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Süddalmatien - eine krisengebeutelte Region setzt auf den sanften Tourismus

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Reportage

Istrien konnte schon 1994 eine fast normale Tourismussaison verbuchen. Doch auch die südkroatische Adriaküste unternimmt alle Anstrengungen, um als Urlaubsgebiet wieder interessant zu werden. Besonders das schwer zerstörte und inzwischen restaurierte Dubrovnik leidet unter einer noch unsicheren Lage.

Nur hin und wieder zeugen die zum Teil «restaurierten» Granateinschläge in der Hauptstrasse von Dubrovnik von der tragischen Zerstörung dieser süddalmatinischen Stadt. Zwar hat der Coiffeur in der Hauptstrasse seinen granatzersplitterten Spiegel, der an Wild-West-Schiessereien erinnert, als «Mahnmal» erhalten, aber mit enormer Fleissarbeit und unter grosser denkmalschützerischer Sorgfalt hat man die bis ins 7. Jahrhundert vor Christus zurückgehende Stadt wieder aufgebaut. Um jegliche stilistischen Veränderungen zu vermeiden, wurde der gleiche Stein wie einst, der zum Teil von der Insel Vrnik vor Kocula stammt, verwendet. Nur vereinzelte der innen aus Holz gebauten und daher nur innen ausgebrannten Häuser stehen noch als Fassadenskelette da.
Allein die 3 bis 7 Meter dicken Festungsmauern aus dem 12. bis 17. Jahrhundert haben den Einschlägen widerstanden. Es sind vor allem die hellroten Dachziegel, die flickenteppichartig das Ausmass der Zerstörung dokumentieren: Durch den Beschuss von der Bergkette aus wurden (neben der Hauptstrasse) in erster Linie die Dächer getroffen. Der ebenfalls ausgebrannte Yachthafen ist vollständig hergestellt, 20 Hotels in der Region stehen den Gästen wieder zur Verfügung, der Flughafen erstrahlt in neuem Glanz.
Dubrovnik, die Perle der Adria, 1979 mit seiner Vielfalt an kulturhistorischen Denkmälern mehrheitlich aus der Gotik, Renaissance und Barock, aber auch der Romanik, in die Liste des UNESCO-Kulturerbes aufgenommen, wartet, wie alle anderen Urlaubsorte entlang der kroatischen Adria, der Makarska Riviera, auf die Urlauber. Aber noch immer hängt der Krieg in Westslawonien oder Bosnien wie ein Damokles-Schwert über der jungen Republik. Die jüngsten Zwischenfälle haben denn auch den Tourismus weit zurückgeworfen.
Und doch, ungebrochen scheinen Optimismus und Hoffnung auf Frieden, immer wieder möchte man zeigen, dass Urlaubsstimmung und Gastfreundschaft gewährt werden können. Schliesslich hat Kroatien einiges zu bieten: eine 1777 km lange, reichgegliederte Küste mit einer überaus reizvollen und abwechslungsreichen Landschaft, zahlreiche historisch-kulturelle Werte, neben Dubrovnik natürlich das von der Antike geprägte Split, das heuer seine 1700-Jahr-Feier begeht und mit dem Diokletian-Palast ebenfalls unter dem Schutz der UNESCO steht.
Von den 1185 grossen und kleinen Inseln, Felsenriffs, sind nur 66 bewohnt: Hvar zum Beispiel, mit einem der schönsten Strände Kroatiens und dem ältesten Gemeindetheater Europas, das besonders wald- und vegetationsreiche Korcula, das als Geburtsort Marco Polos gilt. Brac, dessen weisser Stein sogar am Weissen Haus in Washington Verwendung fand.

Sanfter Tourismus
Rund 40 komplett ausgerüstete Yachthäfen mit ungefähr 15000 Anlegeplätzen sowie Tausende von Häfen und Buchten an der Küste und auf den Inseln bilden ein Eldorado für Segel- und Wassersportler. Eben erst wurde in der Nähe von Rijeka ein Kohlekraftwerk geschlossen, um die gesamte Bucht für den Tourismus zu nutzen. Split, die grösste Stadt an der Adria, hat eine neue Kläranlage erhalten.
Gross geschrieben werden jetzt Umwelt- und Naturschutz. 7,5% des Landes sind bereits naturgeschützt, und der Anteil soll noch verdoppelt werden. Denn mit dem Ende des Sozialismus und der eingeführten Marktwirtschaft möchte Kroatien seinen Ruf als beliebtes Reiseland an der Adria erneuern. Kein Billig-Massentourismus der kommunistischen Aera soll es werden, aber doch preiswert: Sanfter Tourismus heisst die neue Philosophie. Das beginnt bei den Hotelanlagen, die enorme Bettenkapazitäten vorweisen, und führt zu den rund 300 teils recht grossen Campingplätzen, die (bis auf Ausnahmen) der Landschaft angepasst wurden. Auch will man zukünftig aus den Bausünden anderer südlicher Urlaubsregionen lernen. Und man besinnt sich auf einheimische Produkte.
Die entscheidende Frage nach Sicherheit wird von kroatischen Tourismusexperten mit Zuversicht beantwortet. Sie betrachten die Angriffe im Frühjahr auf Zagreb und Dubrovnik «als terroristische Provokationen, wie man sie inzwischen weltweit erlebt»: Allein für Dubrovnik kann ein theoretisches Restrisiko nicht ausgeschlossen werden, liegt hier im Hinterland doch das Gebiet der bosnischen Serben. Dafür gelten Istrien und die Kvarner Bucht sowie die Inseln als «absolut sicher».

 

Ferienangebote

eb. Inzwischen bestehen Pauschalangebote einiger Schweizer Busunternehmen, vorerst nur für Istrien. Das Kroatische Reisebüro Bemex in Zürich (Tel. 013613033) offeriert hingegen Reisen bis Dubrovnik sowie Yachtingangebote, von der individuellen Anreise bis zum Pauschalangebot.
Individualreisende können sich bei der Kroatischen Zentrale für Tourismus in Zürich (Tel. 013613127) beraten lassen.
Croatia Airlines fliegt täglich Zürich-Zagreb, von hier gibt es Anschlüsse nach Pula, Insel Brac, Zadar, Split und Dubrovnik.
 

«Fast normal»

eb. Zwar kamen schon 1992 die ersten unermüdlichen Stammgäste wieder, aber erst 1994 konnte Kroatien in Istrien und der Kvarner Bucht eine «beinahe normale Saison verbuchen».
1990 wurden 5 Mio. ausländische Gäste mit 34 Mio. Übernachtungen registriert, 1994 2,3 Mio Gäste mit 15,5 Mio. Übernachtungen. 1993 dagegen nur 15 000 Gäste mit 150 000 Übernachtungen.
Waren es vor dem Krieg vor allem Gäste aus Deutschland, Italien, Österreich und der Niederlande, so stehen nun die Tschechen an erster Stelle.

Der alte Stadtkern von Dubrovnik 1995 mit den Festungsmauern. (Foto: Eva Buhrfeind)
Der alte Stadtkern von Dubrovnik 1995 mit den Festungsmauern. (Foto: Eva Buhrfeind)
UN-Helikopter 1995 auf dem Flughafen von Split. (Foto: Eva Buhrfeind)
UN-Helikopter 1995 auf dem Flughafen von Split. (Foto: Eva Buhrfeind)