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Bewegte Linien und Kreise: Sophie Taeuber-Arp im Solothurner Kunstmuseum

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Mit einer repräsentativen Ausstellung ihrer Arbeiten auf Papier würdigt das Kunstmuseum Solothurn im umgebauten Graphischen Kabinett eine Schweizer Pionierin der Moderne: Sophie Taeuber-Arp.

Vielleicht war es die Zartheit ihrer Werke, vielleicht auch ihr sanftes, zurückhaltendes Wesen, das sie lange in den Schatten ihres Mannes, des Bildhauers und Dadaisten Hans Arp (1887-1966), rücken liess. Dabei gehörte die gebürtige Davoserin und in St. Gallen und München ausgebildete Textilgestalterin Sophie Taeuber (1889- 1943) als eine der innovativsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Vertreterinnen der konkret-abstrakten Kunst. Ihr aussergewöhnliches Gesamtwerk ist bestimmt durch die poetisch-rhythmische Anordnung geometrischer Grundformen, durch eine in sich ruhende Harmonie und die Ausdruckskraft lichter Farben. Dazu war sie eine ebenso konsequente wie undogmatische Künstlerin, die trotz der Bekanntschaft mit zahlreichen Künstlern und gewisser künstlerischer Verwandtschaften sich selbst geblieben ist.

«Composition à cercles et rectangles» und «Composition schématique»
Anlass für diese Ausstellung waren unter anderem die beiden Werke «Composition à cercles et rectangles» und «Composition schématique» aus den 1930er-Jahren, die sich in der Sammlung des Kunstmuseums Solothurn befinden. Museumsleiter Christoph Vögele hat sich dabei bewusst auf die Arbeiten auf Papier konzentriert und zeigt mit 132 Blättern, Zeichnungen, Gouachen, Aquarellen aus nationalen wie internationalen Sammlungen in einer derart noch nie konzipierten, chronologischen Übersicht Sophie Taeubers konzeptuelles Vorgehen, das beinahe wie Exerzitien wirkt.
Ab 1916 entwickelt Sophie Taeuber ihre ersten geometrischen Prinzipien, deren zartpoetische Inhalte figurative und abstrakte Elemente verbinden und noch eindrücklich getragen sind von ihrer Lehrtätigkeit als textile Gestalterin an der Kunstgewerbeschule Zürich.
Die Ausgestaltung der Strassburger Kulturstätte «Aubette» 1928 führt zur endgültigen, konstruktivistischen Abstraktion. In der Folge gibt Sophie Taeuber ihre Lehrtätigkeit auf und geht mit Hans Arp nach Meudon bei Paris - und damit in die Freiheit einer künstlerischen Selbstständigkeit. Und so sind die 1930er-Jahre geprägt von der Einfachheit geometrischer Kompositionen, ausgehend vom Kreis, Quadrat und von der Linie, die sie immer wieder neu variiert als Spiel der Kräfte von Dynamik und Balance, und die an Mondrian, De Stijl, die sie gut kannte, denken lassen.

Kompositionen, die Computerkarten vorwegzunehmen scheinen
Ausgesprochen radikal treten die schwarzweissen oder spärlich kolorierten Kompositionen auf, die Computerkarten vorwegzunehmen scheinen. Zum Vertikal-Horizontalen kommt die Auseinandersetzung mit der bewegten Linie und dem bewegten Kreis hinzu, die sich in den zartlinigen «Coquilles» manifestieren oder als farbige «Cercles» kaleidoskopartig die organischg-eometrischen Sujets immer neu würfeln. Überhaupt werden viele dieser Inhalte von einem in sich geschlossenen, fast tänzerischen Rhythmus als subtile gestalterische Idee getragen. Denn Sophie Taeuber hatte Ausdruckstanz studiert und - als Tänzerin - zusammen mit Hans Arp an den Dada-Aktivitäten in Zürich teilgenommen.
In den letzten Jahren (bis zu ihrem Unfalltod 1943), die gezeichnet sind von Krieg, Flucht und materieller Not und die sie an verschiedenen Orten in Frankreich und schliesslich in Zürich verbringt, entstehen ausschliesslich Arbeiten auf Papier. Jetzt bestimmt die Bewegung als Prinzip der Auflösung und des Neufügens die Inhalte, wenn die Linien wie notenähnliche oder choreografische Chiffren körperhaft tänzeln, sich zu Spitzwinkeln oder kreuzenden Linien steigern und mit farbig ausgefüllten Zwischenräumen die Fläche wieder integrieren. Um dann in der schwarzweissen Strenge der «Construction géométrique», die an die russischen Konstruktivisten erinnert, als angeschnittene Kreissegmente um ein zentrisches Geschehen zu kreisen.
Kunstmuseum Solothurn: Ausstellung bis 5. Januar 2003.

Rhythmisch: Sophie Taeubers Bilder bleiben in Bewegung.
Rhythmisch: Sophie Taeubers Bilder bleiben in Bewegung.
Rhythmisch: Sophie Taeubers Bilder bleiben in Bewegung.
Rhythmisch: Sophie Taeubers Bilder bleiben in Bewegung.