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Ein stimmungsvoller Theaterabend: Theater für den Kanton Bern spielt 1992 Komödie

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Theater

Ein stimmungsvoller sommerlicher Abend im Burgdorfer Schlosshof, eine ideale Umgebung für die sommerlich-heitere and erfrischend leichte Komödie «Der Raub der Sabinerinnen», aufgeführt von dem engagierten Ensemble des Theaters für den Kanton Bern.

«Gaudeamus igitur!» - Ja also, da hatte der gute wie ernsthafte Professor Sollwitz doch einst in seinen fernen alt Heidelberger Studienzeiten ein Theaterstück geschrieben, eine römische Tragödie über den «Raub der Sabinerinnen», an sich ja keine schlimme Sache, aber nun ist dieses Faktum durch eine Indiskretion seines Dienstmädchens Rosa in die Hände eines Wanderschmierentheater-Direktors gefallen, der diese Jugendsünde jetzt aufführen möchte und dank seiner Überredungskünste auch aufführt.

Amüsante Konfusionen
Da ist es denn auch schon vorbei mit der Lustigkeit, dem Professor wird nämlich angst und bange, gilt es doch nicht nur den guten Ruf, die Ehre zu schützen, sondern die Aktion auch vor der spiessbürgerlich strengen Gattin zu verheimlichen. Notlügen, Heimlichkeiten, Missverständnisse führen zu entsprechenden amüsanten Konfusionen und ergötzlichen Verwicklungen, bis sich natürlich alles zum Besten entwickelt.
Das Stück im Stück wird nämlich auf die ersten beiden Akte reduziert, dafür kurzerhand um drei Akte aus der «Jungfrau von Orleans» ergänzt zu einem Riesenhit, und somit - Friede, Freude, Eierkuchen - kehren Liebe, Glück und Eintracht wieder ein. Ein reizendes, amüsantes wie sauberes Lustspiel, von vielen Bühnen immer wieder gerne ins Repertoire genommen. So auch vom Theater für den Kanton Bern, dessen Ensemble mit Liebe und Sorgfalt dieses ebenso klassische wie beliebte Theatergut pflegt.

Situationskomik der bewährten Art
Der geschickt ausgeleuchtete Treppenabsatz in der Hofecke wirkte wie eine kleine Bühne, ein Gelehrtenschreibtisch, ein paar Gartenmöbel, die Kostüme sind der Jahrhundertwende nachempfunden, mehr Requisiten waren nicht nötig. Dafür wurden reichlich gekonnt und nie übertrieben oder laut Situationskomik der guten alten Art geboten, geistreiche und originelle Wortspielereien, lebendig und komödiantisch agierende Darsteller, ein dramaturgischer Bogen von sommerlicher Heiter- wie Leichtigkeit, der nie durchhing und so manchen spontanen Szenenapplaus hervorrief.

Plädoyer für Kleintheater
Ein Plädoyer aber auch für die Kleintheater, ihre Sorgen, Nöte und täglichen Überlebensstrategien, und damit beim Theater für den Kanton Bern in den richtigen Händen, weiss man hier doch um die Problematik bestens Bescheid. So durfte denn Direktor Edwin Fabian als trefflich eitler, sein Theater betreffend hemmungsloser Bühnendirektor Striese nicht nur erfrischend sächseln, sondern stellvertretend für alle Kleintheater der sogenannten Schmiere eine Lanze brechen. Ehrlich und mit Vehemenz, und die begeisterte Reaktion des Publikums zeigte auf, wie dicht beieinander Beifall und Verständnis liegen. Schade nur, dass den hinteren Reihen - der Besucherstrom wollte und wollte nicht enden, so dass immer mehr Bänke herangetragen wurden - die Sicht auf manch burleske szenische Feinheit versperrt war und so mimische wie gestische Schelmereien untergingen. Aber nichtsdestotrotz: gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus... und nicht nur die Jungen, auch die Älteren hatten ihr Gaudi.

Rico Herold als Professor Gollwitz und Edwin Fabian als Theaterdirektor Striese in «Der Raub der Sabinerinnen», aufgeführt 1992 vom Ensemble des Theaters für den Kanton Bern.
Rico Herold als Professor Gollwitz und Edwin Fabian als Theaterdirektor Striese in «Der Raub der Sabinerinnen», aufgeführt 1992 vom Ensemble des Theaters für den Kanton Bern.