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Klangbilder – klingende Farben: Helga Schuhr in der Galerie Artesol Solothurn

|   Vernissagerede

Vernissagerede am 19. Januar 2019 anlässlich der Ausstellung Helga Schuhr vom 19.1. – 9. Februar 2019 in der Galerie Artesol Solothurn.

Liebe Vernissagebesucherinnen und Besucher
Helga Schuhrs künstlerischen Weg und Intentionen zu beschreiben, ist ein langer Weg und – um es mit Theodor Fontane zu sagen – ein weites Feld. In Heilbronn, der Partnerstadt Solothurns geboren, absolvierte sie die Akademie der Künste in Newport, England. Bereits 1965 liess sich Helga Schuhr in der Schweiz, in Chez- le-Bart, Neuchâtel, nieder, 10 Jahre lang hatte sie zudem – neben der Schweiz – ein Atelier in New York. Sie besuchte Vorlesungen in Kunstgeschichte an der Uni Neuchâtel, Studienaufenthalte in Paris und Berlin folgten. Helga Schuhr arbeitet als freischaffende Künstlerin in den Bereichen Malerei, Objekte, Installation und Photographie, sie stellt in Europa und in den USA aus.
Ein weites Feld also der schöpferischen Entwicklung, der bildnerischen Auseinandersetzungen, ein vielschichtiges Suchen und Finden, ein Erleben und Ausleben von Form, Farbe und Inhalt. Die Bildwerdung und -gestaltung ihrer Arbeiten sind intensive, künstlerische und persönliche Prozesse, in die Erlebnisse und Durchdachtes, Gefühle und Situationen, Fragen zur Gegenwart als schlussendlich freiheitliche Bildbetrachtung einfliessen – bis Helga Schuhr ihre bildnerischen Ideen ausformulieren kann auf dem Bildträger als subjektiver Raum der Betrachtung.
All ihre Arbeiten eint die kreative Herausforderung im Zusammenspiel von Material und Farben als Kraft- und Klangmoment, als ein Wechselspiel intuitiver ergebnisoffener Farbgebung und situativer gestalterischer Intervention der Künstlerin. Die Freiheit der variationsreichen Wirkungen des bildnerischen Geschehens, das zu malen, was sie erlebt, gesehen, empfunden hat, im bildgebenden Prozess hinter den abstrakten Kompositionen sinnbildhafte Geschichten zu formulieren und Hinweise auf die individuelle Wahrnehmung zu geben, das ist die treibende kreative Spannung der Bildwerdung aus farbschöpferischen Schwingungen und zeichnerischen Gesten.
Wichtig ist bei Helga Schuhr der Bildträger, das ungewöhnliche, das artfremde Material wie zum Beispiel das Vlies oder Glasvlies, das sie sich seit einiger Zeit als Bildträger «aneignet» und so die Funktion des industriellen Stoffes in eine künstlerische «bildtragende» Bedeutung verwandelt. Arbeiten, die sie erstmals in der Schweiz zeigt. Das Vlies ist leicht, anschmiegsam und doch textildicht, im Fluss der Farben wird der synthetische, saugfähige Textil stofflich, greifbar sensuell. Das Glasvlies hingegen ist transparent, fragiler, erinnern die Farbflüsse und -zeichen an informelle Aquarelle. Stets aber fordert das Material die Farben, die Farben das Material heraus, wenn diese in den Stoff eintauchen, fliessend und formend durchdringen, sich zu mannigfaltigen stimmungsvollen «Klangbildern» vereinen. Dieses Stoffliche wird noch gesteigert, wenn die Künstlerin die Vliese vorher in Bahnen schneidet, zarten Bewegungen eines Lufthauchs gleich wie ein Vorhang vor einer ungeahnten Inszenierung und den Boden berührend Erde und Luft verbinden. Als gefaltete Bücher brauchen sie keine Worte oder dienen der Seele. Mit den ausgeschnittenen Öffnungen, den erdig-aschigen Nuancen deutet sich die verbrannte Erde unserer Zeit an.
Das ungewöhnliche Material verwandelt Helga Schuhr auch in ihren Objekten zu einem  erzählbereiten künstlerischen Ausdruck: Drahtgitter und Kautschuk formen eine Idee des Globalen oder filigrane Vernetzungen unserer Zeit, schwarze Kabelbinder verdichten sich zu urtümlichen Wesen, assoziieren die dicht gedrängte Menschheit, feingliedriges Drahtgitter erinnert in der naturartigen Gestalt an die zarte Hülle eines Flugwesens.
Allen diesen Werken ist eins, die Neugier und Freude, sich immer wieder neu sinnreich und lustvoll die Kunst zu eigen zu machen, das Komplexe im Leichten zu erforschen, als Bildwelten zu kreieren.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamekeit.


    Eva Buhrfeind, 19. Januar 2019 anlässlich
    der Vernissage der Ausstellung in der
    Galerie Artesol 19. Januar bis 09. Februar 2019

 

Blick in die Ausstellung von Helga Schuhr vom 19.1. – 9. Februar 2019 in der Galerie Artesol Solothurn.
Blick in die Ausstellung von Helga Schuhr vom 19.1. – 9. Februar 2019 in der Galerie Artesol Solothurn.
Blick in die Ausstellung von Helga Schuhr vom 19.1. – 9. Februar 2019 in der Galerie Artesol Solothurn.
Blick in die Ausstellung von Helga Schuhr vom 19.1. – 9. Februar 2019 in der Galerie Artesol Solothurn.
Blick in die Ausstellung von Helga Schuhr vom 19.1. – 9. Februar 2019 in der Galerie Artesol Solothurn.
Blick in die Ausstellung von Helga Schuhr vom 19.1. – 9. Februar 2019 in der Galerie Artesol Solothurn.
Objekt von Helga Schuhr vom 19.1. – 9. Februar 2019 in der Galerie Artesol Solothurn.
Objekt von Helga Schuhr vom 19.1. – 9. Februar 2019 in der Galerie Artesol Solothurn.
Objekt von Helga Schuhr vom 19.1. – 9. Februar 2019 in der Galerie Artesol Solothurn.
Objekt von Helga Schuhr vom 19.1. – 9. Februar 2019 in der Galerie Artesol Solothurn.