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Lineare und naturnahe Geflechte: Fraenzi Neuhaus in der Art-Etage Biel

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

In der Art-Etage Biel zeigt die Solothurner Künstlerin Fraenzi Neuhaus eine Auswahl ihrer transparentdichten Zeichnungen und kleine Objekte.

Es ist letztendlich das Thema ihres künstlerischen Schaffens: Struktur und Raum, mit denen Fraenzi Neuhaus die Dualität organischer Gestalt und räumlicher Idee, Natur und Synthetisches, Leichtigkeit und fester Konstruktion bespielt. Seit einiger Zeit setzt die Solothurner Künstlerin die einst raumfordernden, dabei filigranen plastischen Werke als zeichnerisch-malerische Arbeiten fort. So zeigt die Künstlerin in Biel einmal objekthafte Wandarbeiten.
Mehr Zeichnung, denn Objekt und doch von einer feingliedrigen Plastizität erinnern die Werke an jene der Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian. Sie faszinierte schon vor 300 Jahren durch ihre minutiös gearbeiteten Kupferstiche mit akribischen Naturbeobachtungen. Fraenzi Neuhaus vereint in ihren «Impressionen aus Surinam» die Dualität aus Synthetik, technischer Raffinesse und einer exotischen Natur.
Mit einem Stylo und PLA Filament, einem 3D-Fertigungsverfahren, kreiert sie lineare Geflechte, mit denen sie naturhafte Vernetzungen «erforscht». Zarte Blätter, exotische Blüten, seltsame Insekten, zeichnerisch strukturierte Objekte, die die exakte Naturbeobachtung der Maria Sibylla Merian in eine zeichenhafte Interpretation erweitern. Diese Vernetzung von linearem Geflecht, moderner Kreativität und einer letztendlich originalen Natur vertieft Fraenzi Neuhaus in den dreidimensional gezeichneten «Fioranica Objekten». Mit dem PLA Filament gezeichnet und zu kleinen Körpern geformt, erinnern die faustgrossen Gestaltungen in ihrer Zartheit an eine ferne Zeit. Flora wie Fauna scheinen frei von Zeit und festgelegten Bedeutungen, Transparenz und Raum treten in eine schöpferische Beziehung.

Netzwerk des wandelbaren Seins
Diese Beziehung des künstlerischen Gedankens mit einer betrachtenden Idee, das wandelbare System und die individuelle Kreativität erweitert Fraenzi Neuhaus in den mit «wwwl» betitelten Wandobjekten, in denen vier verschiedene Ebenen miteinander korrespondieren. Malerische Elemente, Tuschekringel und Bienenwachsschicht, der Bildträger gefaltet, darauf schwarze PLA Filament-Kringel, die die Ordnungen spiegeln oder sich dem System entziehen, so neue Strukturen imaginieren. Überhaupt bespielen ihre Arbeiten mit den linearen Gefügen und farbigen organhaften Gewächsen oder wesenhaften Verdichtungen ein Netzwerk des wandelbaren Seins und des Vergehens als einen unermüdlichen gestalterischen Prozess. So verknüpft sie in den Arbeiten der Reihe «SynapsoTop» Lineares zu schwungvollen Netzwerken und synapsenartigen Gebilden, die sich zu andersartigen Gefügen und kokonartigen Formen überlagern. Wie im Leben, in der Natur bedingt ein Netzwerk der Gegensätzlichkeiten das Widersprüchliche von Intuition, Ordnung und Kreativität, um dennoch in der künstlerischen Freiheit eine nachvollziehbare Erkennbarkeit zu bewirken.

Abklatschtechnik
In den Werken der Reihe «FrancaDora» tritt in der diffizilen Bildwerdung einer Art Abklatschtechnik die Natur als Ambivalenz einer assoziativen Wahrnehmung und konkreten Abbildes in den Vordergrund. Man erkennt in den amorphen, leuchtenden Farbbewegungen Schmetterlinge und ähnliche Wesen. Sie lassen die von der wissenschaftlichen Zeichnung her kommende geübte Hand erkennen, die den Naturgedanken und die zeichnerische Raffinesse als künstlerische Wirkung vereint.
Als Gastkünstlerin konnte Fraenzi Neuhaus Renata Borer einladen, die in ihren zartfarbigen und feinst linearen Zeichnungen zwischen surreal und rätselhaft mit der Irritation der Wahrnehmung spielt.
Bis 20. Mai 2017. Jeweils Mi-Sa 14-18 Uhr. Finissage Sa, 20. Mai, 16-18 Uhr.

Fraenzi Neuhaus zeigt 2017 ihre neuesten Arbeiten in der Art-Etage in Biel.
Fraenzi Neuhaus zeigt 2017 ihre neuesten Arbeiten in der Art-Etage in Biel.