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Farbkräftiges neben Seelenvibrationen: Doppelausstellung von Franz und Rosemarie Eggenschwiler-Wiggli in Eriswil

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Es hat lange gedauert und schien aus finanziellen Gründen fast unmöglich. Doch nun konnte das Stiftungshaus der Franz-und-Rosemarie-Eggenschwiler-Wiggli-Stiftung in Eriswil mit einer Doppelausstellung des Künstlerpaares eröffnet werden.

Was lange keiner mehr glauben wollte, nun ist es geschafft. Trotz permanenter Geldnot, aber dank vielen Helfern, ehrenamtlichen Arbeiten, Gönnern und Spendern konnte das Stiftungshaus auf den Ruinen des im Januar 1993 abgebrannten Atelier- und Wohnhauses von Franz und Rosemarie Eggenschwiler neu errichtet werden. 1997 hatte Franz Eggenschwiler noch eine Stiftung ins Leben gerufen mit dem Ziel, das seit 30 Jahren gepflegte Anliegen fortzusetzen, junge Menschen und Künstler zu unterstützen und dazu den künstlerischen Nachlass einzubringen. Als Franz Eggenschwiler im Juli 2000 unerwartet starb, stand das Haus bereits im Rohbau, nun ist es so weit fertig, dass Rosemarie Eggenschwiler einziehen und der künstlerische Nachlass untergebracht werden konnte.

Letztes Projekt: «Raum der Stille»
Die Eröffnungsausstellung präsentiert auf zwei Etagen einmal einen Querschnitt ausgewählter Arbeiten von Franz Eggenschwiler - seine oft doppelbödigen Objekte, die farbigen und schwarzweissen Holzschnitte, die Telefonzeichnungen, die seinem Bildwerk oftmals zugrunde liegen sowie die farbkräftigen Malereien und Glasbilder. Sie beweisen die wie immer ungebändigte Fabulierfreudigkeit des Eriswilers, der augenzwinkernd, aber auch nachdenklich oder hintersinnig-sinnlich Philosophisches, Mythologisches, Erotisches bis zur freien Formgestaltung immer neu formulierte.
Im Erdgeschoss lernt man das letzte von Franz Eggenschwiler fertiggestellte Projekt kennen, den «Raum der Stille» für das Ökumenische Domgymnasium Magdeburg. Ein Meditationszentrum als religiöser Besinnungs- und Erfahrungsraum auf christlicher Basis, dessen wesentlicher Aspekt im universellen Gedanken der Ökumene liegt.

Ein Werk zu entdecken
Darüber hinaus kann man nun erstmals in einer Ausstellung das künstlerische Schaffen von Rosemarie Eggenschwiler, Tochter der Solothurner Künstlerin Rosa Wiggli, Schwester des Eisenplastikers Oscar Wiggli, kennen lernen. 1993 hätte Rosemarie Eggenschwiler-Wiggli ihre erste Ausstellung bestreiten sollen. Doch der Brand zerstörte auch ihr bis dahin geschaffenes Werk. Erst im Krankenhaus, später auch zu Hause, entstanden neue Arbeiten, mit denen die 69-Jährige ihre intensiven gedanklichen wie sensuellen Erfahrungen ebenso anspricht wie die positiven Prozesse und Kräfte, die in uns oder im Hintergrund wirken - Schwingungen, Töne, Bewegungen, Licht, Farben, Kristallines.

«…für eine kurze Zeit ins Reich der Fülle entführen»
Inspiriert und getragen wird ihr künstlerischer Ausdruck dabei - dazu gehört auch das Schreiben wie die Musik - von der Natur: Pflanzen, Blumen, den Farben und Formen, aber auch persönlichen Empfindungen. So skizziert und schraffiert sie in den Transparentbildern mit Farbstiften sich verdichtende und auflösende landschaftliche Formen, Seelenvibrationen und ornamentale oder figurative Strukturen zu empfindsamen Topografien. Im Kontrast der energischen, einfach gefügten Striche auf den weissen Flächen kommt die Sensitivität der Stimmungen besonders zum Tragen.
Mit den verwunschen wirkenden Spiegelkästen möchte die bei Max von Mühlenen ausgebildete, einstige Lehrerin die Betrachter «für eine kurze Zeit ins Reich der Fülle entführen». Blumenmotive, aber vor allem ornamentale bis geometrisch-stereometrische Muster, die in den Seitenspiegeln ins Unendliche ausstrahlen, intonieren über die Phantasie hinaus die spirituelle Idee der Ergänzungen im Leben, die Frage der Beziehungsgeflechte. Das Objekt «Die Goldkrone» hingegen stellt die «Krönung einer neuen Menschenrasse» dar, diese «Muss, Müssen - Müsser» - Menschen, die nie zur Ruhe, zur Besinnung kommen, nicht innehalten können.
Bis 3. März 2003, geöffnet Fr, Sa, So 10-17 Uhr oder nach tel. Vereinbarung (062 966 19 02). Samstag, 27. Oktober und Sonntag, 18. November, 16 Uhr: Führung durch die Ausstellung mit Hans Eggenberger. Sonntag, 2. Dezember 2001: Rosemarie Eggenschwiler im Gespräch mit Hans Eggenberger.

Rosemarie Eggenschwiler-Wiggli: 2001 ist in Eriswil erstmals auch ihr künstlerisches Schaffen zu sehen. Im Bild: «Die Goldkrone», Kartonobjekt (1993) (Foto: Eva Buhrfeind)
Rosemarie Eggenschwiler-Wiggli: 2001 ist in Eriswil erstmals auch ihr künstlerisches Schaffen zu sehen. Im Bild: «Die Goldkrone», Kartonobjekt (1993) (Foto: Eva Buhrfeind)