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Drama(turgie) der Gletscherwelt: Daniel Schwartz im Kunstraum Medici in Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Der Fotograf Daniel Schwartz zeigt im Kunstraum Medici, Solothurn, eine Auswahl prägnanter Gletscher-Fotografien.

Vier Kontinente hat er besucht, hat unter anderem in Uganda, Kongo, Pakistan, Peru, der Schweiz vielerlei imposante Gletscherwelten fotografiert: Momentaufnahmen von der Situation der Gletscher im Zustand des von den Menschen mitverursachten Klimawandels, der sich am eindrücklichsten in der Veränderung ihrer Dynamik und ihrer Natur offenbart.
Mit «de glacierum natura» ist denn auch diese Werkschau im Kunstraum Medici betitelt und gibt Einblick in die brüchig gewordene Welt der Gletscher: Fläche, Verlauf und Masse verändern sich, nehmen ab, der Permafrost schwindet, Geröll statt Eis und Schnee, tiefgreifende Erosionen und schwindende Ressourcen.
Es sind keine dokumentarischen Aufnahmen, keine geschönte Eis- und Schnee-Ästhetik beeindrucken die Betrachtenden. In diesen stillen, geradezu historisch anmutenden Bildern, eine Auswahl aus  Daniel Schwartz‘ Buch «While the Fires Burn» (2017), vereinen sich erdgeschichtliche Naturwissenschaft und zeitlos agierende Kunst. Dabei zeigt sich die Nähe und das Gemeinsame beider Sparten, auch wenn der international renommierte Fotograf Daniel Schwartz keine fotografische Geschichte erzählt, sondern seiner künstlerischen Haltung entsprechend unaufgeregt in der Dramaturgie der Bildmomente diese Gletschergeschehen wie aus einem Album dokumentiert. Unspektakulär in der Zeitlosigkeit, ja ungeschönt, dabei effektvoll im Schwarzweiss des Carbon-Inkjet-Drucks konfrontiert der 1955 geborene Daniel Schwartz die Betrachter nicht einfach mit der Dramatik des Klimawandels und dem Einfluss auf die Gletscherwelten. Er geht mit seiner  Sichtweise, ja seiner dokumentarischen Art eher wie ein Archivar vor, seltsam zeitentrückt und konkret, rätselhaft und ergründbar zugleich in der raffinierten Naturinszenierung. Unmittelbar wirken diese Naturbühnenkulissen, mit einem Normalobjektiv analog und aus verschiedenen Perspektiven und Ansichten fotografiert. Im prägnanten Kontrast von Licht und Schatten, eingebettet in subtile Grautöne, tritt die Spannung um das dramatische klimatische Geschehen hervor, sind die tiefgreifenden Veränderungen in den Gebirgslandschaften von einer spannungsvollen Nachhaltigkeit. Denn die globale Gletscherwelt hat vielerlei Gesichter und Geschichten, ihre Magie zeigt sich als schicksalshaftes Barometer der dynamisch geprägten Dimensionen: die karstigen, vom Gletschereis freigelegten Gesteine, Risse und Spuren der Erosion, die steinernen Falten, die Wanderbewegungen der sich zurückziehenden Gletscher als Zeichen der Zeiten und Zustände, spröde zeichnerisch anmutende Felsoberflächen, mystische Eisformationen, die skulptural erstarren. Man blickt auf eine rätselhafte Felsspalte, starrt in die steinerne Tiefe auf einen See, und erkennt in den dünner werdenden, einst schützenden Eisdecken, in den beinahe malerisch wirkenden Erosionsprozessen der jahrtausendealten geologischen Formationen der Gletscher: Die Nachhaltigkeit der Bilder ist auch eine Nachhaltigkeit der Erkenntnis und des Handelns.

Bis 31. März 2018. Geöffnet: Do und Fr 14 -18 Uhr. Samstag 14-17 Uhr. Der Film «Beyond the Obvious. Daniel Schwartz. Photographer» von Vadim Jendreyko hatte an den Solothurner Filmtagen 2018 Premiere und wird am 28. Februar 2018 um 11.55 Uhr in der SRF-Sternstunde Kunst gezeigt. Das Buch «While the Fires Burn. A Glacier Odyssey» ist 2017 im Verlag «Thames & Hudson» erschienen.

Daniel Schwartz zeigt 2018 im Kunstraum Medici, Solothurn, eine Auswahl prägnanter Gletscher-Fotografien. (Foto: Eva Buhrfeind)
Daniel Schwartz zeigt 2018 im Kunstraum Medici, Solothurn, eine Auswahl prägnanter Gletscher-Fotografien. (Foto: Eva Buhrfeind)