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Fiktion und Abstraktion: Andreas Althaus und Max Sommer in der Galerie Contempo

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Die Galerie Contempo stellt die Arbeiten zweier befreundeter Künstler gegenüber, die trotz der Gegensätze korrespondieren und den Betrachter herausfordern: Andreas Althaus mit perspektivischen, beinahe surrealen Täuschungen und Max Sommer mit lebhaften Abstraktionen zum Thema Kopf, Berg, Auflösung.

Seltsame Räume, rippenartige Gebäude, eine zebrastreifige, wie im Spiegel verzerrte Arena, Kästen und merkwürdige Regale, ein hölzernes, archaisch anmutendes Boot, unwirklich und doch so echt, obwohl doch nur auf dem Papier. Und je weiter man zurücktritt, um so körperlicher, dreidimensionaler erscheinen sie, beinahe so plastisch wie die schwarzweissen «Systeme», ein Kreis aus Karton mit Paraffin und Negrosin verstärkt und hochgeklappten Seitenwänden, scheinbar regelmässig in der Anordnung. Oder doch nicht? Denn bei genauerem Betrachten stösst man in der logisch-konkreten Konstruktion auf einen kleinen, aber wesentlichen Unterbruch der systematischen Regel.

Visuelle Irritation
Überhaupt sind die Arbeiten des 41jährigen in Burgdorf lebenden und arbeitenden Malers, Zeichners und Objektemachers Andreas Althaus nichts für eine kurze Betrachtung. Sie fordern den Betrachter zu einer intensiven Auseinandersetzung heraus, sind sie doch ganz auf optische Täuschung und visuelle Irritation angelegt.
Die Perspektiven der geometrisch ausgerichteten Räumlichkeiten scheinen perfekt und logisch mit den verhaltenen Aquarellfarben zu einer dezenten Hintergründigkeit und Ästhetik geführt, bis allmählich die Faszination einsetzt. Der Blickwinkel wird je länger, je mehr in Frage gestellt wie sich auch die räumliche Sicht trügerisch gestaltet. Können zum Beispiel die beiden sich kreuzenden, braunschwarz gestreiften Stangen überhaupt so verlaufen oder nicht, sind die perspektivischen Regeln aufgehoben oder steht man einfach nur falsch?
Licht- und Schatteneffekte wie raffinierte Kontraste verstärken dabei die trügerischen Momente, die surreal und phantastisch zugleich in den Bann ziehen: die Arena, verzerrt von einem imaginären Spiegel, scheint sich langsam auf und ab zu bewegen, architektonische Zweideutigkeiten wie der «Raum», ein riesiger Käfig mit Stufen, die links höher und rechts flacher zu einem Ziel führen, zwei Räume in einem Dualsystem, eindeutig, scheinbar logisch und doch nicht möglich.

Seelenzustände
Auch Max Sommer, der 33jährige autodidaktische Künstler mit eigener Galerie in Burgdorf, in Sumiswald aufgewachsen und in Heimiswil lebend, gelingen geschickt angelegte Täuschungen, führen doch die zarten wie lyrischen Aquarelle im Treppenhaus, in denen aus einem feinen Farbschleier schemenhaft-abstrahierende menschliche Gestalten heraustreten, auf die falsche künstlerische Fährte. Denn in seinem Hauptwerk wendet er sich einer intensiven wie lebhaften Abstraktion zu.
Mit dem markanten Kontrast eines kraftvollen, zum Teil glänzenden Schwarz und leuchtenden Rot, das Energie und Tatkraft vermittelt, und mit organischen Strukturen verbildlicht er mit vereinfachten, dafür wirkungsvollen Mitteln die Seelenzustände seiner Gedankenwelt. Kräftige rote Formen, wie Zellen und Zellverbände, die aus der Auflösung sich wieder neu formieren, lassen eine menschliche Hülle, ein gehirnartiges Gebilde, «Freiheit, wo?», erkennen.

Prozess des Auflösens
Linien und Fäden, die sich im bewegten Fluss dahinziehen, sich vernetzen, eine Gestalt in die «Geborgenheit» einer Fruchtblase hüllen, aber auch die für den Künstler so wichtigen Themen wie Berg und Kopf andeuten. Köpfe wie Masken, mit sparsamen, mehrfarbigen Strichen, nur in der Kontur umrissen, gehen in ihrer Anordnung von klar erkennbaren bis zur abstrahierten Zeichenhaftigkeit, aus der sich ein Berg, der «Geist des Berges», herauskristallisiert, ein ewiger Prozess des Auflösens und Neuentstehens. Zur Ausstellung erscheint ein kleiner Katalog. (Bis 7. Januar 1993)

Galerie Contempo Grenchen 1992: «Systeme» von Andreas Althaus, «Arenata» im Hintergrund. Rechts im Bild «Akt» von Max Sommer. (Fotos: Eva Buhrfeind)
Galerie Contempo Grenchen 1992: «Systeme» von Andreas Althaus, «Arenata» im Hintergrund. Rechts im Bild «Akt» von Max Sommer. (Fotos: Eva Buhrfeind)