Home | News | Suchen | News-Archiv | Kategorien | Kontakt

Spartenübergreifende Kunst: «Unruhige Köpfe» im Künstlerhaus Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind |

In diesem Jahr der Jubiläen feiert auch das Künstlerhaus in Solothurn mit. 20 Jahre alt wird dieser einst basisdemokratisch geprägte, inzwischen multifunktionelle Kulturbetrieb an der Schmiedengasse in Solothurn. Mit der Ausstellung «Unruhige Köpfe» und einem Fest will man geistige Freiräume öffnen und darlegen.

«Den Leuten etwas von dem weitergeben, was wir machten und sie auch selber machen lassen», sagt der Rüttener Künstler Heini Bürkli, einer der Künstlerhaus-Gründerväter, im Ausstellungsheft zur einstigen programmatischen Zielsetzung. Ein selbstverwaltetes Kunsthaus, ein Begegnungs- und Aktionshaus, in dem die Kunst von Künstlern direkt an Interessierte vermittelt wird, war die Gründungsidee einiger Solothurner Künstler.
Zehn Jahre existierte das Künstlerhaus in seinem elitären Kunstverständnis, ehe eine notwendige Krise zur Aufsplittung in einen Trägerverein und eine Aktiengesellschaft und das Künstlerhaus in eine neue Richtung führte, hin zu einem breiteren Publikum. Inzwischen hat sich das Künstlerhaus längst etabliert. 1993 erhielt es den Kulturpreis des Kantons Solothurn und bietet mit dem Bistro, den Ausstellungen, dem Bilderverleih «Ars interim», der Kunstschule und der Bühnenbildner-Ausbildung ein breitgefächertes Angebot. Auf dem Grat zwischen kommerziell ausgerichtetem Angebot, künstlerischer Qualität und experimentellen Freiräumen kann man Kunst er- und ausleben.

Andere Blickwinkel
20 Jahre Kunstbewusstsein also, ruhiger zwar, aber stets widerständig. Und so soll die Jubiläumsausstellung kein Zurückschauen oder Zurschaustellen sein, sondern vielmehr neuen Raum schaffen und spartenübergreifend andere Blickwinkel öffnen. Bildende Künstler haben sich dazu mit anderen Arbeitsgebieten auseinandergesetzt und unter dem Thema «Unruhige Köpfe» verschiedene Projekte erarbeitet.
Der Begriff Kultur ist ein weitgesteckter, im jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld unterschiedlich interpretiert. Die auf Ackerbau zurückgehende Kultur hat inzwischen allgegenwärtige gesellschaftliche Bereiche erobert. Diesen gegensätzlichen Bedeutungen ist Beat Julius Müller nachgegangen und hat im Höfli vis-à-vis zwei Pflanzplätze eingerichtet: einen landwirtschaftlichen Nutz- und einen künstlerischen Objektgarten. Hier das Wachsen und Gedeihen, daneben die Früchte künstlerischer Auseinandersetzungen.
Mittels Diaprojektor stellen Heini Breiter und Pedro Haldemann die Köpfe von öffentlichen Skulpturen in einen unmittelbaren Zusammenhang mit Gesichtern bekannter und unbekannter Solothurner. Ihnen wurden die subjektiven Äusserungen «Ich bin ein unruhiger Kopf» und «Ich bin ein ruhiger Kopf» zufällig zugeordnet.
«LAARTEX» heisst das Projekt von Stefan Kaegi/Michael Blättler, das mit einer Waschmaschine, einem Tumbler, einer Rinne mit Waschpulver, einem Bügelbrett sowie entsprechenden Anleitungen die Profanisierung der Kunst, die «Verkunstung» des Alltäglichen - und noch viel mehr ironisiert.
Heini Bürkli und Remo Bill wiederum haben mit sechs Kindern deren Verständnis vom «Siedeln» und «Siedlung» bearbeitet und planerisch umgesetzt. Aus verschiedenen Siedlungsformen der Umgebung konnten die Kinder eigene Ideen und Wünsche zu einem Modell umsetzen, das sich als erstaunlich ganzheitlich, umweit- wie menschenfreundlich erweist. Persönliche Erfahrungswerte hat Ueli Studer verarbeitet, die verlorenen Bilder einer erlittenen Amnesie durch einen schweren Autounfall. Mittels Röntgenschattenbildern, optischen wie akustischen Aufzeichnungen von Hirnströmen und eigenen, aus dem Unterbewussten schöpfenden Seelenbildern, führt er Berechenbares und Spirituelles, Körperliches und Seelisches zusammen.
«Ich hab es satt», sagen Andreas Tschui und Rolf Niederhauser und spielen auf jene Haltung vor 20 Jahren an. Im «Hör-Spiel-Raum» kann man auf vom Band abgespielten Meinungen über Zufriedenheit und Unzufriedenheit reagieren, auf den bemalten Tafeln, oder indem man den bereitliegenden Sandstein mitgestaltet.

Das Jubiläum des Künstlerhauses Solothurn wird 1998 nicht nur mit der bis 13. September zu sehenden Ausstellung, sondern auch mit einem grossen Fest am 21. und 22. August begangen.