Home | News | Suchen | News-Archiv | Kategorien | Kontakt

In den Artikeln und im Archiv suchen

Ein modernisierter Realismus: Gergana Mantscheva im Schlosskeller Fraubrunnen

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Die in Solothurn lebende Malerin Gergana Mantscheva stellt ihre neuesten Arbeiten im Schlosskeller Fraubrunnen aus.

«Im Mittelpunkt meiner Malerei steht das Malen selbst», sagt die 33-jährige aus Sofia gebürtige Gergana Mantscheva, seit 1997 in Solothurn wohnhaft, in einem früheren Katalogtext. Und sie beweist auch mit den neuen Arbeiten in Acryl, dass sie «nicht bewusst Originalität oder einen eigenen Stil suchen muss, das zu Malende birgt es schon in sich selbst». Ihr präziser Malstil, geprägt durch die gründliche akademische Ausbildung in ihrer bulgarischen Heimat, ist ein modernisierter, akademischer Realismus, von einer unmittelbaren Plastizität und einer ebenso direkten wie eindrücklich inszenierten Präsenz. Den Ausgang für diese szenischen Momentaufnahmen bilden eigene fotografische Vorlagen, die sie anfänglich auf den Bilduntergrund projiziert, um diese in einer sachlich reduzierten Intention zu erzählerischen Stimmungen zu verdichten - stets vor dem malerischen Hintergrund von Licht und Dunkel, Figuren im Raum, Raum und Fläche, Bewegung und Stille.
DIE IN SICH RUHIGE Malweise lebt von den warmen Farben der Interieurs, der Kleidung oder von der Dunkelheit der städtisch-nächtlichen Kulisse, die von Lichtern, Ampeln und Scheinwerfern magisch bespielt wird. Verschiedene Welten und Augenblicke also, die Gergana Mantscheva hier interpretiert: Da sind einmal tollende Mädchen vor einem nur vage angedeuteten Raum. Ihre im Spiel sich drehenden, hüpfenden und bewegenden Körper bilden einen lebendigen Kontrast zu den geknüllten und geknickten Papierkörpern, die - in grauweissen Nuancen gehalten - eine bildhauerische Komponente zu den weichen Bewegungen der spielenden Mädchen einbringen. Die markant gemalten Strukturen der Faltungen lassen an mittelalterliche Faltenwürfe denken, dabei scheinen sie trotz einer beinahe marmornen Unmittelbarkeit wie auf einer bildbeherrschenden zweiten Ebene zu schweben. Während die farbig bewegten Kinder mit ihren spielentrückten Gesichtern eine distanzierte, fotorealistische Lebendigkeit ausstrahlen.
DIESEN LEBHAFTEN Momenten stehen die dunkelstimmigen, nächtlichen Grosstadtstrassenbilder als spannungsvolle malerische und inhaltliche Position gegenüber. Auch hier bilden fotografische Vorlagen die Basis für eine vordergründig fotorealistische Wirkung: Autos im abendlichen Stossverkehr, im Spiel und im Spiegel von Licht und Reflexion, Dunkelheit und Spiegelungen der Spiegelungen, diese immer wieder faszinierenden nächtlichen Phänomene. Da glänzt der Lack der Autos im Laternen- oder Autoscheinwerferlicht, Verkehrsampeln funkeln, Bremslichter leuchten in den Rückfenstern auf, in den Seitenspiegeln reflektiert sich ausschnitthaft das abendliche Verkehrsgeschehen, spiegelt sich ein Stau im überdimensionierten Seitenspiegel als Bild im Bild, wirken die Stossstangen, die Fahrzeuge in ihrer frontalen Unmittelbarkeit greifbar, sei es im Grossformat oder als kleineres Format. Allein bewirkt durch die malerischen Effekte changierender Farben und bewusst gesetzter heller Farbflecken und -tupfen der hellen und dunklen Nuancen, durch das Ineinanderwirken brüchiger und dichter Farbflächen.
Und auch hier erlebt man eine Zwischenebene, das vertraute Gedränge, diese spürbare Hektik des Strassenverkehrs wird von einer konzentrierten Gelassenheit, einer reinen malerischen Stimmung getragen. In anderen Arbeiten spielt die Künstlerin mit der Idee der Geschwindigkeit, löst das vorbeirasende Auto vor einer statisch beruhigenden Häuserfront zur diffusen Bewegung auf. Oder sie inszeniert Menschen in verschiedenen (Lebens-)Räumen, lebensnah in der Plastizität, sinnbildhaft entrückt in den malerischen Situationen.
Bis 16. November 2008. Geöffnet: Mo-Fr 9-11 Uhr, Fr 19-21 Uhr, Sa 10-18 Uhr. So 10-18 Uhr. Die Künstlerin ist an den Sonntagen anwesend.

In der Nacht: Gergana Mantscheva überzeugt 2008 mit ihrer spannungsgeladenen Malerei im Schlosskeller Fraubrunnen. (Foto: Eva Buhrfeind)
In der Nacht: Gergana Mantscheva überzeugt 2008 mit ihrer spannungsgeladenen Malerei im Schlosskeller Fraubrunnen. (Foto: Eva Buhrfeind)