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Kunst als «Nichteinrichtung»: Maria Eichhorn «Das Geld der Kunsthalle» in Bern

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

In der sanierungsbedürftigen Kunsthalle Bern inszeniert Maria Eichhorn «Das Geld der Kunsthalle» quasi als Kunst der «Nichteinrichtung».

Manchmal stellt sich die Gegenwartskunst, insbesondere wenn sie sich konzeptuell zu kontextabhängig isoliert, selbst ein Bein. Das heisst: Zu ideell in der programmatischen Eigenart, verschliesst sich der Anspruch dem unmittelbaren Verständnis des Publikums. So kann man es derzeit mit der Arbeit der 39-jährigen Maria Eichhorn in der Kunsthalle Bern erleben. Die in Berlin lebende, international beachtete Konzept-Ausstellungskünstlerin erforscht in ihrem künstlerischen Engagement die Reflexion einzelner Lebensprozesse und interpretiert die Grundlagen derer Entwicklungen. Dazu untersucht Eichhorn oftmals als work in progress die vorgegebenen Örtlichkeiten, nimmt dazugehörige Elemente auf und versucht diese «unkünstlerisch» zu verändern.

Diskurse auszulösen
Diese Eingriffe in gesellschaftliche, ökonomische, ökologische oder politische Situationen und Kontexte dienen letztendlich dazu, Diskurse auszulösen. Diskurse, die sie in Bern sicher initiieren wird. Denn für die Berner Kunsthalle hat sie unter dem Titel «Das Geld der Kunsthalle» monatelang in den Archiven der Kunsthalle und Bibliotheken Berns recherchiert und sich dabei rund um die Gründung auf das Thema Geld und Kapital konzentriert. In der Folge eines von der Stadt begründet abgelehnten Sanierungskredites für die dringende Sanierung der Kunsthalle hat Eichhorn diesen renovatorisch-konservatorischen Kontext zu einem künstlerischen - nur auf sich bezogenen - Prozess mutiert, in dem die Sanierungsarbeiten vom Keller bis zum Dach zum Prozess einer radikal sich formulierenden, aber sich derart nur grotesk gebenden Kunstrezeption werden.

Aufwendig gestaltete Publikation
Anders formuliert: Es werden in der leeren Kunsthalle die intern-spezifischen, handwerklichen Arbeiten zu einem künstlerischen Anspruch erklärt, der für die Öffentlichkeit nur anhand der Malerarbeiten in den Ausstellungsräumen oder während dreier Führungen auch hinter den Kulissen sichtbar gemacht wird. Den Hauptteil dieser Auseinandersetzung mit der Kunsthalle und ihrer finanziellen Situation bildet die aufwendig gestaltete Publikation, die Schritt für Schritt zweisprachig die geschichtlich-finanziellen und die handwerklichen Aspekte begründet und als Führer durch diese völlig zitatlose «Nichteinrichtung» gedacht ist. Ein dritter Aspekt ist die Neuedition der Anteilscheine.
Kunsthalle Bern Die so genannte Ausstellung dauert bis zum 9. Dezember 2001; Mi-So, 10-17 Uhr; Di, 10-19 Uhr. Führungen: 18. November, 11 Uhr, mit Maria Eichhorn und Bernhard Fibicher; 27. November, 18 Uhr, mit Bernhard Fibicher; 7. Dezember, 12 Uhr, mit Kathrin Haldimann.

Sanierungsbedürftig: Haupteingang der Berner Kunsthalle 2001.
Sanierungsbedürftig: Haupteingang der Berner Kunsthalle 2001.