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Schrift und Zeichnung sind mehr als zeichenhaft: Pavel Schmidt in der Galerie Rössli Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Mit neuen Arbeiten ist Pavel Schmidt in der Galerie Rössli, Balsthal, präsent. Kryptisch wie immer, treten seine eigenwilligen Bildgeschichten offenherzig für subjektive Interpretationen an.

«Entrée interdite» besagt das uns allen bekannte Schild, oder ein anderes «prière de ne rien jeter dans les WC», «Danger de mort» wird da gewarnt, aber Schriftliches und Bildliches passen irgendwie nicht zusammen, so eindeutig der Text scheint, so kryptisch geben sich die künstlerischen Motive. Sie sind, oder scheinen zumindest, nicht lesbar. «Umwenden/zuwenden - abwenden/entwenden» notiert Pavel Schmidt in anderen Werken, und auch hier gilt: die Zeichnung, das Zeichnerische und die zeichenhaften oder malerischen Figurationen sind frei, ein wenig provokativ manchmal oder sinnlich oder gar beides, aber einfach frei interpretierbar. Auch wenn diese kleinen textlichen Marginalien ein Bild suggerieren, wichtig ist wie meistens in seinen Arbeiten: «Die Schrift erklärt dabei keineswegs die Zeichnung, so wie das Bild auf keine Weise den Text illustriert».
DIESE FESTSTELLUNG lässt sich auch umkehren und wäre ebenso konsequent anwendbar auf die Arbeiten des 1956 im tschechischen Pressburg geborenen, in Biel aufgewachsenen Künstlers, der in München die Akademie der Bildenden Künste besuchte und Assistent bei Daniel Spoerri war. Die Texte illustrieren nie die Bilder, noch erklären die Bilder die Texte. Diese Bilder bieten auf einer eher philosophischen Metaebene zwischen Zeichen, Zeichnung und kryptischer Verknüpfung assoziative Verschlüsselungen an.
DER KÜNSTLER gibt keine weiteren Angaben als die diversen Bildmöglichkeiten, der Betrachter solls mit seinen Erfahrungen für sich selber richten und deuten. Bildbetrachtung also auch als ein Versuch der individuellen wie subjektiven Interpretation und Identifikation, als Dialog zwischen Betrachtendem und Bild und damit mit dem Künstler. «Sprachimmanenz trifft auf Bildmittelimmanenz, den Rest macht der Betrachter», formuliert es Pavel Schmidt. Wobei es auch in diesen Arbeiten letztlich um das Bezeichnen und Begreifen von Bedeutungen geht, sich einen Begriff von etwas machen, mit der hintergründigen Absicht, wie weit trägt die Sprache das Bild, wenn es verwandelt wird. Wie weit bestätigt das Bild das gelesene Wort, wenn zum Beispiel das eindeutige Wort mit dem Bildgeschehen nicht übereinzustimmen scheint. Allein weil das Bildhafte entweder ins Ungegenständliche kodiert ist oder das Geschriebene sich ins seltsam Lyrische entzieht.
VOM ZEICHNEN zum Abzeichnen zum Bezeichnen, umreisst es der Künstler und reflektiert die Metamorphose von Begriff zu Begreifen zu Greifen - ein Wortspiel also mit Bildfetzen, ein Bildspiel mit Wortfetzen, in die er seine eigenen Geschichten hüllt. Mehr noch, es sind Synthesen von Gedanken, Zusammenhängen und Bezeichnungen, von körperlichen oder/und erotischen Andeutungen, malerisch skizziert und zeichnerisch gemalt. Getragen von einem dadaistischen Hintersinn, der in den Objekten seinen dreidimensionalen wie gleichermassen doppeldeutigen Charakter findet, der oft ein Grenzcharakter ist, wenn sich das Kryptische und das (Nicht)Offensichtliche irgendwie aufeinander beziehen könnten: Da sind die antike Statue und der Gartenzwerg; neu zusammengeflickt, ergeben sie eine seltsame Synthese zweier Symbolfiguren. Ob neu gewertete installative Alltagsartefakte, eigenwillige Begriffe oder Zeichenhaftes - alles unterliegt bei Pavel Schmidt der Metamorphose, der Umdeutung und Umkehrung, dem Neuformulieren aus der Auflösung.

Pavel Schmidts Arbeiten 2009 in der Galerie Rössli Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Pavel Schmidts Arbeiten 2009 in der Galerie Rössli Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)