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Ästhetische Sparsamkeit: Anne Rüede und Burkhard Hilty in der Galerie Esther Münger in Burgdorf

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Die Bellacher Künstlerin Anne Rüede stellt sich mit neuen Arbeiten in der Burgdorfer Galerie Esther Münger vor. Der meditativen, kraftvollen Stille ihrer vielschichtigen Bilder passen sich die formal strengen Werke von Burkhard Hilty an.

Für diese neuen Bildtafeln und Bildstelen hat sich die aus Ulm gebürtige, seit 1957 in der Schweiz lebende Anne Rüede vom Galerieraum ebenso inspirieren lassen wie sie in Gesprächen mit der Galeristin die Farben dieser Folge aufgespürt hat: ein sandiges Beige und ein samtiges Schwarz als Grundton. Auf den mit Gaze bespannten, mit Gipsleim vorbehandelten Untergrund, Holz oder Holzrahmen, lässt die Künstlerin Schicht um Schicht, lasierend oder dicht aufgetragen, ihre Bilder wachsen. Schichtungen, die Spuren und Zeichen freisetzen, aufgreifen oder aus der Tiefe schöpfen.
Mit dem Gips oder mit dem Farbauftrag bewusst gesetzte Strukturen, mit feinen oder zeichenhaften Kontrasten, mit ausgewogenen Farbwegungen und -nuancen moduliert die Künstlerin in sublimen Zwischentönen den malerischen Gedanken von Licht und Schatten. Licht, das durch eine mit feinen Farblinien bemalte Plexiglasscheibe auf die dahinter befestige Farbtafel Schatten wirft, gemalte oder plastische Strukturen irritierend illusioniert. Diese intensiv durchlebte, schöpferisch-prozesshafte Auseinandersetzung mit den Farben, dem Material, der Reduktion und Konzentration führt nicht nur zu neuen spannenden Bildgestaltungen - in den samtenen Ultramarin- und Pariserblau-Bildern ebenso wie auch in den kleineren, chiffrenhaft-poetischen Arbeiten auf geschichtetem Büttenpapier -, sondern auch zur Entdeckung und Reflexionen eigener Lebensspuren.

Burkhard Hiltys Ordnungen suchen ihre Gesetze
Von einer ebensolchen ästhetischen Sparsamkeit sind die Werke des 70-jährigen, aus Herisau gebürtigen, in Niederwichtrach lebenden Malers Burkhard Hilty. Auch hier finden sich weder grosse Gesten noch laute Farben, sondern in der formalen Zurückhaltung wirkt die Strenge konkreter Strukturen: Hellsandige Flächen mit feinen aufbrechenden Linien stehen in Konfrontation mit schwarzen Gegenflächen; Rhomben sind derart an den Rand gesetzt, dass sich rechte Winkel aufheben und eine dezente Spannung in das ruhige Bild bringen: Ordnungen suchen ihre Gesetze.
Apero: 21.11.1999, ab 11 Uhr (bis 12. Dezember1999).

 

Anne Rüede 1999 in der Galerie Esther Münger in Burgdorf.
Anne Rüede 1999 in der Galerie Esther Münger in Burgdorf.