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Cuno Amiet als Vermittler der Moderne: Von Pont-Aven zur «Brücke», eine Ausstellung im Kunstmuseum Bern

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Anhand von rund 150 Gemälden präsentiert das Kunstmuseum Bern das facettenreiche Frühwerk von Cuno Amiet (1868-1961). Diese bilderlastige Werkschau «Von Pont-Aven zur ‹Brücke›» konzentriert sich dabei erstmals auf Amiets Rolle als wichtigen Vermittler der Moderne wie als Pionier der reinen Malerei in der Schweiz.

Als Erich Heckl, ein Mitbegründer der Expressionisten-Vereinigung «Die Brücke», am 6. September 1906 Cuno Amiet einlud, der Künstlergruppe beizutreten, war die internationale Kunstszene bereits auf den Solothurner Maler aufmerksam geworden. Der Frank-Buchser-Schüler hatte für seine «Richesse du Soir» an der Weltausstellung in Paris die silberne Medaille erhalten, in München an der 9. internationalen Kunstausstellung die goldene. 1904 nahm er mit Hodler an der Wiener Sezession teil und stellte 1905 in der Galerie Richter in Dresden aus, wo erste Kontakte mit den zukünftigen Mitgliedern der «Brücke» entstanden. 1905 dann nahm Amiet an der Berliner Sezession teil und im September folgte jene bedeutsame Einladung.

Eine Brücke zur Brücke
Cuno Amiet nahm die Einladung an, beteiligte sich 1907 an der «Brücke»-Ausstellung in der Galerie Richter in Dresden, lieferte ihnen immer wieder Bilder für Ausstellungen und hielt ihnen bis zur Auflösung 1913 die Treue. Wenn auch expressionistische Elemente seine Bilder auszeichnen, so blieb ihm die «Brücke»-Kunst fremd. Dennoch scheint der Kontakt zur «Brücke» die Abnabelung von Pont-Aven und Hodler zu bestätigen, Amiet forcierte den eigenen Stil. Zwar warfen ihm kritische Stimmen immer wieder einen fehlenden Personalstil vor, er hingegen rechtfertigte sich als Vielverzweigter, der sich Elemente von vielen Seiten aneignet und davon jene weiterentwickelt, die ihm wichtig erscheinen. Er war für die Schweizer Kunstszene gleichsam die Brücke zur Brücke. Der Schweizer, der als einziger beiden Gruppierungen angehörte, wurde zum Bindeglied zwischen den französischen «Koloristen» um Gauguin und den Dresdner Expressionisten.

Der internationale Amiet
Die Ausstellung zum Frühwerk Amiets, «Cuno Amiet - von Pont-Aven bis Brücke», ist ein lang gehegtes Projekt des Kunstmuseums Bern, das in enger Zusammenarbeit mit dem Amiet-Spezialisten Professor George Mauner von der Pennsylvania State University entstanden ist. Versucht wird, den internationalen Amiet zu zeigen und seinen Beitrag zur Erneuerung der Schweizer Malerei. Jene Zeit, die von künstlerischer Vielfalt und der Lust an Entdeckungen geprägt ist, in der er innovativ war, schaffensreich und neue Einflüsse erfuhr. Zum Beispiel in der internationalen Künstlerkolonie Pont-Aven, wo er sich von 1892 bis Mai 1893 aufhielt. Dort in der Bretagne hatte sich Mitte des 19. Jahrhunderts eine wachsende Zahl von Künstlern angesiedelt auf der Suche nach Ursprünglichkeit und malerischer Einfachheit. In dieser internationalen Künstlerkolonie traf er Paul Gauguins Schüler. Der Ire O’Connor beeinflusste ihn mit der aus dem Pointilismus entstandenen Streifenmalerei. Mit dem bewunderten Vorbild Van Gogh, den er in Pont-Aven kennenlernte, setzte er sich jahrelang auseinander. Von ihm übernahm er den schwungvollen, pastösen Pinselstrich. Andererseits führte er auch den Pointilismus fast bis zur Abstraktion. Zurück in der Schweiz, begegnete Amiet Ferdinand Hodler, mit dem ihn nicht nur eine ungleiche Freundschaft verband, sondern mit dessen Werk er sich auch intensiv auseinandersetzte.

150 Frühwerke aus den Jahren 1892 bis 1920
Die rund 150 Werke von Cuno Amiet - sie stammen zum Teil aus Solothurner Sammlungen - umreissen vorwiegend die Jahre 1892 bis 1920. Sie sind nicht chronologisch geordnet, sondern um wichtige Motive oder Perioden gruppiert. Mit einigen Werken werden die Anfänge aufgezeigt, der begabte Jüngling, der Einfluss Frank Buchsers, dessen typische Sonnenflecken und Schattenrisse auch später wieder auftauchen. Doch dann konzentriert sich diese Bilderfülle auf die Rolle Amiets als Vermittler, als Pionier der reinen Malerei von Farbe und Licht. Auf einen Künstler, der mit den Stilen, Techniken und Kompositionsformen experimentiert und versucht, die Farben zum Klingen zu bringen oder - als kurzer Bruch wie in den Winterbildern - in ihnen schweigt.
Sie führen ihn immer aus neuen Perspektiven in seiner Virtuosität und Neugier vor, der sich die ganze Palette an Ausdrucksmöglichkeiten der Moderne aneignete und entsprechend variierte. Bis er sie zu seinem eigenen Stil verschmolz, der in den Gartenbildern oder Apfelernten ganz eindrücklich zum Ausdruck kommt.

Übersetzer neuer Strömungen
Cuno Amiet, dessen künstlerische Karriere vom akademischen Realismus über den Impressionismus und den Symbolismus Hodlers bis hin zum Expressionismus führte, war sicher kein Erfinder der Moderne. Doch mit seinem Verständnis für neue Strömungen, der Verarbeitung und Weiterverarbeitung war er ein Aufnehmer, Übersetzer und Verbreiter der modernen Malerei par exellence. So hat er zu Van Goghs Bekanntheit in der Schweiz, der bis anhin hier völlig unbekannt war, entschieden mit beigetragen.
Bis 20. Februar 2000, es erscheint ein farbig bebilderter und textlich vertiefender Katalog.

Das Kunstmuseum Bern ordnet 1999 in einer Ausstellung Cuno Amiet (1868-1961) in internationale Strömungen der Malerei ein: «Äpfel auf Blau» (1908).
Das Kunstmuseum Bern ordnet 1999 in einer Ausstellung Cuno Amiet (1868-1961) in internationale Strömungen der Malerei ein: «Äpfel auf Blau» (1908).
«Äpfel auf Blau» (1908) von Cuno Amiet. 1999 im Kunstmuseum Bern.
«Äpfel auf Blau» (1908) von Cuno Amiet. 1999 im Kunstmuseum Bern.