Home | News | Suchen | News-Archiv | Kategorien | Kontakt

«Beschreiblich weiblich»: Aspekte feministischer Wissenschaft und Wissenschaftskritik

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Literatur

Die traditionelle Wissenschaft mit ihrem eher männerorientierten Weltbild sieht sich nicht nur zunehmenden Problemen, sondern auch einer immer harscheren, feministischen Kritik ausgesetzt. Festgefahren und ernste Schwierigkeiten, weil die als einseitige einseitige männliche Logik bezeichnete Wissenschaft weibliche Sicht- und Daseinsweisen aus ihrem Denken ausgeklammert hat? Eine selbstbewusst und engagiert tönende Frage, seit langem auch wissenschaftlich erforschte feministische Kritik.

Aber wer und was ist diese feministische Wissenschaft und Kritik? Was ist überhaupt unter weiblichem Denken, Frauenforschung zu verstehen? Kann der Feminismus entscheidende Alternativen bieten, eine weibliche Wissenschaft zum Beispiel, die sich von dem männlichen Gegenstück unterscheidet, ohne selber aufs Abstellgleis zu geraten? Hierzu ist nun im Verlag Rüegger in Chur das Buch «Beschreiblich weiblich» erschienen, das mit den Beiträgen von zehn Autorinnen und zwei Autoren einige wichtige Meinungen aus dem Spektrum der feministischen Auseinandersetzung mit der Wissenschaft gegenüberstellt.
Weibliche Sichtweisen und Folgerungen und männliche Stimmen zu weiblichen Fragestellungen wie weibliches Denken und Handeln, ethnologische, feministisch ethische und moralische Aspekte, feministische Wissenschaftskritik oder Kritik an Erziehung und Bildung und sozialwissenschaftliche Theoriebildung, dabei nicht einseitig, wie es beim Feminismus zu erleben ist, sondern die kontrovers angelegten Diskussionen lassen verschiedene Positionen und auch Kritik zu.
Die Beiträge - es handelt sich um Referate, die an der Zürcher Uni im  Rahmen der Veranstaltungsreihe «Grundzüge feministischer Pädagogik» gehalten wurden - sind inhaltlich und sprachlich sehr anspruchsvoll. Auch wenn einige der Beiträge trotz der wissenschaftlich ausgerichteten, recht universitären Sprache fast spannend zu lesen sind, so sind doch profunde Kenntnisse nicht nur des feministischen Forschungsgebietes, sondern vor allem die der Fachtermini unabdingbar, um sich durch die über 200seitige, zeitweise ermüdende Materie durchzuarbeiten und so zu neuen Einsichten zu gelangen.
(Hrsg. Walter Herzog/Enrico Violi, Beschreiblich weiblich - Aspekte feministischer Wissenschaft und Wissenschaftskritik, 1992, 260 S., 48 Fr.)