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Punkte, die zur wandelbaren Zeichnung werden: Daniel Breu in der Galerie Rössli, Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Neue Werke von Spurengänger Daniel Breu sind in der Galerie Rössli in Balsthal zu

sehen - unter anderem ein Blick aus dem Mikrokosmischen ins Makrokosmische.

Jetzt also, nach der Linie, der Punkt als elementare zeichnerische Essenz, um in einem minutiösen Akt dicht an dicht und eindrücklich gleichmässig mit der Stahlfeder gesetzt, feinst austariert in den konzentrierten und lichten Effekten, Inhalte entstehen zu lassen, die mit der Wahrnehmung des Betrachtenden jonglieren. Ist diese naturwissenschaftliche Präzision die deskriptive Absicht, die formale Idee um eigene innere Bilder zu definieren? Oder sind die grafisch anmutenden Phänomene nicht eher die Antwort auf die – künstlerische – Frage, was mit den akribisch gesetzten Punkten passiert, wohin das Bild einer momenthaften Erscheinung den Künstler führt, und eben auch die Betrachter? Es ist wohl die Symbiose beider Fragestellungen, die der zeichnerischen Akkuratesse eine gestalterische – und hin und wieder auch narrative – Freiheit ermöglicht. Der Künstler folgt seinen Punkten und den sich formenden Bildfindungen, die Betrachter haben die Freiheit der Interpretation. Wichtig scheint hier einmal der zentrische, mit einem Zirkel fein, kaum wahrnehmbar gezogene Kreis, der jeweils den Zeichnungsraum fokussiert – wie ein Blick durch ein Brennglas, durch ein Mikroskop auf das ursprünglich Mikrokosmische, das gleichzeitig auch das Makrokosmische ist. Er bleibt konstant wie eine ideelle Komponente, auch wenn die zeichnerischen Geschichten sich verändern, die kreisförmig gezeichneten Formationen sich klumpenartig zu steinernen Effekten komprimieren, sich die feinen Punktgeschichten zu Naturereignissen inszenieren, wie es zum Beispiel im ersten Raum zu erleben ist. Oder, wenn die Arbeiten im zweiten Ausstellungsraum einen figurativ anmutenden, mikroskopisch wissenschaftlichen Moment suggerieren? Dabei doch vor allem Variationen zeichnerischer Herausforderungen sind – immer mit der Frage, wohin ihn der künstlerische Ansatz führt, zu welchen punktuellen Bildern.
Das andere relevante ist die eigenwillige, plastische Materialität, mit welcher der 1963 geborene Daniel Breu seinen zeichnerischen Spuren und Formationen wie ein Bildhauer folgt: Staubpartikel, teils von seinem Atelierboden zu Staub zerriebene, verwitterte Gesteine, Schmutzwasser, Bodensedimente, von archäologischen Ausgrabungsstätten gesammeltes Material. Ein sensibles Material, mit dem der Künstler in filigranen, erdigen Nuancen die variationsreiche Archäologie einer künstlerischen Spurensuche unterstreicht.

Wo der Punkt hinführt
Doch eines ist sicher, die Idee der naturwissenschaftlichen Zeichnung, die Wirkung einer exakten Genauigkeit ist das eine Prinzip. Das andere ist die Frage des Künstlers an die Betrachter, wo der Punkt hinführt? Ist das sichtbare Geschehen wirklich sichtbar, oder in erster Linie ideell? Sind die Bilder nicht letztendlich – entsprechend dem zeichenhaften Material – Sedimente seines inneren Bildfundus, die den Betrachtenden nun Variationen grundsätzlicher Bildideen offerieren? Viele Fragen, die Antworten sind ebenso spannend wie individuell, es ist die Neugier, die Faszination, die den Blick schärft. Letztendlich lässt es Daniel Breu, aus Solothurn stammend und in Bern lebend, offen. Er ist selber ein Spurengänger und folgt der Frage: «Was ist es?» Ist es die Schärfe des Punktes in der Unschärfe des Erkennbaren, schärft das Nichterkennbare den Blick für das Wesentliche? Eines ist sicher, am Anfang aller Bilderwartungen steht der Punkt. Punkt.

Bis 26. Mai. Geöffnet: Do/Fr 18-21 Uhr, Sa 15-18 Uhr, So 11-14 Uhr. Der Künstler ist an allen Sonntagen anwesend. Am Sonntag, 19. Mai, findet der Kulturtag Thal statt. Die Galerie ist von 10-17 Uhr geöffnet. Um 11 Uhr lädt die Galerie zu einem Künstlergespräch ein.

Artikel in der Solothurner Zeitung

 

Am Anfang aller Bilder steht der Punkt. Zu erkennen in den Arbeiten von Daniel Breu. (Foto: Eva Buhrfeind)
Am Anfang aller Bilder steht der Punkt. Zu erkennen in den Arbeiten von Daniel Breu. (Foto: Eva Buhrfeind)
Am Anfang aller Bilder steht der Punkt. Zu erkennen in den Arbeiten von Daniel Breu. (Foto: Eva Buhrfeind)
Am Anfang aller Bilder steht der Punkt. Zu erkennen in den Arbeiten von Daniel Breu. (Foto: Eva Buhrfeind)