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Die Kunst der dritten Dimension: Fraenzi Neuhaus, Peter Stein und François Lafranca in Büren a. A.

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Mit Fraenzi Neuhaus, Peter Stein und François Lafranca stellen in der Galerie am Marktplatz Büren a. A. drei Kunstschaffende aus, die in Technik und Gestaltung unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch eindrücklich miteinander harmonieren.

Auch wenn Fraenzi Neuhaus schon seit 1982 künstlerisch tätig ist und sich einige ihrer Werke im öffentlichen Raum befinden, ist die Solothurnerin erst in den letzten Jahren mit Ausstellungen aufgetreten. Einmal beeindruckte ihr «Trauerflor», ein schwarzer Bodenteppich mit filigranen, durchbrochenen Mustern in der Peterskapelle Solothurn im Rahmen des «Totentanz»-Projektes 1998. Kontraste setzte dann ihre weissstoffliche Bodenarbeit anlässlich der letztjährigen Kantonalen Jahresausstellung im Kunstmuseum Solothurn mit ihrer speziellen Ornamentik.
Auch die neuen Arbeiten in der Galerie am Marktplatz erscheinen wiederum luftig-sinnlich trotz der aufgesetzten, naturhaft-architektonischen Gebilde: Wandfüllende oder hohe, leicht durchschimmernde «Wandteppiche» mit repetitiv gereihten, objekthaften Mustern. Zarte Hüllen mit plastischen Nähten, die zurückgebliebenen Häuten gleich den Boden einnehmen und schwebend-kraftvoll die Entpuppung versinnbildlichen.

Wechselwirkung
Doch über diese erste Symbolwirkung hinaus, die individuelle Gefühle anspricht, spiegeln diese Objekte die unerschöpfliche Auseinandersetzung mit textilen Strukturen und durchbrochenen Geweben, mit den textilen Möglichkeiten der dritten Dimension, deren Ordnungen wie die Frage von Transparenz und Kompaktheit, von Feinheit und Stärke, die Wechselwirkung von Reduktion und motivischer Formverdichtung. Denn das, was wie feiner, fliessender Tüll wirkt, ist ein unempfindliches, steifes Kunststoffgewebe, wie man es in der Industrie für Filter und Siebe verwendet. Dieses feinmaschige, stabile Material vernäht die 42-jährige Künstlerin mit plastischen Nähten zu fächerförmig oder schachtelartig aufgeworfenen, geometrischen Formen. Diese wiederum ordnet sie zu abstrakt-assoziativen Ornamenten - geschichtetes und verdichtetes Material. Mehrheitlich im strengen, zeitlosen Weiss oder Schwarz oder in einem leuchtenden Orange, das als futuristische Note zukünftige mögliche Realitäten anstrebt.
Wesentlich ist dabei für Fraenzi Neuhaus auch der Bezug zur Architektur. Besonders die Wandarbeiten konzipiert sie in der Grösse zum Raum, damit sie nicht wie Bilder wirken, sondern mit den Wänden verwachsen, deren Strukturen aufnehmen oder selber zur Wand werden können.

Peter Steins Farbhäute
Auch der aus Burgdorf gebürtige und in Bern lebende 76-jährige Peter Stein arbeitet mit Häuten, genauer mit Farbhäuten und -lasuren. In Schichten übereinander aufgetragen, wirken dabei die verschiedenen Farbebenen ineinander, durchbrechen sich zu Nuancen, Flecken oder Bahnen, bis seine unverkennbaren atmosphärischen Stimmungen entstehen.

Steinkunst des François Lafranca
Das wuchtige Gestein, der Granit, Marmor und der Amphibolit, aus seiner Heimat Vallemaggia und Verscio sind Ausgangspunkt für den Tessiner Bildhauer François Lafranca. Doch er zwingt dem Stein nicht die Form auf, sondern spürt mit einem behutsamen, sparsamen Eingriff innere Formen, das Spiel der Linien und Strukturen, die Natur in ihrem Wirken und Einfluss auf.
Für seine Fotografien, einem zweiten Aspekt seines künstlerischen Wirkens, verzichtet der 55-jährige Künstler François Lafranca sogar auf jegliche Bearbeitung. Er fotografiert die Felsen in der freien Natur und zieht sie im Prägedruck auf grossformatigem Büttenpapier ab. Herausgehoben aus Zeit und Raum, in der Direktheit der grauschwarzen Strukturen entsteht eine unmittelbare Plastizität von malerischer Wirkung.
Bis 14, November 1999.
In der Ausstellung «Last minute» zum Thema Sterben und Tod im Stapferhaus Lenzburg ist noch bis zum 2. 4. 2000 Fraenzi Neubaus' Bodenarbeit «Trauerflor» zu sehen.

 

Fraenzi Neuhaus vernäht Textilien so, dass aus der stofflichen Fläche ein dreidimensionaler Körper entsteht: Bodenobjekte 1999 in der Galerie am Marktplatz Büren. (Foto: Eva Buhrfeind)
Fraenzi Neuhaus vernäht Textilien so, dass aus der stofflichen Fläche ein dreidimensionaler Körper entsteht: Bodenobjekte 1999 in der Galerie am Marktplatz Büren. (Foto: Eva Buhrfeind)