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Malerei zwischen Erkennen und freier Form: Adrien Jutard in der Galerie Rössli Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Der gebürtige französische Künstler Adrien Jutard zeigt neue Arbeiten in der Galerie Rössli in Balsthal. Zu entdecken ist ein Maler, der seiner eigenen Ästhetik konsequent folgt.

Das inhaltliche Spektrum scheint ein breites zu sein bei dem 1979 in Bourbon L’Archambault (F) geborenen Künstler, der seit einigen Jahren in Dornach lebt und arbeitet. Und das sich zudem einer zu schnellen wie eindeutigen Interpretation entzieht. Doch wenn man sich ein wenig in die künstlerischen Absichten wie die bildnerischen Arbeiten vertieft, so öffnen sich die Arbeiten, ob nun abstrakt oder doch figurativ, dem Betrachter. Sei es über die Wirkung der farbglänzenden Arbeiten in Mischtechnik auf MDF-Platte (mitteldichte Holzfaserplatte), sei als fantasievolle Kohle-Wandzeichnung, sei es als Ölmalerei konkreter körperhafter Fragmente, die dennoch mit dem Unfigurativen spielen.
Denn Adrien Jutard, der die Kunstschule in Strassburg und die Malschule Assenza in Münchenstein absolvierte, ist eigentlich ein klassischer Maler, im ausliegenden Katalog auch als treuer Anhänger der Malerei charakterisiert. Ein Maler, der seiner eigenen Ästhetik konsequent folgt, sich dabei aber auch auf die Ausstellungsräume entlässt, die Sehgewohnheiten und die Bilderwartungen des Betrachters irritiert und animiert.

In fliessenden Grenzen
Die Grenzen vom Prozesshaften und dem Geheimnis der Bildwerdung, von bewusster Bildgestaltung und dem Zufälligen, sind dabei fliessend. Und manchmal wohl auch philosophischer und raumgreifender Art als Quintessenz der Frage «Was ist Malerei?»
Mit «Ausgestellt» sind die Arbeiten im ersten Raum der Galerie Rössli treffend betitelt. Die kraftvollen und durchaus auch dekorativen, lackglänzenden Arbeiten sind der erste Blickfang. Pigment in Lösungsmittel, Lacke sind in diversen Entwicklungsphasen zu informellen Kompositionen geschichtet, wobei Adrien Jutard erst zum Bildabschluss zur ursprünglichen und damit endgültigen Geste findet. Eingebettet in dieses bewegte Spannungsfeld verschiedener Farbflächen, Farbschichten und Farbbewegungen, von Volumen, Dichte und Transparenz, sind zeichenhafte Kohlezeichnungen, die eine gewisse malerische Eigendynamik wieder ausbalancieren.

Den Galerieraum widerspiegeln
Der zweite Raum, mit «Zeitraum» benannt, ist beherrscht von der wandfüllenden Kohlezeichnung, die mit seinen typischen zeichnerischen und malerischen Gesten, den organhaften und freien Formen, dem Farbvolumen und anskizzierten Gefügen, die Geografie und die Geschichte der Galerie, die räumlich und zeitlich begrenzte Ausstellungserfahrung widerspiegeln. Ein imposantes Suchbild auf Zeit, dessen inhaltliche Gestaltung sich interessanterweise in den beiden kleinen Radierungen zu einer klassischen Zeitlosigkeit konzentrieren. Die Arbeiten im Kellergewölbe stehen im Zeichen der mittelalterlichen Maltechnik «Grisaille» und einer handwerklich ausgeprägten, figurativen Malerei in raffiniert modulierten Schwarz-Weiss-Graukontrasten, deren gemalte Plastizität ein besonderes skulpturales Moment auszeichnet.
Inspiriert von der Architektur, aber auch von eigenen dreidimensionalen Arbeiten lotet Adrien Jutard, der 2011 mit dem Werkjahrbeitrag des Kantons Solothurn ausgezeichnet wurde, mit der Serie «Corpus Dunamis» auf klassische Manier die Wandelbarkeit der Malerei allein mit Hell-Dunkel-Nuancierungen aus. Wie steinerne Objekte wirken diese halb organhaften, halb körperlichen Fragmente, die in der dezenten Veränderung ihrer wechselreichen, plastischen Wirkung die Frage beantworten: «Was ist Malerei?» Nämlich die Kraft von Licht und Schatten, Farbe und Fläche, um das Wesenhafte aus verschiedenen Sichtweisen darzustellen.
Bis 24. Juni 2012. Geöffnet: Do + Fr 18-21 Uhr, So 11-14..Der Künstler ist am 10. und 24. Juni 2012 anwesend.
 

Galerie Rössli Balsthal 2012: «Ohne Titel», Mischtechnik von Adrien Jutard. (Eva Buhrfeind)
Galerie Rössli Balsthal 2012: «Ohne Titel», Mischtechnik von Adrien Jutard. (Eva Buhrfeind)