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Leonardo Bezzola: Bilder über Leben in der Kunstwelt

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Der Fotograf Leonardo Fernando Bezzola ist am 9. Mai 2018 89-jährig gestorben. Mit ihm ist ein Künstler gegangen, dessen Bilder über Leben in der Kunstwelt ebendiese als solche überleben: Ein exakter Beobachter, der mit dem Fotoapparat die Künstler und ihre Kunst im Kontext ihrer Zeit und im Moment ihres schöpferischen Kontextes verstand.

So ist Leonardo Bezzolas Buch «Das Kunstmuseum Solothurn 1972-1997», herausgegeben vom Kunstverein Solothurn, nicht nur eine Reverenz an André Kamber und seine Zeit als Kunstmuseumsleiter, sondern eben auch ein Stück Zeitgeschichte  einer ebenso spannenden wie einfallsreichen Solothurner Kunst-Kultur-Ära. Leonardo Bezzola, der im Jahre 2005 den Kunstpreis des Kantons Solothurn erhielt, blieb zeitlebens mit der Kunstszene aufs engste verbunden mit einem Handwerk, dem er trotz – oder gerade wegen – des tsunamimässigen Einfalls von digitalen Bildwelten bis zum Schluss die Treue hielt: der analogen Schwarz-Weiss-Fotografie. Anders als heute, wo nahezu alle Bilder von sich selber machen und die Selfies im Sekundentakt milliardenfach in die digitalen Clouds hochladen, war Bezzola ein Fotograf, der zuerst seine Bilder suchte, fand und dann fotografierte. Seine fotografischen Annäherungen waren und sind nah und diskret zugleich, er «klickte» unaufdringlich und nachvollziehbar.

«Clic» und Clique
«Clic» heissen denn auch seine gleichermassen unprätentiösen wie stattlichen Bildbandwerke von nachgerade objekthaftem Charakter. Gab mit «Clic 1» von 1978 Leonardo Bezzola fotografische Einblicke in die bewegte Schweizer Kunstszene der 50er- bis 70er-Jahre und deckt «Clic 2» die Jahre 1978 bis 1992 ab, so ist «Clic 3» ein Rückblick auf die Jahre von 1992 bis 2011.

«Clic» – das assoziiert natürlich einmal das vertraute Klicken der Kamera, ist aber auch eine Klang-Assoziation mit dem Begriff der Clique, was die Kunstszene - insbesondere bernische - ja auch war, die er mehr als ein halbes Jahrhundert lang fotografisch dokumentierte. Darunter findet man Jean Tinguely in seinem chaotisch wirkenden Atelier, Walter Linck mit Helfern beim Aufbau einer Plastik. Franz Eggenschwiler, theatralisch belichtet. Meret Oppenheim am Kunsthallen-Jubiläumsfest 1968. Jean-Christophe Ammann, Harald Szeemann und Franz Gertsch beim Einrichten an der «documenta 5», Alfred Hofkunst, Peter von Wattenwyl oder die im Januar 2018 verstorbene Lilly Keller in Aktion. Eva Aeppli während Filmaufnahmen in Burgdorf, lebhafte In-Beiz-Szenen und die Stille von Filmplakaten, der filmende Fredi Murer in Aktion, Kunstschaffende im Atelier, in Diskutier- und Feierlaune, im familiären Rahmen. Es ist vielleicht eines der anekdotischsten, trotz der räumlichen und zeitlichen Distanz intimsten Bilder, jene scheinbar landwirtschaftliche Szene, in der man die sommerliche Hitze über den Feldern ahnt. Von weiten kommt – so denkt man – ein Bauer mit Traktor daher, der irgendeine Gerätschaft durch die Ährenfelder transportiert. Es ist kein Bauer, es ist Bernhard Luginbühl, der den «Strahler» von hier nach dort bringt. Ein seltsam ungewohntes, aber typisches Bezzola-Bild, so ländlich-idyllisch, so frei von jeglichem Spektakel und so wirkungsvoll als nostalgischer Einblick in ein unspektakuläres Künstlerleben. Leonardo Bezzola ist am 9. Mai 2018 gestorben. 

Leonardo Bezzola beim Signieren von «Clic 3» im April 2012 im Haus der Kunst St. Josef Solothurn. (Foto: Eva Buhrfeind)
Leonardo Bezzola beim Signieren von «Clic 3» im April 2012 im Haus der Kunst St. Josef Solothurn. (Foto: Eva Buhrfeind)