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Kokoschkas Seen-Sucht nach den Gestaden

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Zeit seines Lebens war es Oskar Kokoschkas Herzenswunsch, sich an den Gestaden des Genfersees niederzulassen. Dort, in Vevey, wurde auch die Oskar-Kokoschka-Stiftung gegründet. 25 Jahre ist es her.

In Yvorne porträtierte Oskar Kokoschka den Naturforscher, Psychiater und Sozialreformer Auguste Forel, dessen Konterfei bis 1998 die Schweizer 1000er-Banknote zierte. Zehn Jahre zuvor, im Jahre 1988, gründete Olda Kokoschka, die Witwe des Künstlers, die Fondation à la mémoire de Oskar Kokoschka mit der heute weltweit grössten Sammlung an Werken des Expressionisten, Rebellen und Humanisten.

«…am Genfersee, wo meine Seelenheimat ist…»
Für die Schweiz, und insbesondere deren Seen, hatte Kokoschka schon immer ein Flair. Vom Balkon des Luzerner Grand Hotels National malte er den Blick auf den Vierwaldstättersee. Wie sehr er sich die Gegend am Genfersee herbeisehnte, geht aus einem Brief an Freunde vom November 1919 hervor: «Wenn Ihr in der Schweiz, in Vevey oder wo am Genfersee, wo meine Seelenheimat ist, einen wahrhaften Kunstfreund entdecken würdet, der mir dort 100'000 Frs. und ein kleines Häusl mit Weinreben vorstreckt, so würde ich ihm 5 Jahre lang mein ganzes Atmen und Lieben, oder noch klarer alles Wunderschönste restlos geben, was ich nur erträumen, malen und dichten kann.»
Nach seinem Exil in London erfüllte sich Kokoschkas langgehegter Herzenswunsch auf die Niderlassung an den Gestaden des Lac Léman. Sein Entschluss zum Bau eines Hauses am Genfersee erklärte er Ende 1951 in einem Brief an seine Schwester wie folgt: «Dies geschieht nicht aus Besitzerstolz, sondern einfach um irgendwo zentral in Europa und in klimatisch und politisch ruhiger Situation manchmal ausschnaufen zu können.» Der damals 65jährige Künstler sehnte sich danach, endlich sesshaft zu werden. Kokoschka starb 1980 im Alter von 94 Jahren in Montreux. Seine Witwe sorgte dafür, dass auch sein schriftlicher und künstlerischer Nachlass in der Schweiz eine dauerhafte Bleibe fand.

Weltgrösste Kokoschka-Stiftungssammlung
Zu ihrem 25jährigen Bestehen präsentiert die Oskar-Kokoschka-Stiftung, gegründet von der Witwe des expressionistischen Künstlers im Jahr 1988, eine Auswahl der besten Werke seiner Sammlungen. Die Auswahl – ausschliesslich Ölbilder – spiegelt alle Stufen der künstlerischen Laufbahn von Kokoschka, von den Anfängen an der Schule für Angewandte Kunst in Wien im Jahr 1904 bis in die letzten Jahre seines Lebens in Villeneuve. Zu den gezeigten Meisterwerken zählen sein erstes Gemälde zu religiösen Themen wie die «Madonna von Lassing» (1906), die «Ungarische Landschaft» (1908), die als seine erste Landschaftsmalerei gilt, sowie Gemälde, die von seiner Reise nach Südafrika inspiriert sind. Selbstverständlich ist auch das erste Porträt seiner zukünftigen Frau Olda vertreten, zumal ihr die weltgrösste Kokoschka-Stiftungssammlung zu verdanken ist.

Oskar Kokoschka hat auch bei zeitgenössischen Künstlern seine Spuren hinterlassen, wie eine Ausstellung im Kunstmuseum Solothurn zeigte.
Bis 17. November 2013

Autoportrait - Fiesole, 1948
Autoportrait - Fiesole, 1948
Autoportrait, 1969
Autoportrait, 1969
Olda, 1935-1937, Fondation Oskar Kokoschka, Vevey / 2013, ProLitteris
Olda, 1935-1937, Fondation Oskar Kokoschka, Vevey / 2013, ProLitteris