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Vernissagerede Ausstellung ARTDIVERSITY Peter Steinmann in der Galerie Artesol in Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Vernissagerede

Vernissagerede vom 25. Oktober 2019 zur Ausstellung ARTDIVERSITY von Peter Steinmann in der Galerie Artesol in Solothurn

Meine Damen und Herren

Peter Steinmann, seine Handschrift ist unverkennbar, unverrückbar, all die Jahre über in der künstlerischen Auseinandersetzung und Bildsuche mit seinem, dem einen Thema:
Die Bewegung, dieses «panta rhei», alles fliesst, die Malerei, die Farben, Formen, die Geschichten, die sich hinter der vielgestaltigen und unerschöpflich scheinenden Gestik formen.
Ja, Peter Steinmann, mit Wohnsitz in Solothurn und Künstleratelier in Leuzigen, trägt eine unverkennbare Handschrift in seine Bilder hinein, holt aus seinen Bildern eine immer neu sich generierende «Handschrift» heraus – eine beredte wie bewegte Bildsprache als Konstante im steten Wandel und ständiger Verwandlung lebhafter Kolorationen, formaler und gestalterischer Raffinesse.
Bewusst hebt Peter Steinmann seinen ästhetischen Anspruch ab vom digital perfektionierten Glanz des medial reproduzierten und reproduzierbaren Bildes, auch wenn er durchaus die digitalen Techniken und ihre multiplen Wirkungen längere Zeit ebenso für sich zu nutzen wusste wie das klassische Mal-Handwerk.
Aber, wie im fliessenden Kreislauf auch das Beständige wiederkehren kann, so konzentriert sich Peter Steinmann in der Rückbesinnung auf seine neue alte, wiedergewonnene malerische Haltung, zeigt und interpretiert eine Sinnlichkeit des Nichtperfekten als eine native Schönheit.
Rückbesinnung, das heisst in diesem aktuellen Schaffen auch «back to the roots», wenn er auf alte Bilder, Aquarelle und Skizzen zurückgreift als ein Schritt aus der erinnerten Vergangenheit in die neue Dimension einer künstlerischen Vielfalt – der «ARTDIVERSITY», wenn sich die verschiedenen Ebenen, Malerfahrungen, Stile und Epochen durchdringen, miteinander wirken.
Peter Steinmann hat zur Malerei als sinnenhafte Erfahrung zurückgefunden, um mit einer unermüdlichen Kreativität sein Thema Bewegung, dieses «panta rhei» in energiegeladenen Bildgeschehen fantasievoll und frei umzusetzen und auszuformulieren.
Die Basis, die Inspiration bilden Arbeiten früher oder früherer Schaffensperioden, die er damals als noch nicht vollendet, nicht ausgereift betrachtete, mehr Idee und Intention denn eindeutiges, abgeschlossenes Werk waren. Arbeiten, die er jetzt aus einer sich malerisch gewandelten Perspektive heraus neu sichtet, reflektiert und überarbeitet; mit Mischtechnik auf meist Büttenpapier oder auch MDF (mitteldicke Faserplatte) eine neue sinnliche Materialität, eine wirkungsvolle Griffigkeit und lebendige Farbmomente generiert, neue Erfahrungen, Ansichten und Bildideen hineinbringt. Im Bestehenden neu entdeckte Anekdoten, deren Wesen er ausschöpft, neu choreografiert und neu erzählt.
Es sind drei Themen, drei «Geschichten», die ihn seit Längerem herausfordern, die ineinandergreifen und verschmelzen: die Figur, das Wasser und die Landschaft als Synthese, auch als Metapher aller Bewegungen. Stets vertrauend auf die informelle Geste, auf eine momenthafte Abstrahierung, auf das beschreibend Wesentliche, lotet Peter Steinmann vielschichtig und von ästhetischen Prinzipien losgelöst die Figurationen, den Wandel der Dinge, die Bewegung in ihren vielfältigen Metamorphosen mit Farbe und Form, Farbkraft und Farbnuancen aus.
Sichtbar gemacht durch archetypische Parameter, kryptische Chiffren und lasierende, lebhafte Farbrhythmen, zeichenhaft gesetzte Pinselstriche, chromatische Schattentänze, werden die erzählerischen Stimmungen mit dem malerischen Prozess zu mannigfaltigen Bildgeschichten vereint, unerschöpflich im Flusse kompositorischer Rituale.

Denn diese Rückbesinnung, das ist auch die Hinwendung von der allgegenwärtigen Abstraktion, der sich ins Ungegenständliche auflösenden Bildgeschehen hin zur bewegten Reminiszenz der beinahe dinghaften Geschichten. Da sind natürlich seine Figuren der frühen Tanz-Interpretationen, nun frei variiert, verfremdet, entrückt unter fliessenden Farbschleiern, inszeniert hinter informellen Zeichen. Figuren, die sich hinter Geheimnissen zu verstecken scheinen, aus der Stille rätselhafter Dramaturgien wirken. Wie immer scheint die Dynamik universell im steten Wandel der Dinge und der malerischen Mittel. Bewegung eben auch als ein auf sich konzentrierendes Innehalten.

So auch in den Landschaften als nachklingende vertraute Augenblicke. Sie sind in sich ruhender Kraftort und gestalterische Freiheit zugleich. Oder die dynamischen und sinnbildhaften Wasser-Bilder, die eigentlich viel eher meditative Bildorte der Besinnung, des Besinnens sind.
Stets kommt Peter Steinmann in der Bewegung malerisch zur Ruhe. Wenn er zwischen figurativen und freien formalen Momenten das Charakteristische und Vertraute hervorhebt, eine Atmosphäre, eine Stimmung am Jurasüdfuss, die sanft dahin fliessende Aare mit einem dramatisch sich ankündigenden Himmel, das Erhabene des Berges, die Weite des Augenblicks, das Unendliche des Flusses, der unergründliche Sog des Wassers und die sinnbildhafte Wirkung des Körperlichen.

Dieses «Panta rhei» der klassischen Antike, sei es Heraklit wie später Platon, diese fortwährende «Alles fliesst und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln», wird bei Peter Steinmann zur schöpferischen Wiederkehr des Beständigen im ewigen Strom von Bewegung und Neuformung als Einheit der Dinge. Peter Steinmanns künstlerisches Sein ist nicht statisch, sondern im malerischen Wandel dynamisch wie prozesshaft zu erfassen.

    Eva Buhrfeind, Oktober 2019
    anlässlich der Ausstellung
    in der Galerie Artesol, Solothurn
    25.10. - 16.11.2019

Bericht zur Ausstellung

Blick ins Atelier Peter Steinmann in Leuzigen. (Foto: Eva Buhrfeind)
Blick ins Atelier Peter Steinmann in Leuzigen. (Foto: Eva Buhrfeind)
Blick ins Atelier Peter Steinmann in Leuzigen. (Foto: Eva Buhrfeind)
Blick ins Atelier Peter Steinmann in Leuzigen. (Foto: Eva Buhrfeind)