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Die Strassen von Paris: Annatina Graf in der Galerie Rössli Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

In der Galerie Rössli, Balsthal, zeigt die Solothurnerin Annatina Graf persönliche Impressionen von ihrem Aufenthalt im Pariser Gastatelier.

Es sind einerseits Szenen, die der Tourist zwar täglich sehen kann, aber kaum wahrnimmt, für die Solothurnerin Annatina Graf waren es hingegen tagtägliche Begegnungen und Impressionen: Die Obdachlosen, die unter ihrem Künstleratelier in der «Cité Internationale des Arts» in Schlafsäcken auf Karton nächtigten, die vielen bewaffneten Polizisten in der Stadt, ja und die allgegenwärtigen Tauben, die das Stadtbild bevölkern. Menschen, soziale Aspekte und erlebte Grossstadt-Situationen, die Annatina Graf mit den Augen der Künstlerin betrachtet und als Künstlerin zu malerischen Erinnerungen ihrer «Mes voisins inconnus» umgesetzt hat. In Acryl auf Karton, in grauen Tonalitäten und vielen Lasuren nach projizierten fotografischen Vorlagen zeigt sie uns diese Menschen nahezu literarisch, wie Ausschnitte aus einer filmischen Sequenz, künstlerisch verfeinerte zwischenmenschliche Dokumentationen, die viel erzählen und doch eine gewisse – respektvolle – Distanz zu wahren wissen. Der schutzlose Schlaf wirkt trotz allen Elends wie ein Hort, die Intimität scheint aufgehoben und doch sind die Menschen trotz aller plastisch-figurativen, fast skulpturalen Wirkung in stiller Poesie entrückt. Auch die Polizisten strahlen in den Öl auf Papier-Interpretationen, ebenfalls entstanden aus auf die Unterlagen projizierten Fotos, in der Transparenz der Farben und Konturen, den choreografierten Attributen, eine eher filmisch anmutende Spannung aus, die real bedrohlichen Momente erscheinen wie fiktive Filmstills von teils mystischer Stimmung.
Doch ein Aufenthalt in Paris, das sind auch ganz normale städtische Porträts, kleine Szenen und Einblicke in dieser speziellen Stadt. Auch hier malt Annatina Graf in klassisch wirkender Manier die auf die Leinwand projizierten Bilder in jenen dezent sich modulierenden Grauweissnuancen vage verschwimmender Erinnerungen nach. So dass sich aus den vielen lasierenden Schichten durch die Tusche auf Kalkpapier hologrammartige oder an Fotonegative erinnernde, plastische Momente einstellen. Deren Geschehen lösen sich im Wechselspiel von hell und dunkel, positiv und negativ, weich gezeichnet und sanft changierend in den Konturen so weit von der erlebten Realität, dass das Erinnern dieser «Sensations», trotz unscharfer Schärfe, eine unmittelbar vertraute Nähe und räumliche Tiefe entwickeln, die sich vom Dokumentarischen löst und die Betrachtenden mit ihren persönlichen Erinnerungen miteinbezieht. Während Annatina Graf in den kleinen Transferdrucken auf Holztafeln «Dans les rues de Paris» und in den kleinen schwarzgrauen Tuschezeichnungen «Passages» die Magie und den Reiz von Paris zu subtilen Zitaten verdichtet.

Bis 1. April 2018, geöffnet: Do + Fr 18-21 Uhr, Sa 15-18 Uhr, So 11-14 Uhr. Die Künstlerin ist am 18. März und am 1. April anwesend.

Annatina Graf 2018 in der Galerie Rössli Balsthal: Dans les rues de Paris (Fotos: Eva Buhrfeind)
Annatina Graf 2018 in der Galerie Rössli Balsthal: Dans les rues de Paris (Fotos: Eva Buhrfeind)
Annatina Graf in der Galerie Rössli Balsthal: Mes voisins inconnus. (Fotos: Eva Buhrfeind)
Annatina Graf in der Galerie Rössli Balsthal: Mes voisins inconnus. (Fotos: Eva Buhrfeind)
Annatina Graf 2018 in der Galerie Rössli Balsthal: Sensations
Annatina Graf 2018 in der Galerie Rössli Balsthal: Sensations