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Minimalistisch und konsequent zwischen kultischen und architektonischen Objekten: Michael Cleff im Kunstforum Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Michael Cleff aus Hattingen/Ruhr zeigt im Kunstforum Solothurn eine Auswahl keramischer Objekte.

Sie wirken auf den ersten Blick so präzise und einfach, beinahe spartanisch streng in der auf weiss, grau, schwarz und beige reduzierten Farbgebung, in ihrer architektonischen Archaik, die auch an kultische, ihrer ursprünglichen Bedeutung entfremdeten Gefässe denken lässt: die Arbeiten aus Steinzeug von Michael Cleff, 1961 in Bochum geboren.
Ganz elementare, sich wiederholende Formen bestimmen das minimalistische Konzept dieser eigenartigen Architekturen: präindustrielle Gebäude, Tempel, Container, Türme, Hallen, ein Thron. Zusammengewachsen aus futuristischer und historischer Archäologie, grad- und hochwandig mit kleinen systematisch angeordneten Schlitzen und Löchern, die den Kleinplastiken etwas unnahbar Monumentales verleihen und so Gelebtes entfremden, das Innere verschliessen.
DABEI IST NICHTS ganz eckig, nichts ist rund, leichte Verschiebungen und Unregelmässigkeiten heben das allzu Spartanische wieder auf, verleihen den Objekten einen zeitentrückten Modellcharakter. Nicht verleugnen lässt sich dabei seine Keramikerlehre in Garmisch-Partenkirchen, das konventionelle und damit gesicherte Handwerk, das er später von 1990 bis 1996 um ein Bildhauerstudium an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschüler von Fritz Schwegler erweiterte.
Seither wurden Michael Cleffs Arbeiten in vielen europäischen Ländern sowie in Galerien in den USA ausgestellt.
AUF DEN ZWEITEN Blick entdeckt man in den klar konzipierten Plastiken mehr als nur die Spannung zwischen einem hermetisch auftretenden Aussen und einem unbestimmbaren, kryptischen Inneren: die Ambivalenz des bewusst - über Module - gestalteten und dem frei reproduzierten, «angebauten» Räumlichen. Das subtile Wechselspiel der feinst polierten und der raueren, die Fingerspuren in sich tragenden Oberfläche. Kontraste, die, so dezent sie sind, in ihren Variationen immer neue raffinierte Beziehungen aufbauen.
Archetypen sind es, die Räume assoziieren, nicht des einst Gelebten, sondern kontemplative Gedankenräume innerer Bilder und Vorstellungen, für Imagination und Kreativität, Materialität und Sinnlichkeit. «Über Addition» ist denn auch eine Serie getitelt und erklärt sich somit selbst. Das Zusammenfügen von konzeptueller und schöpferischer Form, von Idee und Konstrukt, von subjektiver und objektiver Haltung.
Darüber hinaus eröffnet Michael Cleff scheinbar den Raum, lässt teilhaben an der Beziehung von Grundriss und Volumen, zeichnerischer und modellierter Linie - und elementar auch hier von Innen und Aussen.
DIESEN TEKTONISCHEN Plastiken stehen jene Wandobjekte gegenüber, in denen Michael Cleff das Fliessen, das Naturhafte und damit die Farben thematisiert. Verschiedenfarbige Glassorten werden als Scherben in kleinen flachen, auf Tontafeln arrangierten Gelassen gebrannt, wobei die Unterschicht der Glasuren die Farbigkeit mitbeeinflussen, wie auch die verschiedenen Tone ihre eigenen Farbspiele entwickeln.
Als Bild an die Wand gehängt, illusionieren die wassergrünblauen kristallinen Nuancen die Bewegung von Flüssigkeiten, die jedoch nur Farbbewegung, nur Imagination bleiben.
MICHAEL CLEFF IM KUNSTFORUM SOLOTHURN. Noch vom 4. bis 21. Januar 2007. Geöffnet: Do/Fr 15-19 Uhr, Sa 14-17 Uhr, zusätzlich geöffnet am 21. Januar 2007 11-14 Uhr.

ARCHITEKTUREN: Michael Cleffs Keramik war 2006 im Kunstforum Solothurn zu sehen.
ARCHITEKTUREN: Michael Cleffs Keramik war 2006 im Kunstforum Solothurn zu sehen.