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Es ist ein Museum mit Pfiff geworden: Das Haus Blumenstein ist mit modernem Museumskonzept wieder eröffnet worden

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Nun ist das neu gestaltete Museum Blumenstein auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Eine Wohnausstellung und die Ausstellung «Leben in Solothurn - eine Stadt und ihre Menschen» laden zu einer spannenden wie vergnüglich-lehrreichen Reise durch das alte Solothurn ein.

Das sind Räume! Erhaben hoch und bedeutend. Ein wenig dunkel vielleicht wegen der Holztäfelung oder der dunklen Stofftapeten wegen, doch von vornehmer Atmosphäre. Die Türen reichen bis zur Decke, die Fenster auch, und die Ahnengalerie geht weit zurück und zeigt nicht nur schöne Leute. Überall Kristall, Spiegel, aufwendig geschnitzte Möbel, Intarsienarbeiten und Teppiche. Wohnen täte man hier schon gerne, wie eine Besucherin gleich bei der ersten Führung am Samstag wünschte. Doch da wäre sie nicht die einzige, und ausserdem ist es ein Museum.

Bezüge zur Gegenwart
Die Wohnausstellung im Erdgeschoss demonstriert mit ausgewählten Stücken - zwar nicht original aus diesem Haus, aber repräsentativ aus früherer Zeit - jene barocke Wohnatmosphäre einer wohlhabenden Solothurner Patrizierfamilie. Eingestimmt und neugierig gemacht kann man im ersten Stock seiner Neugier und der Freude am sinnlichen Entdecken nachgehen. Denn hier darf, ja soll man sogar in die Schränke schauen, die Blöcke mit den Fotografien in die Hand nehmen, um so Weiteres zu erfahren, wie zum Beispiel über moderne Architektur oder über die Porträts historischer Zeitgenossen.

Zeitgenossen berichten
Im Lauf der Zeit haben Solothurn und der Weissenstein mancherlei Volk angezogen: Heilige, eine russische Kaiserin, Napoleon, Komponisten, Philosophen, Politiker, Schriftsteller. Alexandre Dumas hat den Sonnenuntergang, und Lenin eine 1.-Mai-Feier auf dem Weissenstein erlebt. Ihre persönlichen Kommentare oder Erlebnisse sind aufschlussreich. Die alten Ansichtskarten auch. Ins Modell der Sl.-Ursen-Kathedrale kann man, wenn man mutig und gelenkig ist, wie Gulliver den Kopf stecken. Texte weisen auf die Baugeschichte, Fotos auf heutige Benutzungsmöglichkeiten hin. Diese Ausstellung ist lehrreich, aber nicht belehrend, historisch interessant, aber nie langweilig oder museal-trocken. Lustvolle Rezeption heisst das erklärte Ziel der Aussteller. Dazu wurden die alten Objekte entstaubt und in den Raum geholt, ohne ihn zu überladen, so dass die einzelnen Gegenstände auch für sich wirken können. Hier wird der Einblick in einen Teil der Geschichte Solothurns zu einem genussvollen und informativen Erlebnis. Stoffbahnen und Tafeln enthalten kurze und prägnante Informationen, die Titel stimmen auf die Objekte und ihre Zusammenhänge ein.

Gutes Ausstellungskonzept
Beim Ausstellungskonzept ging die fünfköpfige Projektgruppe unter der Leitung von Regula Bielinski von einigen wichtigen Hauptobjekten aus. Diese bilden die Fixpunkte, um die herum mit Texten und weiteren historischen Objekten sowie einer untermalenden Geräuschkulisse sowohl Geschichten erzählt werden als auch in die Solothurner Kulturgeschichte zurückgeblickt wird. Vom 17. bis ins beginnende 20. Jahrhundert reicht die Spanne - jeweils auch mit Bezügen zur Gegenwart. So wurden zum Beispiel beim Stadtmodell Solothurn zwölf historische Häuser herausgenommen. Oder die berühmte Ambassadorenkrippe aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie repräsentiert den Prunk ihrer Zeit und der oberen Gesellschaft sowie das lange Leben hinter Klostermauern. Das Christkind hingegen lebt nur in der Adventszeit in der Krippe.
Die Sänfte der Familie von Sury erzählt Amüsantes: Der venezianische Abenteurer Casanova verguckte sich 1760 in Zürich in eine schöne Solothurnerin und folgte ihr in die Ambassadorenstadt, wenn auch erfolglos. Textauszüge aus seinen Memoiren sowie eine Auswahl alltäglicher Gerätschaften lassen die Phantasie spielen. Alte Geldtruhen und geräuschvolles Klimpern erzählen von den gewinnträchtigen Söldnerdiensten, die Prestige und Macht, politische und gesellschaftliche Veränderungen mit sich brachten. Das kunstorientierte oder naturwissenschaftliche Forschen und Sammeln oder das Mäzenatentum der gehobenen Oberschicht im 19. Jh. prägten die kulturelle Seite mit. Für die Industrialisierung in Solothurn steht der Name Von Roll - ein Tafelservice des Verwaltungsrates hat fast schon staatspolitisches Format.
Öffnungszeiten Di-Sa 14-17, So 10-17 Uhr. Gruppen und Schulen auf Anfrage auch vormittags (Tel. 032 622 54 70).

Das Museum Blumenstein ist wieder erblüht: Konservatorin Regula Bielinski (links) vor dem Stadtmodell, das Solothurn um 1800 zeigt.
Das Museum Blumenstein ist wieder erblüht: Konservatorin Regula Bielinski (links) vor dem Stadtmodell, das Solothurn um 1800 zeigt.
Auch Kinder freut die Ausstellung im Museum Blumenstein Solothurn.
Auch Kinder freut die Ausstellung im Museum Blumenstein Solothurn.