Home | News | Suchen | News-Archiv | Kategorien | Kontakt

Das Wundersame im Ambivalenten: Renata Borer in der Galerie Rössli, Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

Zurzeit präsentiert Renata Borer neue Arbeiten in der Galerie Rössli in Balsthal. Es ist diese eigenwillige Ambivalenz, die Renata Borers künstlerischen Anspruch auszeichnet.

Alles bleibt letztendlich ein Geheimnis, wundersam, in dieser Ausstellung von Renata Borer. Feinstfarbige, zart lineare Zeichnungen, die florale Gebilde offenbaren: «Knollen und Knospen», filigrane, eiförmige, pflanzlich anmutende Körper, aus denen ineinander verdrehte stängelartige Formen wachsen, zarte Blüten treiben, die sich vorsichtig öffnen. Es keimt und treibt und blüht im ersten Raum und dennoch wirken diese floralen Erscheinungen nicht von dieser Welt, durchscheinend ausserhalb von Zeit und Raum und doch auch plastische Vegetation.
Es ist diese eigenwillige Ambivalenz, die Renata Borers künstlerischen Anspruch auszeichnet, lyrisch und surreal, reine zeichnerische Absicht und konkrete Illusion zugleich. Die Betrachtenden können es für sich nicht benennen und müssen es auch für sich nicht festlegen – es bleibt immer ein geheimnisvolles Staunen über das Absurde und die Poesie. Subtil untermalt von einem diskreten Hintersinn, illustrativer Genauigkeit und raffinierten Assoziationsmöglichkeiten. Märchenhaft wie auch in den figurativen, ebenso transparenten Zeichnungen, in denen sich fremdartige Gesichter in einer Fantasiepflanzenwelt verweben, poetische Mischwesen und nicht benennbare Objekte, die eine ahnungsvolle Weite von «Horizonten» definieren. Feingliedrig gezeichnete Metaphern seltsamer Geschichten, die keine Worte brauchen, vielleicht nur eine Strophe, einen Klang. Kuriositäten auch, durch die diese Metaphern der Verletzlichkeit eine neue Dimension erfahren – alles pendelt immer und ewig zwischen den Polaritäten, um zur Balance zu finden.

Wechselwirkung sinnbildhafter und kryptischer Geschehen
Diese eigenartige Wechselwirkung sinnbildhafter wie kryptischer Geschehen charakterisiert auch ihre eigenwilligen Installationen. Auch hier – trotz der Einfachheit der Momente – erzeugt diese Ambivalenz des Nichtfassbaren und gleichzeitig Begreifbaren eine polarisierende Spannung, die den sie umgebenden Raum mit einbezieht. Doppelbödig, subversiv und melancholisch, wenn die Künstlerin nicht eindeutig definiert und doch Definitionen in den Raum stellt, die bei den Betrachtenden subjektive Wahrnehmungen auslösen. Aus Wachs geformt, zu Glas gebracht, wird das grüne Bäumlein auf der weissen, wolkenartigen Gipsplatte zum Inbegriff einer lyrischen Momentaufnahme. Das aus Bauplastik strukturierte, steinern-felsige Objekt entwickelt unter der Geräuschkulisse des verstorbenen Hansjörg Meier eine urtümliche Stimmung – «In die Stille fallen», ist eben auch eine Falle, die Stille ist so still nicht.

Renata Borers «Pendel»: eindeutig im Wiedererkennungswert und doch mysteriös
Von wirkungsvoller Bildhaftigkeit lädt das «Pendel» gleich beim Eintreten in die Galerie ein, ganz eigene Hypothesen des wahrgenommenen Szenariums aufzustellen. Das grosse pinkfarbene Pendel aus Wachs, mit den Fingern reliefartig strukturiert, über weissen, wiederum wesensartig zu verstehenden Tropfen schwebend, scheint eindeutig im Wiedererkennungswert und verbleibt doch mysteriös im Hintersinn, real und absurd wiederum. Aber stets belässt die 1956 geborene, aus Büsserach gebürtige Künstlerin genügend Freiraum für eigene Betrachtungen.

Bis 8. September. Geöffnet: Freitag, 18-21 Uhr, Samstag, 15-18 Uhr, Sonntag, 11-14 Uhr. Vernissage Sonntag, 18.8., 11 Uhr 30.

Solothurner Zeitung

Blick in die Ausstellung von Renata Borer 2019 in der Galerie Rössli, Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Blick in die Ausstellung von Renata Borer 2019 in der Galerie Rössli, Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)