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Alltägliches kippt ins Mysteriöse: Nico Müller in der Galerie Rössli Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Der einheimische Nico Müller präsentiert in der Galerie Rössli Balsthal seine Foto-Arbeiten, die ins Ungewisse entführen. Eine irritierende Magie kann man im Video im Kellergewölbe auch akustisch wahrnehmen.

Ist es diese Magie der schwarz-weissen Fotografie, die dem Geschehen hier einen Unterton des Vergänglichen verleiht? Oder ist es die düstere Atmosphäre, in die Nico Müller die Betrachtenden hineinversetzt? Der in Balsthal aufgewachsene Künstler mit Jahrgang 1983 lässt den Betrachter im ersten Moment im Ungewissen, wenn er das Alltägliche in das Unerwartete des Mysteriösen kippt. Und dies allein mit eigentlich einfachen, analogen Aufnahmen, die sich auch wie eine Archivierung des Spektakulären im Unspektakulären lesen.

«Dead Spaces»
So zum Beispiel die «Dead Spaces», im ersten Raum der Galerie Rössli. Es sind jene Leerräume in Supermärkten, die der Kunde nicht sieht, hinter Regalen, Zwischenwände, versteckte Ecken und Schächte. Die Situationen sind mehr aus der Sicht der darüber gehaltenen Kamera mit der freien Hand als schräge Aufsicht fotografiert, selbst entwickelt und dann digital gedruckt. Sie nehmen neben einer fast unheimlich zu nennenden Ungewissheit über die Situation an sich teilweise auch physische bis intime, je nach Interpretation dezent erotische Wirkungen an. Eine subversive Wirkung, die Nico Müller, der an der Hochschule der Künste Bern das Studium der Fine Arts absolvierte, in der Reihe «Why you were sleepy?» in narrative Ereignisse steigert. Es sind eher Film-Stills-Performances denn reale Ansichten. Müller hat das Interieur in Hotelzimmern, in denen er jeweils eine Nacht verbrachte, neu inszeniert und zu filmischen Dramaturgien arrangiert – garantierter Gruselfaktor hinter Vorhängen oder verschobenen Möbeln.

«Things that scared me»
Seine Fotografie verwandelt Standard-Hotelzimmer zur Bühne suspekter, verrätselter Erwartungen. Der Betrachter ist auf seine eigene Fantasie angewiesen. Dieses Mysteriöse des Vertrauten findet in der Serie «Things that scared me on my way back home» schon im Titel einen ersten spekulativen Verweis. Auch hier sind es wieder schwarz-weisse Fotografien während einer abendlichen Wanderung im Tessin im Herbst, mit dem Ziel, im Dunkeln nach Hause zu kommen. Diese beinahe abstrakte Schwärze der Nacht wird durch die blitzhell beleuchteten Steine, Baumstümpfe, Büsche, morsches Holz in Sekundenaufnahmen aber sogleich durchbrochen.
Eine irritierende Magie kann man dann im Video im Kellergewölbe auch akustisch wahrnehmen. Hier führen die stapfenden und stolpernden Schritte im Wald den Betrachter durch den schwarz gehaltenen Film, und die dunkel unterlegte Geräuschkulisse löst ahnungsvolle Bilder aus.

Bis 17. Dezember 2017. Geöffnet: Do und Fr 18–21 Uhr, Sa 15–18 Uhr, So 11–14 Uhr. Nico Müller ist am 3. und 17. Dezember 2017 anwesend.

Werke von Nico Müller.
Werke von Nico Müller.
Bild von Nico Müller. (Fotos: Eva Buhrfeind)
Bild von Nico Müller. (Fotos: Eva Buhrfeind)