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Das stille Glück der Kunstbetrachtung: Fünf Kunstschaffende im Kunstraum Medici in Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Der Kunstraum Medici, Solothurn, präsentiert als unaufgeregte Ausstellung ästhetische Momente künstlerischer Intentionen. Nathalie Ritter und Thomas Schmutz kuratieren die Ausstellung «Quiet bliss» mit Fabien Clerc, Andrea Heller, Thomas Flechtner, Marianne Engel und Claudio Moser.

«Quiet bliss», stilles Glück also, auch stilles Entzücken haben die beiden Gastkuratoren Nathalie Ritter und Thomas Schmutz ihre Ausstellung im Kunsthaus Medici betitelt und zeigen, dass die Schönheit des Ausdrucks, die Ästhetik der künstlerischen Haltung und die Konzentration der künstlerischen Prozesse sich immer wieder bestätigen in einer Harmonie der inhaltlichen Geschichten. Kunst also als Ort und besonderer Moment des Friedens, der Gelassenheit und eben stiller Glücksmomente für die Kunstschaffenden wie für das Ausstellungskonzept, ohne störende oder provokative Nebengeräusche.

Fabien Clerc, Andrea Heller und Thomas Flechtner
Fünf Kunstschaffende wurden für diese Ausstellung ausgewählt und sorgfältig gegenübergestellt. Schweizer Kunstschaffende der jüngeren und mittleren Generation, die mit ihren ausgereiften Positionen durchaus als anerkannt und ausstellungserfahren gelten. Fünf Kunstschaffende, das heisst, fünf sehr individuelle künstlerische Ausdrucksformen, die sich im Kunstraum auf eine unaufgeregt, dabei erzählerische aber auch lakonische Weise ergänzen. Gleich beim Eintreten fällt der Blick auf das Zwiegespräch der keramischen, gelbglasierten Objekte des Genfers Fabien Clerc und Andrea Hellers amorphe Figurationen aus Glas und Keramik. Der Genfer vereint mit seinen gefässartigen Figurationen das Yin und Yang, das männliche und weibliche Moment als pop-artig bizzare Gemeinschaft, vieldeutig in der Rezeption, während sein farbiger «Crystal Palace» aus Fayence und mit Autolack lackiert an eine futuristische Skyline erinnert. Andrea Heller, sie lebt in Evilard, erweitert ihre objekthaften Urwesen – sie muten wie verpuppte muschelartige Wesen, kristalline Kegelgefässe an – in den Inkzeichnungen zu assoziativer Freiheit. Fein und akkurat in den Farbverläufen und den zeichnerischen Spuren, bleiben der Betrachtung und Interpretation Raum und Musse. Thomas Flechtner aus Zürich hingegen überrascht mit seinen fotografischen Arbeiten: verdörrte Blätter, die real in Grösse und Abbild letztendlich auch als Metapher für die Vergänglichkeit, für das Jetzt und die Unendlichkeit stehen. Es sind Pflanzenblätter, die tatsächlich derart gross werden wie gezeigt und im diskreten C-Print vor weissem Grund auch etwas Humanes annehmen.

Marianne Engel und Claudio Moser
Marianne Engel findet in der Natur ihre wesentlichen Themen. In den fotografischen Arbeiten wird das Huhn zur wundersamen Erscheinung, zart leuchtend wachsen aus dem mystischen Dunkel die lichten Konturen, die Magie des Dunklen wird zur surrealen Geschichte. Reale Strandaufnahmen inszenieren sich zu fremdartig-landschaftlichen Utopien, illusionieren Territorien ausserhalb von erlebter Zeit und Raum, das Kaninchenpaar als Grossdiapositiv im Leuchtkasten spielt mit einer irrealen Wirklichkeit. Mit Epoxidharz nachgebildete Pilze und Gräser, mit fluoreszierenden Pigmenten und Goldspray ergänzt, stilisiert die Künstlerin aus Etzwill die Strukturen und Gesetzmässigkeiten dieser pflanzlichen Objekte mittels der nachtleuchtenden Pigmenten zu einer pittoresken Eleganz: Natur und doch nicht Natur. Wo Glück draufsteht, sollte auch das Empfinden wirksam sein, dabei nicht als grosse Geste, sondern als besonderer Moment der Bilderfahrung. Bei Claudio Mosers Fotografien urbaner Peripherien wirken eine düstere unerklärliche Ruhe und die unergründliche Dramaturgie filmischer Stimmungen. Der Genfer – er absolvierte ein Filmstudium – hinterfragt örtliche Grenzsituationen, hält sie mit der Kamera fest; konzentriert auf das sparsame Hell und schattenhafte Dunkel irritiert er Perspektiven und Distanzen, Innen und Aussen, das Erkennen und Ahnen und bleibt trotz sinnbildhafter, latent tieferer Bedeutung eindeutig am Ort der real begangenen Umgebung – rätselhafte stille Orte einer spröden Faszination des Unbegreiflichen.

Bis 1. Juni 2019. Geöffnet Do/Fr 14 bis 18 Uhr, Sa 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung.

Bericht in der Solothurner Zeitung

Werke von Fabien Clerc (links) und Andrea Heller (rechts) 2019 im Kunstraum Medici in Solothurn. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werke von Fabien Clerc (links) und Andrea Heller (rechts) 2019 im Kunstraum Medici in Solothurn. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werke von Fabien Clerc (links) und Thomas Flechtner (rechts) 2019 im Kunstraum Medici in Solothurn. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werke von Fabien Clerc (links) und Thomas Flechtner (rechts) 2019 im Kunstraum Medici in Solothurn. (Foto: Eva Buhrfeind)