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Zeitgeistig und vielseitig: Mitglieder der Royal Academy of Arts in Thun

Verfasst von Eva Buhrfeind/Thun | |   Ausstellung

Die Thuner «Galerie zur alten deutschen Schule» zeigt in ihrem Sommerprogramm eine grössere Auswahl an Arbeiten von 16 Mitgliedern der Royal Academy of Arts. Damit findet zum erstenmal in der Geschichte dieser britischen Institution gleichzeitig zur Sommerausstellung in London eine kleinere Parallelveranstaltung in der Schweiz statt.

Die englische Royal Academy of Arts ist fast schon ein Fossil in der Kunstszene und eine der grössten Institutionen ihrer Art auf der Welt. Eines der jüngsten und zuletzt gewählten Akademiemitglieder ist Paul Huxley, gleichzeitig auch Professor für Malerei am Royal College of Art, auf dessen Anregung hin - er stellte im vergangenen Winter zusammen mit einer englischen Malerkollegin in dieser Thuner Galerie aus - jetzt eine beschränkte Anzahl ausgewählter Mitglieder, 15 Künstler und eine Künstlerin, ihre Arbeiten zeigen: Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken.

Britische Tradition
Mit dieser Sommerausstellung wird ein weiteres Stück echt britischer Tradition in die Schweiz gebracht, denn die parallel dazu stattfindende Sommerausstellung der Königlichen Akademie in London jährt sich heuer zum 224. Male. Die Auswahl dieser Gruppe - die Akademiemitglieder werden auf Lebenszeit gewählt - beweist den zeitgeistigen und vielseitigen Ausdruck einer britischen Kunstszene, die trotz Zugehörigkeit zu einer schon monumental wie historisch zu nennenden Einrichtung sich zwischen klassischer Moderne und Avantgarde bewegt, ohne jedoch Spektakuläres, aus dem Rahman Fallendes zu bieten und sich die Abstraktion, der Linie der Galerie gemäss, zurückhält.
Mit Allen Jones, Peter Blake (er zeigt unter anderem ein typisches Marilyn-Monrow-Sujet der amerikanischen Pop-Artisten) und David Hockney, der persönliche Lebensräume figurativ stilisiert und jetzt ganz neu seine «Home-made»-Drucke zeigt, sind bekannte Vertreter der britischen Pop-Art dabei. Joe Tilson, ein Pop-Artist der jüngsten Generation, hat seinen Ausdruck zur Symbolsprache reduziert. Anthony Green verzerrt perspektivistisch eine kleine, gesamthaft konzentrierte Welt, die von Humor und kräftigen Farben belebt ist. Norman Aekroyd hingegen, er ist auch spezialisiert auf Drucke, fängt Stimmungen und Charakteren von Landschaften und Orten ein, hebt eindrücklich ihre Atmosphäre und Dichte hervor. Während der 74jährige Roger de Grey, er ist seit 1984 Präsedent der Academy, sich stilistisch zwischen Impressionismus und einem sanften Pointilismus bewegt, stellt Paul Huxley konstruktivistische Elemente in einem Kontrast von Farben und geometrischen Formen gegeneinander. Zu der kleinen Zahl der abstrakten Künstler in dieser Ausstellung gehört noch Anthony Wishaw; John Hoyland und Jeffery Camp geben sich wiederum figurativ.

Expressiv und eigenwillig
Die einzige Frau in dieser Männerrunde, Sonia Lawson, versucht seit einiger Zeit, ihre figurative, reichhaltig befrachtete Bildsprache zu reduzieren, um mit einfachen gegenständlichen Mitteln eine möglichst grosse Wirkung zu erzielen.
Farbenfroh und positiv-bewegt geben sich die verschlungenen und verschachtelten religiösen Themen und Metaphern von Norman Adams. Einen eindrücklichen Kontrast bieten die Arbeiten von John Bellany und David Tindle. Expressiv und eigenwillig in der eigenständigen, an einen Varlin erinnernden, figurativ-allegorischen, vielschichtigen Darstellung der erstere, romantisiert und abgehoben, die feinen, diffizilen Inhalte, zerbrechlichen, surreal angehauchten Träumen gleich, die Bilder des in der Bretagne lebenden D. Tindle. Ken Kiff dann wieder gibt sich kräftig und ausgelassen in den warmen Farben und fröhlich-naiv umgesetzten Bildern. (Bis 9. August 1992.)

1992 Thuner in der «Galerie zur alten deutschen Schule»: «You're 50 today, John», Selbstportrait von John Bellany (Foto: Eva Buhrfeind)
1992 Thuner in der «Galerie zur alten deutschen Schule»: «You're 50 today, John», Selbstportrait von John Bellany (Foto: Eva Buhrfeind)