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«Scribble» oder wie der zeichnerische Kritzel zum Bild wird: Kenji Yanagi in Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Erstmals in der Schweiz präsentiert das Haus der Kunst zeichnerische Arbeiten des japanischen Künstlers Kenji Yanagi.

«Scribble» also nun als Werktitel, der vieles vermuten oder offen lässt. Denn mit Scribble, Kritzelei oder Kritzeln, bezeichnet man einen meist per Stift auf Papier angerissenen oder angedeuteten Grobentwurf beispielsweise für eine Illustration, Grafik, manchmal einfach nur ein frei gekritzeltes Objekt. Eine Art kreatives «Brainstorming» als erste Ideen- und Kompositionsfindung, ohne bildnerischen oder künstlerischen Anspruch, also ein rein spontan gekritzelter Anriss, aus dem sich ein Bild schöpfen könnte.

Kenji Yanagis Bildentstehung ist ein Geheimnis
Bei dem 1961 geborenen Kenji Yanagi – er stammt aus der Präfektur Saga in Japan, seine künstlerische Ausdrucksform umfasst Zeichnung, Malerei, Skulptur und Installation – bestimmt der Prozess des «Scibble» gesamthaft den künstlerischen Ausdruck. Das heisst nichts anderes, als dass er diese vermeintlich zeichnerischen Lockerungsübungen im aufwendig definierten Bildprozess von der Kritzelei zur Skizze, über die zeichnerische Intention, eine gewisse sophistische Freiheit bis zum Bild steigert, das durch die Verwendung von Acrylfarbe und physischem Einsatz bis in den malerischen Moment wirkt.
Die Bildentstehung ist ein Geheimnis, vielschichtig, intensiv, gesteuert von ersten, rein körperlichen Bewegungsmomenten aus den Armen heraus als ein intensives Einzeichnen, eine Art zeichnerisches Aufspüren von Linie und Punkt, hinein spielt dann eine gewisse Emotionalität, gleichzeitig gesteuert von einer bewussten Konzentration in der Bildwerdung aus Farbschichten und linearen Gesten: Die Initialidee der gekritzelten Linien steigert sich zur malerisch anmutenden Situation. Denn vielschichtig erweisen sich die Arbeiten auf Papier, die kleineren auf Holz aufgezogen, und sind doch komplex in der Bildwerdung. Da grundiert Kenji Yanagi das Papier mit schwarzer, matter Acrylfarbe, ritzt und kritzelt – bevor die Farbe austrocknet – mit weisser Acrylfarbe seine zeichenhaften Bewegungen, schichtet je nach Situation nochmals schwarze Acrylfarbe darauf, um in diesen Schichten wiederum neue Zeichen hervorzuholen. Oder aber, er schichtet auf den schwarz-matten Untergrund weisse Acrylfarbe, um so zeichnerisch oder aus dem dunklen Untergrund schwarze Linienbewegungen in die weisse Oberfläche zu ziehen. Kenji Yanagi, er ist zum ersten Mal mit einer Einzelausstellung seines zeichnerischen Werkes in der Schweiz präsent, beweist sich als ein Meister der radikalen formalen Einfachheit, die gleichzeitig eine Vielfalt an zeichenhaften und kalligrafischen Möglichkeiten offerieren.
Kenji Yanagi studierte an der Tokyo University of Arts und am Chelsea College of Art and Design in London skulpturales Schaffen. Seit 2016 führt er sein Atelier in Saga an der Südspitze Japans, wo er zugleich auch an der dortigen Universität Zeitgenössische Kunst unterrichtet. Seine Arbeiten sind vor allem in Japan bekannt.
Bis 6.10.2019. Geöffnet: Do-Fr 17-20 Uhr, Sa-So 13-17 Uhr.

Kunst im «Chutz»
Ab Sommer 2019 betreibt das Haus der Kunst St. Josef eine Zweigstelle, die Kunst–Kuss Station im Restaurant Chutz. Der «Chutz» ist ein seit Jahrzehnten legendärer kultureller Treffpunkt an der Aare, 1963 vom Grenchner Kunstmaler Ferdinand Kaus (1908 – 1996) eröffnet. Dort nahmen die Solothurner Filmtage ihren Anfang, regelmässige Ausstellungen und Jazz-Konzerte gaben dem «Chutz» ein gewisses Ambiente als kulturelle Institution in der Solothurner Szene, bevor sich der gute Ruf für etliche Jahre verflüchtigte. Wobei seit vielen Jahren schon sonntagmorgens Matinées für Tradition sorgen, die vor allem Musik- und Jazzliebhaber und überhaupt ein bunt gemischtes Klientel begeistern. Das Restaurant wird von Marta Kaus geführt, die seit den ersten Tagen hinter der Theke des «Chutz» steht. Neu wird jetzt Reto Emch auch diesen Kulturtreffpunkt bespielen, indem ab Sommer 2019 alle Ausstellungen, die im Haus der Kunst stattfinden, hier einen Ausstellungsplatz haben; eröffnet werden diese Ausstellungen eine Woche nach dem Auftakt im Haus der Kunst. Der derzeitige Gastkünstler im Haus der Kunst, der Japaner Kenji Yagani, zeigt ein dutzend neue Werke, die er speziell während seines Aufenthaltes in Solothurn für diesen neuen Ausstellungsort im 1. Stock des «Chutz» geschaffen hat.
Die Vernissage ist kommenden Freitag, 16.8., ab 17 Uhr, die Ausstellung ist geöffnet zu den «Chutz» Öffnungszeiten, Dauer bis 6.10.2019.

Text in der Solothurner Zeitung

Blick in die Ausstellung von Kenji Yanagi 2019 im Haus der Kunst in Solothurn: (Foto: Eva Buhrfeind)
Blick in die Ausstellung von Kenji Yanagi 2019 im Haus der Kunst in Solothurn: (Foto: Eva Buhrfeind)
Werk von Kenji Yanagi 2019 im Haus der Kunst in Solothurn: (Foto: Eva Buhrfeind)
Werk von Kenji Yanagi 2019 im Haus der Kunst in Solothurn: (Foto: Eva Buhrfeind)