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Dialog zwischen Mensch und Natur: Franz Anatol Wyss in der Alten Kirche Härkingen

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

In der Alten Kirche Härkingen zeigt der Fulenbacher Franz Anatol Wyss neue Arbeiten in Acryl, Mischtechnik und als Radierungen. Surreal anmutende Bilder, in denen immer noch die Landschaft im Mittelpunkt steht. Ein visionärer Dialog in mehrschichtigen Ebenen zwischen Mensch und Natur, einst und morgen.

Landschaften, Mikro- und Makrokosmos zugleich, Spiegelbilder der zunehmenden Spannung zwischen Natur und dem zwiespältigen menschlichen Eingriff bilden nun schon seit vielen Jahren das zentrale Thema seines vielfältigen künstlerischen Ausdrucks. Doch es sind keine Landschaften wiedererkennbaren, realen Zuschnitts, sondern in der Gedankenwelt des Künstlers entstandene Visionen, die mehr surreal, ja metaphysisch zeigen, wie wohl es gewesen wäre, jetzt sein könnte oder mal sein wird.
Landschaften, noch unberührt und so fremdartig, unbekannte Gegenden wie prähistorische Kultstätten mit den in die Erde eingearbeiteten Zeichen, andere Landstriche weisen eindeutige menschliche Einflüsse auf, werden von dem 52jährigen gebürtigen Fulenbaeher in verschiedenen Ebenen an-, gegen- oder ineinandergestellt.
Ein welliger Teppich legt umgeknickt neue Szenen frei; geheimnisvolle Strudel sorgen für Bewegung; Welten tun sich auf, zeigen neue Ebenen; Tiefen sind erahnbar; nur das Ende der Welt, die schon mal als geographische Zeichnung über allem schwebt, das ist noch weit. Der Blick aus der Vogelperspektive hebt mit den gegeneinandergesetzten Perspektiven das Hier und Heute, Zeit und Raum als Konkretum auf, ist auch das normale Grössenverhältnis aufgebrochen, ein Baum, ein Boot sind schon mal so gross wie ein Haus.
Immer wieder ziehen die gleichen Symbole durch die speziell in den Radierungen minutiös und in den detaillierten Feinheiten reich ausgearbeiteten Bilder: Häuser ohne Fenster, blockartig oder ineinander verschachtelt, einzelne Mauern, Leitern, Pyramiden, Quader, Einboote, wuchtige Berge, von denen man nicht weiss, ob Neues entsteht oder der Verfall beginnt, mit dem Anfang auch das Ende, der ewige Kreislauf der Natur; dazu archaische Zeichen und Archetypen einer versunkenen Welt: Kreise, Spiralen, Runen, Räder, Pfeile, die sich blitzartig oder wie Würmer durch die Inhalte ziehen und verbinden.
So laden denn seine vielschichtigen Bilder zu hintergründigen Erkundigungen und spannenden Reisen ein, in denen sich Täuschung, Visionen, Hoffnungen, Mahnungen mit der Realität und Urkraft der Natur auseinandersetzen, in der die Architektur als Sinnbild des Menschlichen steht. Denn nur selten findet man eine menschliche Gestalt, einen Schatten, nur manchmal schaut ganz vorwitzig ein Gesicht, das des Künstlers, am Bildrand heraus. (Bis 10. Mai 1992)

«Landschaft» von Franz Anatol Wyss 1992 in der Alten Kirche Härkingen (Foto: Eva Buhrfeind)
«Landschaft» von Franz Anatol Wyss 1992 in der Alten Kirche Härkingen (Foto: Eva Buhrfeind)