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Subtile Mehrdeutigkeit in Wort und Bild: Nancy Wälti in der Galerie Rössli in Balsthal

Verfasst von Eva Buhrfeind |

In der Galerie Rössli in Balsthal sind neue Arbeiten von Nancy Wälti zu bestaunen. Die gerlernte Bilhauerin aus Wangen macht es sich und den Betrachtenden nicht einfach.

Mit der Kunst ist es – gerade im scheinbar Einfachen – nicht immer einfach, zumindest nicht für die Betrachtenden. Kunst ist eben nicht immer «einfach schön, macht aber Arbeit», Kunst ist oftmals – auf den ersten Blick – kryptisch und herausfordernd. Oder freigeistig, aber immer wieder spannend. So braucht es eine gewisse Neugier, sich mit den künstlerischen Zusammenhängen auseinander zu setzen und aus eigenen Bildern nachhaltig zu schöpfen. Auch bei der 1977 geborenen, in Wangen bei Olten lebenden und arbeitenden Nancy Wälti ist es die Einfachheit der Dinge, die eben nur scheinbar einfach sind: Wandobjekte, Tuschearbeiten und Zeichnungen, deren Begrifflichkeiten sie wirkmächtig verwandelt. Als Leitmotiv ihrer künstlerischen Intention transformiert die gelernte Bildhauerin vertraute Begriffe, deren Wahrnehmung und Formen in subtil verfremdete Assoziationen. So dass sich die Eindeutigkeit aufhebt und Anregung wird für neue Aussagen. Ein Spiel also mit der Mehrdeutigkeit der Sujets und Symbole als assoziative Transformation in neue Bedeutungen und Erkenntnisse. Wobei sich bei diesen Arbeiten unter dem Titel «profiliert» die inneren Zusammenhänge aus der äusseren Form erschliessen, mit dem Wortstamm «Profil» ist der Schlüssel gegeben. Aus der ursprünglichen Postkarten-Skizze eines Kopfes hat Nancy Wälti aus spiegel-poliertem Chromstahl scherenschnittartig konturierte, einfache Köpfe im Profil entwickelt, die wie gespiegelt – Hinterkopf an Hinterkopf – den Raum als eine weitere Art dritte Dimension reflektieren, während gleichzeitig die doppelte Physiognomie sich als eine fremdartige Insigne eines kryptischen Moments anbietet und die Betrachtenden mit involviert.

Steigerung ins Malerische
Die schlichte Präzision dieser metallisch glänzenden Wandobjekte steigert die Künstlerin dann ins Malerische, indem sie die auf der weissen Hintergrundwand sich konturierenden unteren Zwischenräume zwischen den Spiegeln so auf Papier bringt, dass die braunen «Profile» auf grauem Hintergrund über die angedachte Kopfform einen ornamental reduzierten Aspekt erreichen. Die Idee der Transformation, also die Überführung vertrauter Formen in eine verfremdete Form und damit neuen Wert, erhält in diesen Arbeiten, die alle aktuell für diese Ausstellung entstanden sind, eine zusätzliche Facette konzeptueller Autonomie: In den Tuschearbeiten, mit Dunkelbraun oder Schwarz und Weiss exakt konturiert und monochrom in den profilierten Flächen, vertiefen sich die Schattenrisse zum negativ-positiven Effekt und erhalten einen mehrdeutigen Symbolcharakter: Kopf oder Insigne, Kontur oder Fläche, erkennbar oder abstrakt, raffiniert oder einfach, das einstige Sujet von der Zeichnung über die Linie zum Spiegel und der malerischen Attitüde wird wandelbar in der Benennung und zur Anregung für neue Aussagen.

Nancy Wältis akribische Spurensuche
Die akribische Spurensuche einer mehrdeutigen Begrifflichkeit, insbesondere von Computersymbolen in der Alltagsbedeutung, findet sich im Kellerraum. Das charakteristische Icon des Papierkorbs variiert Nancy Wälti zeichnerisch, penibel und konzentriert in der auf- und abbauenden Minimalisierung und Konkretisierung der einfachen Konturen zur künstlerisch universellen Dimension, die in dieser regelmässigen Struktur an Notenfragmente erinnern. Die leicht ironische Note ihres Schaffens wird vor allem in der tagebuchartigen (jeden Tag hat die Künstlerin eine Karte verschickt) privaten Sammlung von Postkarten deutlich. Das raffinierte Spiel zwischen einfacher Zeichnung und spitzfindigem Bildtitel erweitert die persönliche Note ins doppelbödig Anekdotische.

Bis 6. November 2022. Geöffnet: Fr 18-21 Uhr, Sa 15-18 Uhr, So 11-14 Uhr. Vernissage Sonntag, 16.Oktober, 11.30 Uhr.