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Von kleinen und grossen Abstürzen: Hans Küchler stellt im Palais Besenval Solothurn aus

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Drei verschiedene Ausstellungen von Hans Küchler, die im unteren Kantonsteil schon gezeigt wurden, vereinen sich konzentriert im Palais Besenval in Solothurn. Hinzu gekommen ist das Thema «Capotage». Auch hier geht es, wie stets bei «Kü», auf irgendeine Art ums Fliegen.

Hand aufs Herz, hätten Sie gewusst, was «Capotage» bedeutet? Etwas «Aviatorisches» sicher auch, denn das Fliegen, die Flugzeuge und -modelle gehören ja nun mal unverkennbar zu Hans Küchlers Bildern. Mit «Schlossträumen» wie «Traumschlössern» kann es durchaus auch etwas zu tun haben. Denn Capotage ist, wenn zum Beispiel ein Flugzeug Kapriolen macht, einem Ballon die Luft ausgeht, man bruchlandet, es beim Anflug daneben geht oder man in den Sumpf stürzt - man irgendwie und von irgendwem wieder in Ordnung gebracht werden muss. Hans Küchlers Flugzeuge und Ballons, fein wie grosszügig in gedämpften Farben aquarelliert, sind keine perfekten oder geschickten Flieger. Sie kommen schneller nach unten als nach oben, sie erleben Debakel, es gibt unglückliche Landungen, verfehlte Starts, grosse Ballons stranden, kleine Fliegdinger havarieren.

Aus einer anderen Perspektive
Das «Aviatorische», es war schon im Schönenwerder Paul-Gugelmann-Museum zu sehen, findet in den Flugblatt-Protokollen eine weitere Fülle an fliegerischen Möglichkeiten und vor allem Unmöglichkeiten. Fliegerisch hoffnungsvoll sind viele, fluguntauglich so manche. Skizziert, collagiert, hier nur noch eine Idee, dort eine Andeutung, eine Erinnerung, ein Strich, ein Tupfen. Überhaupt reduziert oder abstrahiert der aus Stans stammende Oltner Künstler das Umfeld, zeigt nur das Nötigste, lässt vieles offen und ist dabei erstaunlich klar. Denn nicht tragisch sind seine Capotagen, nicht bedrohlich die kleinen und grossen Abstürze. Sie sind so alltägliches Schicksal wie Fliegen der ewige Traum des Menschen ist: Aufsteigen können in die Freiheit, unbeschwert Distanz nehmen, alles aus einer anderen Perspektive, mit Weitsicht und Wagemut betrachten. Selbst in den Solothurner Motiven kann man Hinweise entdecken: Flugschatten über der Waldegg, die St.-Ursen-Kathedrale als riesiger Zeppelin, der die Stadt im Schlepptau hat.

Hans Küchlers sprichwörtliche Redensarten
Hans Küchler zeigt alles mit malerischer Leichtigkeit, aufmüpfig-poetisch und süffisant-melancholisch zugleich, mit Humor und Weisheit. Dazu gehören jene «Schlossträume-Traumschlösser», die er schon auf Schloss Wartenfels bei Lostorf ausführlicher gezeigt hat: Filigran gezeichnete Variationen der schwebenden Phantasie. Doch, «Hand aufs Herz», was denken Sie bei einem Spruch wie «Aus der Bahn geworfen», «Mit den Hühnern ins Bett gehen» oder «in der Tinte sitzen»? Genau, das nämlich und noch vieles mehr. Ein Mann, der aus einem Eisenbahnwaggon geschubst wird, ein anderer, der sich mit den Hühnern schlafen legt, und ein Männlein in einem riesigen Tintenfass. Hans Küchler hat zahlreiche sprichwörtliche Redensarten übermütig, frech, originell interpretiert, illustriert und parodiert. Und Hans Brunner vom Historischen Museum Olten, der die Ausstellung «Hand aufs Herz» organisierte, hat die Erklärungen des volkskundlichen Hintergrundes dazu geliefert. Anlässlich Küchlers 70. Geburtstag ist eine Auswahl dieser Zeichnungen und Aquarelle unter dem gleichnamigen Titel als Skizzenbuch erschienen.
Bis 23.12.1999, Di-Sa 14-18, So 10.-17 Uhr

 

Ein Werk von «Kü» mit dem sinnigen Namen «Debakel» 1999 im Palais Besenval in Solothurn. (Foto: Eva Buhrfeind)
Ein Werk von «Kü» mit dem sinnigen Namen «Debakel» 1999 im Palais Besenval in Solothurn. (Foto: Eva Buhrfeind)