhaus Solothurn, Mi + Fr 14-19 Uhr, Do 10-12 und 14-20 Uhr, Sa + So 10-17 Uhr.

Karl Wydler 2001 im Landhaus Solothurn: «L’amour de la géométrie II», 1997, Gouache.
Karl Wydler 2001 im Landhaus Solothurn: «L’amour de la géométrie II», 1997, Gouache.