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Erinnerung als Inspiration: Zartfarbige, freskenhafte Bilder in der Galerie Grossen in Grenchen

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Die Erinnerung als Inspiration: In der Galerie Grossen zeigt der 40jährige Tessiner Künstler Marco Lupi neue Arbeiten. Die zartfarbigen, freskenhaften Bilder beschreiben menschliche Figuren, vom Künstler erlebte, jedoch allgemeingültige Erlebnisse, Gefühle, Beziehungen.

Seltsam und gleichwohl faszinierend erscheinen diese Figuren auf den ersten Blick. Der Kopf recht natural gemalt, ein wenig altmeisterlich, mit grossen offenen, intensiv blickenden Augen, tanzt er über dem schablonenartig einfachen Körper. Diese bewegten Köpfe vermitteln das Leben in der eher statisch zweidimensionalen Wirkung, die auch an geweisste und bemalte Mauern oder Fresken erinnert. Frauen, Männer, Kinder sind es, die aus dem zwei- bis dreigeteilten, fein pastellenen, flächigen Hintergrund treten. Umgeben von kleinen Chiffren und Motiven, Leitern, Vögeln, einem Auto, Fischen, Tannenbäumen, kleinen Gestalten. Sparsam eingesetzt, dezent in der Erscheinung, teilweise nur noch ahnbar, besitzen sie entweder symbolischen oder dekorativen, jedoch stets archäologischen Charakter, sie stellen jene narrative Beziehung zur Vergangenheit des Künstler her.

Verklärte Bildnisse
Denn Marco Lupi, der schon als Kind leidenschaftlich malte und zeichnete und die Kunstschule CSIA im Tessin besuchte, erzählt in seinen eigenartig anmutigen, ein wenig verklärten Bildnissen von Erinnerungen, von Stimmungen, Erlebnissen, Gefühlen der Vergangenheit, von Menschen, die es nicht mehr gibt, von einem alten roten Kinderrennwagen, von ersten pubertären Emotionen, von einem Onkel aus frühen Kindertagen, vom ersten Ferienlager (und damit zum erstenmal allein von zu Hause weg) und dem Heimweh nach dem elterlichen Besuch am ersten Sonntag. Nostalgische Erinnerungen an nahe Ereignisse wie der Schwangerschaft der Ehefrau bis in ferne Tage der Kindheit, nun jedoch aus dem heutigen Bewusstsein, dem heutigen Gefühl heraus nachvollzogen. Ausgelöst durch kurz aufklingende Eindrücke, Gerüche, eine bestimmte Farbe, Gefühle.
Es sind dabei nicht spektakuläre Ereignisse, sondern die kleinen Augenblicke, die Marco Lupi in Miniaturen oder Allegorien festhält: In einer Mischung aus Acrylfarben und Quarzsand arbeitet er dazu verschiedene Materialien hinein: Holz, Karton, Textilien, die mit ihren Strukturen in einem wichtigen Kontrast zum Hintergrund stehen. So wie der feine Tüll jene ebenso wichtige, zartschleirige Transparenz vermittelt, wie sie sich oftmals über die verschiedenen Ebenen der Erinnerungen, die gebliebenen Bilder legt.
Bis 5.9.1998, Di-Fr 9-11.30/14-18, Sa 9-11.30/14-17 Uhr.