Home | News | Suchen | News-Archiv | Kategorien | Kontakt

Lange Liste Leihgaben und mehr: Anker-Zeichnungen und -Aquarelle im Kunstmuseum Solothurn

Verfasst von Eva Buhrfeind | |   Ausstellung

In regelmässigen Abständen lässt das Kunstmuseum Solothurn Werke von Kunstschaffenden des frühen 20. Jahrhunderts aufleben. Im Grafischen Kabinett gibt nun eine beispiellos zusammengetragene Ausstellung Einblick ins zeichnerische und aquarellistische Schaffen von Albert Anker.

Es ist ja nun nicht so, dass die Gemälde des beliebten Realisten Albert Anker (1831–1910) nie gebührend gewürdigt worden wären. Beispielsweise Ausstellungen um die Jahrtausendwende in Ins und 2003 in Bern legen beredt Zeugnis von Ankers Werk ab. Speziell an der aktuellen Solothurner Anker-Ausstellung ist, dass sie - in Fortsetzung einer vor Jahren lancierten Tradition - Zeichnungen und Aquarelle ins Zentrum rückt. Denn nach Ausstellungen über Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Otto Morach, Sophie Taeuber-Arp und Félix Vallotton wird nun mit Albert Anker einer der grössten Schweizer Zeichner und Aquarellisten des 19. Jahrhunderts präsentiert.
Entsprechend lang und breit gestreut ist die Liste der Leihgeber: von der Stiftung Albert Anker-Haus in Ins, über die Gemeinde Ins, das Kunstmuseum Bern, die Privatsammlung von Christoph Blocher, das Kunsthaus Zürich, das Kunst Museum Winterthur, das Musée Cantonal des Beaux-Arts Lausanne, die Stadtbibliothek Zofingen bis hin zu weiteren privaten Sammlern und auch von Nachfahren des Künstlers. Und selbstverständlich das Kunstmuseum Solothurn, das selber über zehn Gemälde und neun Zeichnungen von Anker verfügt.

Anker, der gewiefte Vermarkter seiner selbst
Die Ausstellung beginnt mit den ersten zeichnerischen Arbeiten des jungen Anker als etwa 14-Jähriger. Schon hier deutet sich sein grosses zeichnerische Talent an, zwar nicht so ausgeprägt wie bei einem Dürer, der bereits als 13-Jähriger ikonografische Selbstportraits der Meisterklasse schuf. Umso virtuoser präsentieren sich die Bildnisse, die Anker gegen Ende seines Lebens von Menschen aller Altersklassen beiderlei Geschlechts schuf. Dass sich der gewiefte Vermarkter seiner selbst zum Lebensabend nur noch der Zeichnung und Aquarellmalerei zuwandte, hat seinen Grund: Aufgrund eines Hirnschlages musste Anker auf physisch anstrengede Formate wie Ölgemälde verzichten.
Apropos gewiefter Vermarkter seiner selbst: Anker musste seinem Vater, einem Tierarzt, der darauf bestand, dass sein Sohn ein Theologiestudium aufnahm, versprechen, dass er wegen seiner Neigungen zur Kunst nie armengenössisch werde. So kam es, dass der junge Anker in Bern und Halle Theologie studierte, ehe er sich 1854 nach Paris begab, um dort eine Maler-Ausbildung zu beginnen. Der Rest ist bekannt. Mit der Ausstellung «Albert Anker und Paris» wies 2003 das Kunstmuseum Bern darauf hin, wie der Inser Maler im Vergleich mit französischen Zeitgenossen die Impulse der Pariser Zeit für seine heimatlichen Schilderungen malerisch umsetzte.

Die Ausstellung ist chronologisch gehängt
Und was zeichnet die Ausstellung im Kunstmuseum Solothurn noch aus?
Viele jetzt in Solothurn gezeigten Zeichnungen waren noch nie oder nur selten öffentlich zu sehen. Vor allem, wenn es sich um Reisetagebuchskizzen oder um Zeichnungen handelt, die Anker von seiner Familie schuf. Die Ausstellung ist chronologisch gehängt, den Zeichnungen des klassizistischen Frühwerks folgen die malerischen Blätter in Tusche und Wasserfarbe. Skizzenbücher mit stimmungsvollen Landschaften reflektieren Ankers Reisetätigkeit, Studienblätter seine Tätigkeit als Illustrator und Fayence-Maler. Im Zentrum aber stehen seine eigenständigen Blätter mit Kinder- und Greisen-Portäte. Ein Anker-Aquarellbild im übrigen kostete in seinen späteren Lebensjahren hundert Franken.

Albert Anker. Zeichnungen und Aquarelle, Graphisches Kabinett Kunstmuseum Solothurn. Bis 16. Februar 2020. Mit zahlreichen Rahmenveranstaltungen. Publikation zur Ausstellung mit Abbildungen 46.-- Franken

Lesendes Mädchen (Cécile Anker) 1886, Stiftung Albert Anker-Haus Ins.
Lesendes Mädchen (Cécile Anker) 1886, Stiftung Albert Anker-Haus Ins.
Louise Anker mit Brosche, um 1880 Stiftung Albert Anker-Haus Ins.
Louise Anker mit Brosche, um 1880 Stiftung Albert Anker-Haus Ins.
Weg oberhalb Ligerz, 1888, Kunstmuseum Bern
Weg oberhalb Ligerz, 1888, Kunstmuseum Bern
Alber Anker 1907 im Atelier
Alber Anker 1907 im Atelier