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Witzig, spannend und kindgerecht: «Räuber Hotzenplotz» im Stadttheater Bern

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Theater

Mit der farbenprächtigen, liebevoll inszenierten Kasperlgeschichte «Räuber Hotzenplotz» gelingt dem Stadttheater Bern eine witzige und spannende, kindgerechte Unterhaltung. Die kleinen Theatergäste wussten es an der Premiere denn auch lautstark zu würdigen.

«Was ist denn das», ruft der Hotzenplotz entsetzt, als er die von Kasperl und Seppel präparierte und mit «Vorsicht, Gold» versehene Kiste in seiner Räuberhöhle aufbricht. «Sand» quietscht es vergnügt aus der dritten Reihe - und ein allgemeiner Heiterkeitsausbruch quittiert die von Kasperl und Seppel in die Falle gelockte räuberische Gier. Doch da war das Eis der kindlichen Aufregung längst gebrochen. Gleich zur Einstimmung wurde ein Geburtstagsständchen angestimmt, mit dem Kasperl, Seppel; und die Kinder der Grossmutter zum Geburtstag gratulierten, bevor die Schlingel die selbstgebaute musikalische Kaffeemühle überreichten und mit weiteren Schelmereien, mit Witz, Spass und Spannung in dieser farbig-lebendigen Kasperliade für immer neue Lacher sorgten. Bis dann zum Schluss -  ganz theatererfahren - geklatscht, gepfiffen, gejohlt und um Zugabe gerufen wurde.

Frank Matthus' Inszenierung als einfaches bebildertes Märchen
Mit dem «Räuber Hotzenplotz» hat der Kinderbuchautor Otfried Preussler eine einfach strukturierte Geschichte geschrieben: Hier der Kasperl und der Seppel, die liebe Grossmutter (Catja Wutz), die sich so über die Kaffeemühle freut, weil die beim Mahlen ihr Lieblingslied spielt. Da der böse Räuber Hotzenplotz, der dreist die Grossmutter überfällt und die Kaffeemühle raubt. Und dort sein Freund, der böse Zauberer Petrusilius Zwackelmann, der die schöne, gute Fee Amaryllis (Selena MacDonald) als Unke verzaubert gefangen hält. Doch Kasperl und Seppel machen sich - Wachtmeister Dimpfelmoser (Gunter Elmer) springt ja schon beim Namen Hotzenplotz vor Angst auf die gelbe Bank - auf die Jagd nach Hotzenplotz und Kaffeemühle. Sie verkleiden sich, indem sie ihre Kappen tauschen. Dann geraten sie in die Hände des räuberischen Tunichtgut, der den Seppel für sich als Dienstboten behält und Kasperl an den Zauberer verhökert. Bis dann - Ende gut, alles gut - Hotzenplotz hinter Gitter kommt und Grossmutter ihre Kaffeemühle wieder erhält.
Frank Matthus inszeniert die beliebte Kindergeschichte als ein einfaches, wirkungsvoll bebildertes Märchen, das mit viel Liebe zum Detail stets auch den Kleineren und Kleinsten gerecht wird. So dass diese die (mit Pause) zwei Stunden gebannt und munter durchhalten. Bedächtig, nachvollziehbar, aber nie langatmig, dafür konsequent auf zeitgeistige Verzerrungen verzichtend, wird wie aus einem grossen, belebten Bilderbuch erzählt, ohne die kleinen Theaterzuschauer zu überfordern oder gar zu erschrecken.

In Farbe und Form verwandelbare Berner Bühne
Dazu hat Christoph Wagenknecht die zu verschiedenen Schauplätzen verwandelbare Bühne liebevoll in Farbe und Form gestaltet: Die Grossmutter wohnt in einem Knusperhäuschen vor einem grünen Scherenschnittwald. Im düsteren Räuberwald dient ein hohler Baumstamm als Lauschposten, wohnt Hotzenplotz in einer begehbaren Räuberhöhle, an deren Pfosten er Kasperl und Seppel wie an Marterpfähle bindet. Im drehbaren Zaubererschloss kann Kasperl wie in einem Lego-Zauberland durch mancherlei Verliese mutig-munter herumstolpern, um die Fee zu befreien.
In dieser malerischen Atmosphäre lassen sich die Darsteller in einer sympathisch freien Spiellust ganz auf die kleinen Zuschauer ein, reissen diese immer wieder mit zum begeisterten Quietschen, Johlen, Kichern, zu Zwischenrufen und Szenenapplaus.

Räuber Hotzenplotz: mehr zum Lachen als zum Fürchten
Kasperl (André Benndorff) ist ein Lausbub, der zum kreischenden Vergnügen aller die Buchstaben verdreht und den Hotzenplotz als Potzenhotz und Lotzenpotz tituliert. Oder gar den Zauberer Petrusilius Zwackelmann blöden Zauberer Schnackelmann, ja als Paddelkahn recht verärgert. Seppel (Wowo Habdank), ein wenig langsam im Gemüt, ist immer mutig bei der Sache. Dann natürlich der Hotzenplotz (Marcus Signer). Hier tritt er als recht wilder Wildwestgeselle in rotschwarzen Cowboystiefeln auf, mit langen, ungewaschenen Haaren, wild tätowiert, mit drei Uhren am Handgelenk und einem dreckigen Lachen. Sein Auftritt gleich zu Beginn, pistolefuchtelnd und wild grimassierend die Kaffeemühle raubend, ist mehr zum Lachen als zum Fürchten. Auch der Zauberer Zwackelmann (Klaus Henninger) kann die Kinder nicht erschrecken, ruft eher Kichern hervor in seinem glänzend roten Frack, die spindeldürren Beine in giftgrünen Hosen, ein zerzauster Mop auf dem Kopf, die Nase gar krumm.
Weitere Aufführungen Am 29. (19 Uhr), und 30. November 2001 (10 und 13 Uhr), am 15. (19 Uhr), 16. (10.30 Uhr), 23. (14.30 und 17.30 Uhr) und 26. Dezember 2001 (11 Uhr).

Marcus Signer gibt 2001 den Räuber Hotzenplotz im Stadttheater Bern als Wildwestgesellen.
Marcus Signer gibt 2001 den Räuber Hotzenplotz im Stadttheater Bern als Wildwestgesellen.