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Malerei und Objekte im kreativen Dialog: Roland Weibel und Markus Wyss im Schlösschen Vorder-Bleichenberg, Biberist

Verfasst von Eva Buhrfeind |

Die beiden Oltner Künstler Roland Weibel und Markus Wyss sind zurzeit im Schlösschen Vorder-Bleichenberg, Biberist, mit ihren Werken präsent. Roland Weibel zeigt auf das Wesentliche komprimierte Bilder, Markus Wyss ist mit eigenwilligen Objekten und Plastiken vertreten.

Es ist immer wieder eindrücklich zu sehen, wie allein mit einer reduzierten Farbgebung, einem bewegten Farbauftrag, aus raffiniert gesetzten Kontrasten von Hell und Dunkel, Licht und Schatten reizvolle landschaftliche Stimmungen kreiert werden. Natur und auch Städtisches, Ein- und Ausblicke, die aus der Distanz sich zu realistisch tiefenwirksamen Momenten fügen, während sich bei näherer Betrachtung die vielschichtigen malerischen Prozesse offenbaren. Roland Weibel aus Olten, bis vor kurzem noch praktizierender Internist und Tropenmediziner, findet seit vielen Jahren in der Malerei eine andere, weite Welt der inspirierenden Konzentration und Kreativität. Dabei entstehen seine Bilder nicht aus einem freien malerischen Anspruch heraus, vielmehr fotografiert der aus Solothurn gebürtige und seit bald vier Jahrzehnten in Olten lebende Künstler topografische Weiten und dichte Wälder, nahe Bilderlebnisse und ferne Naturen, bearbeitet die Fotos am Computer, reduziert Farbe, Form und damit Wirkung, um sie derart auf die Leinwand zu projizieren und dann mit seiner ganz spezifischen Farbpalette in uns vertraut komponierte und doch eigenwillige Stimmungen malerisch zu verfeinern. Es sind im wahrsten Sinne auf das Wesentliche und Wirkungsvolle komprimierte und strukturierte Stimmungen, landschaftliche Geschichten und Eindrücke, auch ein charakteristischer Solothurner Blick findet sich. Sie suggerieren allesamt in markanten Kontrasten auf durchwegs schwarzem Untergrund mit den gelben, lichten, grünen, blauen, teils rötlich bewegten Pinselstrichen, den farbflächigen und getupften Akzenten eine greifbare, teils konkrete Realität. Eine eigenwillige Wirklichkeit, die im Zusammenspiel mit der freien Interpretation des Künstlers und der individuellen Wahrnehmung des Betrachters das stimmungsvolle Bild hinter dem fotografierten und malerischen Bild zu Momentaufnahmen verdichtet, die dauerhaft sind. Man sollte einfach die Bilder nur aus unterschiedlichen Positionen betrachten, die Wandelbarkeit der Inhalte wird dadurch umso eindrücklicher.

Zum ersten mal im Schlösschen Vorder-Bleichenberg
Auch der 1955 in Olten geborene und da auch lebende Maler, Zeichner und Plastiker Markus Wyss stellt zum ersten mal im Schlösschen Vorder-Bleichenberg aus. Seine durchwegs eigenwillig zu nennenden Objekte und Plastiken bringen einen speziellen dramaturgischen Gegensatz zur in sich ruhenden Bilderwelt von Roland Weibel. Verschiedene Materialien wie Styropor, Karton kombiniert und koloriert lassen sich nach und nach als menschliche Gestaltungen, Körper, Haltungen, erkennen: Filmisch animierte oder vorgefundene kunst- wie architekturhistorische Skulpturen, plastisch umgesetzte und verfremdete, soziokulturelle Phänomene, die im Nachklang interpretierbar, teils wahrnehmbar werden. Die Narrenfreiheit des Künstlers orientiert sich hier an der Bildfreiheit des reinen künstlerischen Objektes: Auf Eisenstangen präsentieren sich befremdlich maskierte Köpfe von Bondage-Spielen, könnten durchaus auch fiktionalen Trickfilmen entsprungen sein. Figurationen in eindeutiger Pose sprechen von Sexualität und Gewalt. Neu gedeutete, historische Figurationen, die in seltsamer Pose an Türrahmen hängen und auf die grotesk zweideutig anmutenden Wasserspeier gotischer Kirchen, die Gargouilles, hinweisen. Ebenso originell wie wirkungsvoll dann präsentieren sich in der Kapelle die vergoldeten filigranen Objekte. Mehrdeutig in der Interpretation, elegant in der Goldnuance, frei in Aussage und Wirkung wird den Betrachtenden ein kleines seltsames Spiel einer assoziativen Intention geboten zwischen feingliedriger Monstranz, zarten Orgeln, trennenden Altargittern und, ja, eigenen Gedanken.

Bis 20.9.2020. Vernissage heute Samstag 29.8., 17 Uhr. Einführung: Peter Killer. Öffnungszeiten: Mi + Do 16 – 19 Uhr, Sa +So 14-17 Uhr. Matinée: Sonntag, 13.9., 11 Uhr, Michael Erni, Gitarre. Führungen: Samstag 12.9., 14 Uhr, und Sonntag 20.9., 14 Uhr, mit den beiden Künstlern.