Lebensfreude angesichts des Todes: «Posse Royal» von Matto Kämpf im Schlachthaus Theater Bern

Das Stück nennt sich eine Posse, und doch behandelt es eine an sich tragische Geschichte: Felix, an sich eine Witzfigur, plant Selbstmord und verkündet dies jedermann; prahlt, seinen Abgang heldenhaft - radikal zu planen. Doch die Umgebung reagiert nicht wie erwartet.
Fremde gratulieren ihm, sehen ihn als modernen Helden, der für ihr und anderer Anliegen zu sterben bereit ist. Und Felix willigt überall ein und will für Kirche und Vaterland, für die Philosophie und für die Liebe sterben. Derart nun beachtet und bewundert, will er, der nun die glücklichste seiner Zeiten erlebt, gar nicht mehr sterben…
Matto Kämpf, der das Motiv vom russisch-jüdischen Schriftsteller Nicolai Erdmann übernommen hat - der um 1925 angesichts der russischen Revolution eine derart vertrackte Geschichte geschrieben hat -, lehnt sein Werk zwar an das volkstümliche Theater mit seinen archetypischen Figuren an. Allein schon, damit der unterhaltende Moment nicht zu kurz kommt. Darüber hinaus soll mit den Stilmitteln des Schwanks - über das Komödiantische - der Widerspruch hinterfragt werden, dass jemand, dem es seelisch schlecht geht, erst durch die Ankündigung des Freitodes die besten Zeiten seines Lebens erfährt.
Grosser Wert wird auch, da als «grosser Theaterabend» angekündigt, auf das gesellige Beisammensein mit Musik, Essen, Trinken, Tombola und Musik und zwischendurch Theater gelegt. Dazu wird der Spielort in einen ländlichen Beizensaal mit langen Tischen und Bänken verwandelt. Alle Beteiligten sind junge, professionelle Theaterschaffende aus der Schweiz, die bereits in verschiedenen Produktionen zusammengearbeitet haben. Regie führt Deborah Epstein.
Spieldaten 2.-4.10.2001, je 20.30 Uhr, 5.10.2001, 23 Uhr (Nocturne), Schlachthaus Bern.