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Verschlüsselte Gedanken: «Zeichen und Spuren» von Erika Lehmann im Kunsthaus Grenchen

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Ins Kunsthaus Grenchen hatte sie zwar noch Gerald Lechner eingeladen. Die neue Konservatorin Dolores Denaro hingegen hat die Ausstellung der Basler Künstlerin Erika Lehmann konzipiert. Jetzt sind zum Thema «Zeichen und Spuren» neben neusten Grafiken die ebenfalls unbekannten Fotoprints sowie eine installative Arbeit zu sehen.

Bekannt geworden ist die in Basel lebende Erika Lehmann, die 1997 an der Grenchner Triennale für Originalgrafik teilnahm, durch ihre ganz spezifischen Zeichen. Es sind einfache Zeichen, teils von einer afrikanischen Symbolik, teils hieroglyphenartig, die die international renommierte Künstlerin malerisch, besonders aber druckgrafisch immer neu thematisiert und durchspielt. Besonders in der Malerei nehmen diese archaisch stilisierten Figuren und Gegenstände graffitihafte Formen an. Sie erinnern an A.R. Penck oder Keith Haring, ohne dass man diese als Vorbilder nennen könnte.

Wuchtig im Holzschnitt, filigran in der Zeichnung
Während die Künstlerin in der Malerei Geschehen und Geschichten zu verknüpfen scheint, geben sich die grafischen Inhalte als reiche, aber zufällig angeordnete Variationen ohne klare Lesart. In erster Linie werden die Betrachter über die formale Ästhetik, die Fülle an kompositorischen Möglichkeiten, über das Fremdartig-Dekorative angesprochen. Dabei veräussert die Künstlerin mit ihren Zeichen innere Befindlichkeiten, verschlüsselte persönliche Gefühle und Gedanken. Im Holzschnitt treten diese schwarzen Zeichen wuchtig auf, klar konturiert, flächig und stets in feste Bildgefüge gefasst. Eine Individualisierung, eine Veränderung scheint über einen längeren künstlerischen Prozess kaum möglich. Auch wenn sie einzelne Zeichen aus ihren Bildern löst und diese vergrössert in den freien Raum der komplexen Gruppe setzt. Es bleibt der Eindruck einer repetitiven, weil vertrauten Auseinandersetzung mit der inhaltlichen und formalen Idee.

Radierungen und Zeichnungen
In den Radierungen und Zeichnungen, ob sie nun Ende der 80er-Jahre, Anfang der 90er-Jahre oder neu entstanden sind, entdeckt man eine filigran, lineare Transparenz und spielerische Leichtigkeit. Hier sind die einzelnen Zeichen vexierbildartig oder labyrinthhaft zu immer neuen Formationen verschlungen und verschachtelt. Auch wird durch Überlagern und schattige Konturen das Räumliche assoziiert, nimmt das Graffitihafte wieder zu. Aber stets sind es dichte bevölkerte Linienspiele, in sich geschlossen.
Im vergangen Jahr fand Erika Lehmann mit einer aus 240 Einzelteilen bestehenden Arbeit ins Dreidimensionale. Aus Beton auf Holz rostfarbig geätzt, erinnern die an die Wand genagelten Zeichen an eine archäologische Bestandsaufnahme des künstlerischen Schaffens. Diese Arbeit war für die Konservatorin Dolores Denaro Ausgang, eine Art Schnittstelle für die unter dem Thema «Zeichen und Spuren» konzipierte Ausstellung.

Experimente mit neuen Medien
Auf der Suche nach neuen Wegen experimentierte Lehmann vermehrt mit anderen Techniken. Erstmals arbeitet sie mit der Fotografie, wobei es wiederum nur um «Zeichen und Spuren» von Wirklichkeiten geht. Die fotografierten Strassen, Wiesen, Holz, Steine übertrug sie in einem eigens entwickelten Verfahren direkt auf das Papier. Auf diese unkenntlichen Spuren des Vergangenen und doch Ewigen setzt sie einzelne Zeichen in symbolhafte, teils erzählbereite Beziehungen.
Höhlenmalereien nicht unähnlich, entwickelt sie hier eine neue Archaik mit modernen Mitteln, die dennoch auf Zukünftiges weist. Denn die Arbeit mit der Kamera bedingte neue Motive zum Übertragen. Herausgebildet haben sich in Wachs geformte, organisch vielgestaltige Gebilde, die sie auf Stoffbahnen wiederum fotografisch überträgt. Jetzt scheinen sich ihre neuen «Zeichen» vereinzelt im Raum von verschiedenen Seiten zu präsentieren. Doch noch werden sie von den typischen Zeichen zusammengehalten.
Bis 9. Januar 2000 öffentliche Führung mit der Künstlerin am 12. 12.1999 um 15 Uhr. Es erscheint ein Katalog.

240 Zeichen aus Holz geätzt: Werk von Erika Lehmann 1999 im Kunsthaus Grenchen. (Foto: Eva Buhrfeind)
240 Zeichen aus Holz geätzt: Werk von Erika Lehmann 1999 im Kunsthaus Grenchen. (Foto: Eva Buhrfeind)