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Der Stoff, aus dem die Träume sind: Fraenzi Neuhaus in der Freitagsgalerie Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

«Raumkörper» nennt Fraenzi Neuhaus ihre klar strukturierten Objekte aus weissem Kunststoffgewebe, die in der Freitagsgalerie Imhof in Solothurn eine ganz besondere Atmosphäre aus Raum, Licht und sinnlicher Stimmung ausstrahlen. Während der grosse weisse Vorhang in der Gasse das Trennende anspricht.

Drei grosse Arbeiten sind es nur - dazu ein kleines Wandobjekt - und dennoch verwandeln sie den kleinen Galerieraum in einen klösterlich anmutenden Ort der Kontemplation. Von der Decke bis zum Boden reichend, von künstlichem Licht beleuchtet, ruhen diese schmalseitigen weissen, textilen Rechtecke in sich und scheinen gleichzeitig subtil zu vibrieren. Luftig-sinnlich einerseits und asketisch-einfach andererseits, nehmen sie das Licht auf, brechen und filtern es. Je nach Lichtstärke verschliesst sich das Material oder öffnet sich, changiert im Moireeffekt oder glänzt, wird weich, stofflich oder metallisch schimmernd. Wobei das, was wie feiner messender Tüll wirkt, ein unempfindliches, steifes Kunststoffgewebe ist, wie man es in der Industrie für Filter und Siebe verwendet.

Fraenzi Neuhaus: nicht abgrenzen, sondern innehalten, Berühren lassen
Fraenzi Neuhaus, für ihr eigenwilliges wie eigenständiges künstlerisches Schaffen mit dem diesjährigen kantonalen Werkjahrespreis ausgezeichnet, setzt sich mit der räumlichen Wirkung von Strukturen, Ordnungen wie mit der Frage von Transparenz und Kompaktheit, von Leichtigkeit und Stärke, der Wechselwirkung von Raum, Licht und Wahrnehmung auseinander. Dazu vernäht die 44-jährige Künstlerin das feinmaschige, feinglänzende Material zu Raumobjekten oder naturhaft-architektonischen Gebilden, oft durch regelmässige Muster aus feinen Nähten und Bisen durchbrochen. Auch diese streng sachlich auftretenden Raumelemente sind letztlich sinnbildhafte Körper, welche die reine Sinnlichkeit, das Taktile ebenso ansprechen wie den individuellen emotionalen Moment. Sie suggerieren Spannung und Bewegung, sind reine Stimmung, wie sie Raum sind und Raum fordern, wie sie Licht sind und Licht fordern. Einfach, klar, aber nicht abweisend, trennen sie nicht im Sinn von Abgrenzen, sondern im Sinn von Innehalten, Berühren lassen.
Sehr im Gegensatz zum mächtigen weissen «Vorhang», der die Gasse abtrennt. Ein Objekt von Wand zu Wand, das trotz der filigranen Stofflichkeit konkret das Trennende, das Abgrenzen interpretiert. So wie Häute zwar filtern und aufnehmen, aber gleichzeitig auch schützen und abwehren.
Bis 8. April 2001, freitags 14 bis 20 Uhr.

 

Fraenzi Neuhaus zwischen zwei ihrer textilen Objekte, die 2001 in der Freitagsgalerie ausgestellt sind. (Foto: Eva Buhrfeind)
Fraenzi Neuhaus zwischen zwei ihrer textilen Objekte, die 2001 in der Freitagsgalerie ausgestellt sind. (Foto: Eva Buhrfeind)