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Mineralische Natur als Fundgrube für die Kunst: Fünf Kunstschaffende im Aktionsraum 3e etage in Grenchen

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Unter dem Titel «Kunst schaffen - Natur erforschen» präsentiert der Aktionsraum 3e étage in Grenchen fünf Kunstschaffende, die sich inhaltlich oder über das Material an der mineralischen Natur orientieren.

Mit diesem zweiteiligen Ausstellungskonzept im Aktionsraum 3e étage in Grenchen möchte die Galeristin Anna Bürkli aufzeigen, wie sich Künstler in ihrem Schaffen an der Natur orientieren. Während im ersten Teil im Juni die organische Natur thematisiert wurde, so ist diese zweite Ausstellung auf die mineralische Natur konzentriert, wobei jetzt auch geografische Aspekte, die Auseinandersetzung mit dem Ort, eine Rolle spielen. Zum Beispiel beim Oltner Urs Hanselmann, der während einer Spanienreise 1983/84, fasziniert von den Farben der dortigen Erde, diese unmittelbar vor Ort und einfachst verarbeitet in seine künstlerische Formensprache der Reihungen und Symmetrien umwandelte.

Der Waldboden wird zum Bild(-träger)
Urs Lengwiler aus Zürich verbindet eine naturwissenschaftliche mit einer künstlerischen Spurensuche. Dazu hat der studierte Biologe, der sich dann noch der Kunstgeschichte zuwandte, einmal Regentropfen in Miniaturglasampullen eingeschlossen und derart Wasser für die Ewigkeit konserviert. Oder er hat Papiermaché direkt auf dem Waldboden geschöpft und drei Wochen ruhen lassen, bis Papier und Gras, Moos, Laub, Erde, Insekten verschmolzen sind. Zu Rechtecken ausgeschnitten und weiss gespritzt, liest sich diese Bodeninstallation mit den kleinen Nummerierungen wie imaginäre Tatorte, wird der Waldboden zum Bild und Bildträger zugleich.

Ulrich Studers «Signatur der Landschaft»
«Signatur der Landschaft» nennt der Rüttener Ulrich Studer seine zeichenhaften Tuschezeichnungen, die direkt vor Ort im Tessin und im heimischen Jura entstanden sind. Von der spezifischen Materialität des jeweiligen Gesteins, Granit oder Jurakalk, ausgehend, übersetzt Ulrich Studer direkt vom Stein die von Erosionen gezeichneten Spuren auf Vlies zu sublimen, atmosphärischen Farbbewegungen. Die Fragilität des textilen Bildträgers erhält dann mit einem entsprechend kolorierten Hintergrund ihre undurchdringliche steinerne Festigkeit. Und so, wie Ulrich Studer die Handschrift der geologischen Formationen zu allgemeingültigen Farbstimmungen verdichtet, vergleicht er die landschaftlichen Formationen in ihrer gegenseitigen Beständigkeit, indem er die Bilder, die im Tessin entstehen, in Rüttenen bearbeitet - und die Jurabilder im Tessin.

Filigrane Zeichen
Bei der Solothurner Künstlerin Elisabeth Pott-Bischofberger bilden Steinzeug und Porzellan - und damit Mineralien wie Quarzsand und Feldspat - die Grundlage ihrer keramischen Objekte und Gefässe, deren formalistisch strenge Linie sich dennoch an der Natur als Vorbild orientiert: Pflanzliche Formen wie Blattadern verfeinert sie zu filigranen Zeichen einer ansonsten unprätentiösen Ästhetik.
Auch die junge französische Künstlerin Marie Simoni, die zum ersten Mal in der Schweiz ausstellt, assoziiert in ihren stimmungsvollen Glasbildern über die Entstehung des Glases aus den vier Elementen Wasser, Luft, Feuer, Erde den Ursprung der Natur, das Kristalline an sich. Vor allem aber sind ihre imaginären Topografien und gläsern-transparenten Kompositionen Reisen ins Innere der landschaftlichen Schichtungen und Strukturen. Denn in den malerisch sich fügenden farbigen Glasfeldern, Linien, Einschlüssen, Fragmenten und Glassplittermosaiken eröffnet sie in der Tiefe und Weite des Sichtbaren auch das Unsichtbare landschaftlicher Momente.
3e Etage Grenchen Die Ausstellung wird bis zum 29. September 2002 gezeigt. Offen: Fr, 18-20 Uhr; Sa, 14-18 Uhr; So, 14-17 Uhr.

Kristallin: Die französische Künstlerin Marie Simoni assoziiert die Entstehung des Glases mit kristallinen Formen.
Kristallin: Die französische Künstlerin Marie Simoni assoziiert die Entstehung des Glases mit kristallinen Formen.
Spurensuche: Vegetatives von Urs Lengwiler (vorne) und Elisabeth Pott.
Spurensuche: Vegetatives von Urs Lengwiler (vorne) und Elisabeth Pott.