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Abrechnung mit American Dream: «One flew over the Cuckoo's Nest» im Stadttheater Langenthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Theater

Mit «One flew over the Cuckoo’s Nest», in der Aufführung der American Drama Group Europe und dem TNT Theatre Britain, bietet das Stadttheater Langenthal morgen Donnerstag, 29.11.2001, allen Liebhabern der englischen Sprache erneut die Möglichkeit, ein englisches Schauspiel in Originalsprache zu geniessen.

Der Amerikaner Ken Kesey, Mitbegründer und Held der Hippie-Bewegung, feierte mit dem «Kuckucksnest» 1962 ein sensationelles literarisches Debüt über die verspannte amerikanische Gesellschaft, die nach der Eisenhower-Ära und den paranoiden Fünfzigern mit neuen Idealen konfrontiert wurde. Die Dramatisierung des Stoffes durch Dale Wasserman (1963 am Broadway mit Kirk Douglas in der Hauptrolle uraufgeführt) und die grandiose, mit vier Oscars ausgezeichnete Verfilmung im Jahre 1974 durch Miloš Forman (mit Jack Nicholson in der Hauptrolle) machten das Buch zum Welterfolg. Ken Kesey starb kürzlich 66-jährig an Leberkrebs.

Cuckoo’s nest als mikrokosmisches Abbild der amerikanischen Gesellschaft
Das Irrenhaus (cuckoo’s nest), in dem das Stück spielt, ist ein mikrokosmisches Abbild der amerikanischen Gesellschaft - und ist gleichzeitig als Metapher für die industrielle Staatsmacht zu verstehen, die Amerika kontrolliert. Die Hierarchien sind klar und eindeutig, die Mittel der Disziplinierung sind Medikationen, emotionale Erpressung und Gruppentherapien, in schweren Fällen Elektroschocks und Lobotomie.
Die Insassen haben sich auf unterschiedliche Weise arrangiert: Sie unterwerfen sich dem strengen Reglement oder fliehen in autistische Traumwelten. In diese graue Welt einer anonymen Heilanstalt wird nun der kleinkriminelle, im bürgerlichen Leben gescheiterte, lebenslustige Randel Patrick McMurphy eingeliefert, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Hier findet er ein unmenschliches System vor, das von der despotischen Oberschwester Mildred Ratched mit eiserner Hand geführt wird, unterstützt von einer Schar brutaler Wärter. Mit ungebrochener Kraft mischt McMurphy seine Leidensgenossen mächtig auf, vermittelt ihnen für kurze Zeit wieder Lust am Leben. Am Ende jedoch siegt das System.
Ken Keseys «Kuckucksnest» ist eine vernichtende Abrechnung mit der offiziellen Ideologie des «American Dream» und seinem Konsum-, Leistungs- und Konformitätsdruck. Der Roman gilt heute als ein wichtiges Werk der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Das Magazin Time nahm ihn in die besten 100 englischsprachigen Romane auf, die ab 1923 veröffentlicht wurden.
Stadttheater Langenthal, morgen Donnerstag, 29.11.2001, 20 Uhr.