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Zwischen Emotion und Rationalität: Rolf Spinnler im Kunstmuseum Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Das Kunstmuseum Solothurn würdigt den im Jahr 2000 verstorbenen Rolf Spinnler mit einer chronologisch gehängten Werkschau von 120 Arbeiten.

Er ist sicher einer der bedeutenden Solothurner Künstler, der 1927 in Zuchwil geborene und 2000 verstorbene Rolf Spinnler. Ein Maler und Zeichner, der zwischen klassischer Moderne und Aufbruch seinen Weg beschritt und der jüngeren Generation den Weg wies. Und der malend und zeichnend Erlebnisse so stark wie möglich ausdrücken wollte, der Malerei als «Peinture» verstand und für den Malen bedeutete, «provoziertes Leben, eine neue Wirklichkeit zu suchen».
Rolf Spinnler besuchte früh die Kunstgewerbeschule in Biel und studierte anschliessend an der Académie des Beaux Arts in Genf. Es folgten Aufenthalte in München. In Holland lernte er Giorgio Morandi kennen und schätzen, und natürlich Paris und damit die Auseinandersetzung mit der Nachkriegsmoderne. Wenn auch ein Oskar Kokoschka, ein Alberto Giacometti, ein Varlin, ein Giorgio Morandi ihre Spuren hinterlassen haben, Rolf Spinnlers Werk war stets das Resultat eines sensiblen und erlebnisfähigen Menschen, der, 1963 siedelte er nach Biel über, sich nie von Strömungen, Gruppen und Stilen verpflichten liess.
Spinnlers Leben war ein schwieriges, vor allem in den letzten Jahrzehnten, das immer wieder Auszeiten in psychiatrischen Kliniken und Heimen bedingte. Doch aus all den Höhen und Tiefen heraus ist sein Schaffen, sind Leben und Werk immer nur eins: Malerei, Zeichnung, existenzielle Bildbefragung, expressive Melancholie und energetisches Drängen nach dem Kreatürlichen. Nach Grenzräumen, in denen sich neue Realitäten anstimmen. Mit 120 Werken mehrheitlich aus der Sammlung Ida Spinnler, der ersten Frau Rolf Spinnlers, dem Kunstmuseum Solothurn, aus der Bundessammlung – Spinnler wurde dreimal mit dem Eidgenössischen Kunststipendium ausgezeichnet - wird nun in Solothurn ein Werk geehrt, das Malerei nachhaltig provozierte. Chronologisch gehängt, zeigen die Werke aus den 1950er-Jahren noch einen Künstler zwischen Bewährtem und Aufbruch. Sicher in den Zeichnungen, Landschaften und Stillleben sowie die malerisch voluminöse Konfrontation mit der expressionistischen Avantgarde.
Am nachhaltigsten imponieren immer wieder die Arbeiten der späten 1960er- und der 1970er-Jahre, die Intimität und die Kraft der Porträts, die einem Varlin nachspüren. Die Stillleben, in denen Blumen aus dem Dunklen heraus den Raum bestimmen, Tierschädel, die zwischen figurativ und Auflösung metaphorische Dimensionen annehmen. Landschaften, die sich verdichten und neu zu erkennen geben.
Mitte der 1970er-Jahre malte Rolf Spinnler nur noch auf Papier und etablierte die Malerei als Auseinandersetzung mit immer wiederkehrenden existentiellen Fragen. Jener düster-melancholischen Stimmungen, die zeigen, wie dicht das Schöpferische, das Dunkle und die Zerstörung nebeneinander liegen, wenn sich malerische Konzentration und zeichnerische Spannung, emotionale und rationale Kräfte konsequent vereinen. Dazu war Rolf Spinnler ein begnadeter Zeichner. Seine Porträts, vor allem die Stillleben wie seine Bieler Zeichnungen, sind von einer ergreifenden kreatürlichen Verdichtung.
Die 1980er-Jahre zeigen die Zwiespältigkeit seines Schaffensprozesses, Landschaften, die sich unter den Attacken der Striche auflösen, exzessiv, zerstörerisch und verletzlich, um in den Bieler Zeichnungen und in expressiven Porträts ein Ventil zu finden. In den 1990ern gelingt es ihm - nicht zuletzt dank treuer Freunde - noch einmal zur Malerei zu finden. Zwei Motive sind geblieben, die er nicht mehr nach Vorlage malt, sondern aus der Seele: Vibrierende Jura-Landschaften, die er so liebt, und die keine Erlebnisse mehr sind, sondern die existenzielle malerische Herausforderung, sowie Stillleben, die von der Fragilität des Stehens im Raum erzählen.
«ROLF SPINNLER». Bis 6. August 2006. Es erscheint ein farbig bebilderter Katalog mit Texten von Annelise Zwez, Peter Bichsel, Christoph Vögele.
Mittwoch, 7. Juni 2006, 19 Uhr, Gesprächsabend «Versuche über Rolf» mit u.a. Peter Bichsel.
Mit dieser Ausstellung erhält das Kunstmuseum Solothurn neue Öffnungszeiten und ist ab sofort von Dienstag bis Freitag von 11-17 Uhr durchgehend geöffnet. Samstag/Sonntag wie bisher 10-17 Uhr.

Rolf Spinnler 2006 im Kunstmuseum Solothurn: Das Bildnis seiner Frau Ida malte Rolf Spinnler 1971.
Rolf Spinnler 2006 im Kunstmuseum Solothurn: Das Bildnis seiner Frau Ida malte Rolf Spinnler 1971.
AUSDRUCKSSTARK: Rolf Spinnlers «Provence-Landschaft» aus dem Jahr 1961 im Kunstmuseum Solothurn 2006.
AUSDRUCKSSTARK: Rolf Spinnlers «Provence-Landschaft» aus dem Jahr 1961 im Kunstmuseum Solothurn 2006.