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Die Einfachheit der konkreten Komplexität: José Heerkens in der Galerie Abbühl, Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Die Niederländerin José Heerkens zeigt in der Galerie Abbühl in Solothurn die Komplexität ihrer Bilder.

Die Linie, horizontal oder vertikal, als Grundstruktur, die rohe Leinwand als stoffliche Intervention und streng geometrisch sich gliedernde Farbmodulationen – die konkret-konstruktivistische Malerei der Niederländerin José Heerkens ist trotz aller Einfachheit des Bildaufbaus so einfach nicht. Ihre Malerei ist ein komplexer Akt der Bildwerdung, bei der Liniengerüste, Farbfelder, Leinwand gleichwertige Parameter eines malerischen Moments sind, der über den rationalen künstlerischen Prozess die Farberfahrung vertieft. Es sind einmal die Linien, die zuerst – als zeichnerischer Bezug – die Wahrnehmung einer räumlichen Gliederung der rohen Leinwand bestimmen; die Vertikale markiert das Raster der Bildentstehung, die Horizontale erweitert den Blick, lässt jedes Bild als Ausschnitt eines universellen Ganzen erahnen.
Aber letztendlich entwickelt die niederländische Künstlerin in diesen geometrischen Gerüsten eine reine Malerei. Von Quadrat zu Quadrat, von Rechteck zu Rechteck, immer in der Waagerechten wie eine Notenreihe oder Zeile, modifiziert José Heerkens die gedeckten Farben in feiner und feinster Nuancierung und sanften Kontrasten, stets in der adäquaten Spannung zur naturbelassenen Materialität der Leinwand. Vor allem aber sind es diese subtil abgestuften Farbbewegungen, deren diskrete Bewegungen das Konzeptuelle, Konkrete mit einer lyrischen Sinnlichkeit vereinen. José Heerkens sucht «in jedem Gemälde nach dem balancierenden Dialog zwischen einer Linie und der Bewegung der Farbe». Darüber hinaus erweitert sie die malerische Bestimmung einer konkreten Thematik, ermöglicht so einen freien, unmittelbaren Zugang zu ihrem malerischen Anspruch: «In der Komplexität des Malprozesses suche ich nach Einfachheit und Klarheit». Denn, je nachdem, ob der Pinselstrich vertikal oder horizontal gesetzt ist, ob die Farben sich vom lasierten zum verdichteten Effekt, von verdichtet zu transparent aufbauen, ihre an sich streng konzipierten Bilder eröffnen aus den feinstimmigen Farbbrechungen und kompositorischen Rhythmen eine inspirierende kontemplative Atmosphäre. «The quest», die Frage, titelt José Heerkens diese Werkschau und zeigt, dass jedes Bild der Fragestellung nach Wirkung und Intention, Konzept und Empfindung unterliegt.

Bis 15. Juni. Geöffnet: Do / Fr 14-18.30 Uhr. Sa 14-17 Uhr.

Artikel in der Solothurner Zeitung

Werke von José Heerkens 2019 in der Galerie Abbühl, Solothurn. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werke von José Heerkens 2019 in der Galerie Abbühl, Solothurn. (Foto: Eva Buhrfeind)