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Lieblingsthema Menschen: Heinz Keller in der Galerie Grossen in Grenchen

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Nach einer grossen Werkschau im Grenchner Kunsthaus 1994 zeigt der Holzschneider Heinz Keller derzeit eine Auswahl seines neueren Schaffens in der Galerie Grossen in Grenchen. Abgerundet werden diese stimmungsvollen wie erzählerischen Inhalte von einer Serie aquarellierter Impressionen.

Die Menschen bilden nach wie vor ein bevorzugtes Thema für den 1928 in Winterthur geborenen Holzschneider Heinz Keller, der nach einer Grafiker- und Lithografenlehre die Kunstgewerbeschule Zürich besuchte. Menschen am Rande der Gesellschaft, Arme, Fabrikkinder, Clochards, Hungernde, sinnbildhaft die heilige Familie. Reisen nach London brachten dazu neue Erlebnisse. Und so erzählt Heinz Keller auf seine altbewährte Art vom Gedränge in der Londoner U-Bahn, die eine Unter-Welt ist mit Tunneln wie schwarze Schlunde, von Ausgegliederten oder eigenwilligen, sonderbaren Typen. Die Atmosphäre ist düster, der Mensch einsam in der Masse. Ihnen stellt er einen unbeschwerten Blick auf Monte Carlo, einen Abend in Menton gegenüber.
Es sind schwarzweisse Holzschnitte von klassischem Zuschnitt: ein wenig behäbig in der Darstellung mit dem ausdrucksstarken Kontrast der schwarzen Flächen und dem Weiss der feinen Figurationen, die er auch flächig oder zur Charakterisierung wichtiger Details einsetzt. Diese Art Holzschnitt ist für den Künstler, der schon viermal an der Internationalen Triennale für Originalgrafik in Grenchen teilnahm, Mittel für den mehrheitlich ernsten Ausdruck von Menschen, ihren Schicksalen und Situationen.
Ein wesentliches Ereignis waren Studienreisen nach Kroatien und Serbien, die sein Schaffen nachhaltig prägten, das nun durch London-Aufenthalte zu neuen Aussagen fand. Zu Beginn der 90er-Jahre ist eine eindrückliche Farbigkeit hinzugekommen, die Heinz Keller sinnbildhaft einsetzt, um Stimmungen, Erinnerungen an typische Akzente auszukleiden. Aufwendig im vielfarbigen Druck sind die klar umrissenen Formen, das unverkennbar Erzählerische geblieben.

Und natürlich das vielschichtige London…
Der Mensch ist immer noch ein Thema, vor allem spezielle Frauengestalten in Posen. Aber in erster Linie dienen die farbigen Arbeiten, über die Auseinandersetzung mit dem Farbdruck hinaus, der Impression von Stadt, Land, Natur. Vielfältig geben sich auch hier die Inhalte, manche sind in sich gekehrt, andere sind eher flächig plakativ oder reich ausgeschmückt: südliche Landschaften, Blumen, Stilleben, ein nächtlich-winterlicher Garten, Gartensequenzen im Tageslicht oder im nächtlichen Schattenspiel. Und natürlich das vielschichtige London, dessen anonyme Ecken und Winkel er ebenso einfängt wie prominente Orte und Momente: die Leuchtreklamen am Piccadilly Circus, verlassene Vorstädte, markante Ansichten, Lichtreflexe in der nächtlichen Themse.
Zu Heinz Kellers künstlerischem Schaffen gehörte schon immer das Aquarell. Es ist eine andere Welt und doch in der Komposition dem Holzschnitt nahe, wie dieser inzwischen im Malerischen dem Aquarell. Aber das Aquarell ist die spontane Wiedergabe der mannigfaltigen Eindrücke. Szenen und Menschen aus London auch hier, dazu südliche Impressionen, Augenblicke, feinfarbig und liebevoll mit zeichnerischen Elementen beschrieben.
Galerie Grossen, Grenchen bis 31. Dezember 1999. Vom 25. bis 30. Dezember 1999 ist die Galerie geschlossen.

 

Heinz Keller stellt 1999 in der Galerie Grossen in Grenchen Werke seines neueren Schaffens aus. Auch bei ihnen stehen Menschen im Mittelpunkt. (Foto: Eva Buhrfeind)
Heinz Keller stellt 1999 in der Galerie Grossen in Grenchen Werke seines neueren Schaffens aus. Auch bei ihnen stehen Menschen im Mittelpunkt. (Foto: Eva Buhrfeind)