Home | News | Suchen | News-Archiv | Kategorien | Kontakt

Die Geste, die Farbe, die Form: Christiane Dubois in der Galerie Rössli in Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Mit neuen Arbeiten ist die jurassische Künstlerin Christiane Dubois derzeit in der Galerie Rössli in Balsthal präsent. Es geht der Künstlerin unter anderem um die wandelbare Entfaltung aus Geste, Farbe und bewegten Formen.

Vertraut ist die gestische Expressivität ihrer Bildsprache geblieben, und auch in diesen neuen Arbeiten reflektiert Christiane Dubois mit den aus dem Inneren geführten linearen Bewegungen, den energetischen, brüchigen Farbaufträgen und einer mehrschichtigen Zeichenhaftigkeit sensible Erfahrungen und Wahrnehmungen. Die Malerei der 1947 in La Chaux-de-Fonds geborenen und an der dortigen Schule für angewandte Kunst ausgebildeten Künstlerin ist über das persönliche Gestaltungsmittel hinaus auch ein Experimentierfeld, um mit Pinsel und Farbe, mit Tusche und/oder Acryl, auf Leinwand aufgezogenem Japanpapier ihre Gedanken zur Natur, zur Umwelt, aber auch Eindrücke, Gesehenes, Poetisches mit einer informellen Bildsprache auszuloten. Da berühren die «Héron», die Reiher, mit kalligrafischen Pinselschwüngen grosszügig auf das Papier gebrachte Silhouetten in ihrer Einfachheit die Grazie und Lebendigkeit der grauschwarzen Vögel. Die kleinformartigen Sprialen hingegen im zweiten Raum lesen sich wie Fingerübungen, Etüden und Inspiration der grossformatigen Malereien. In spiralenförmiger Geste formen sich Farbe und Bewegungen, wachsen im malerisch-zeichenhaften Prozess zu körperhaften Formen, in sich dezent rotierenden Rippenhüllen, figürlich reduziert, aber durchaus präsent. So als wenn sie mit ihrer Leichtigkeit die initiale bildgestalterische Grundidee zu den grossformatigen energischen Arbeiten formulieren, wenn Farbe und Pinselduktus die Bildgeschehen entwickeln – imaginativ in der Abstraktion, körperlich in der subtilen Wirkung.
Vor allem in der Serie «L‘œil du cyclone» offenbart sich die kompositorische Bildentstehung Christiane Dubois‘: Mit der dunklen Farbe beginnen, anschliessend ruhen lassen, je nach Impression die Farbpalette erweitern, weiterfahren, bis die malerische Absicht, die Definition eines Bildthemas erreicht ist. Eine dynamisch sich ergebende, expressive, gleichzeitig in sich ruhende Metamorphose von der ersten malerischen Geste zu einer Geologie innerer Strukturen und künstlerischer Schichtungen. Zuerst kommt die rein malerische Geste, der bewegte Farbauftrag auf das transparente Japanpapier. Daraus entwickeln sich allmählich die formalen Begebenheiten. Die Farben kommen ins Bild, rück- wie vorderseitig aufgetragen, fordern diese malerische Dynamik heraus, fügen sich – wie in einer offenen Komposition – zu assoziativen Bildideen. Und so liest man die Zyklone als allegorisch komprimierte Augen des Orkans, als Sinnbild drohender Naturkatastrophen, als verbindenden Ausdruck einer generell gefährdeten Natur und deren vehementen Kräften. Überhaupt sind Christane Dubois‘ Arbeiten, die Künstlerin lebt im jurassischen Les Bois, geprägt von Impressionen und abstrahierten Reflexionen. Auch wenn die mit grauer und weisser Acrylfarbe auf dem Paper röntgenartig konturierten Köpfe der Serie «Passant» das Naturhaft-Ursprüngliche des Figurativen betont, es geht der Künstlerin immer auch um die persönliche malerische, wandelbare Entfaltung aus Geste, Farbe und bewegten Formen. Schritt für Schritt, Pinselstrich für Pinselstrich öffnet sie die Köpfe, lässt die Betrachtenden innere Welten erahnen, transparent und rätselhaft zugleich.

Bis 6. September 2020. Geöffnet: Fr 18-21 Uhr, Sa 15-18 Uhr, Sonntag 11-14 Uhr. Die Künstlerin ist am Sonntag, 16.8. von 11- 14 Uhr anwesend. Ebenso am 22. und 29.8. und am 6.9.